Moers Lkw rasen durch 30er-Zone

Moers · Die Anwohner der Orsoyer Alle haben sich zu einer Initiative zusammengeschlossen. Eine Unterschriftenliste haben sie beim Bürgermeister abgeben wollen. Sie fühlten sich hin- und hergeschickt.

Barbara Thiel ist sauer. Grade rauschen wieder zwei große Lastwagen an ihrer Haustür vorbei – mit deutlich mehr als den 30 erlaubten Stundenkilometern, rücksichtlos vorbei an einer Rechts-vor-Links-Straße. Im letzten Moment konnte die junge Frau im vorfahrtberechtigen Auto noch in die Eisen gehen, sonst hätte es geknallt. Die Szenerie wiederholt sich in einer halben Stunde fünf Mal. Kinder sieht man, trotz Ferienzeit, keine draußen spielen. Die Eltern haben es ihnen streng verboten, sagt Thiel.

Weil ein Teil der Römerstraße durch Bauarbeiten an einem Bahnübergang gesperrt ist, wird der Verkehr durch die Tempo-30-Zone umgeleitet. Vor rund 14 Tagen wurde die Absperrung aufgebaut, bis vorgestern hatten die Anwohner jedoch keinen Arbeiter auf der Baustelle gesehen. "Da passiert nichts. Warum wird eine Baustelle eingerichtet und niemand arbeitet?", fragt sich Thiel.

Es ist zu nass

Der Pressesprecher der Stadt, Thorsten Schröder, weiß: "Die Bauarbeiten benötigen absolute Trockenheit". Ein Spezialharz muss im Bereich der Gleisüberfahrt aufgebracht werden. Die ausführende Baufirma habe aufgrund des schlechten Wetters eine Verlängerung der Baustelle bei der Stadt beantragt. Bis zum Ende der Woche soll die Maßnahme beendet sein, sofern das Wetter gut bleibt. Eine neuerliche Verlängerung werde es allerdings ohne gesonderte Prüfung nicht geben, sagt Schröder.

Anwohnerin rief Polizei

"Warum schützt die Stadt die Firma und nicht ihre Bürger?", ärgert sich Thiel. Zusammen mit ihren Nachbarn hat sie eine Unterschriftenliste gegen die Zustände in der kleinen Allee im Rathaus abgegeben. "Dort hat man uns von A nach B geschickt", berichtet Bärbel Seraphin, ebenfalls genervte Anwohnerin. "Die wollten uns los werden", ist sich ihre Tochter Susanne Köckert sicher. Morgens ab halb sechs geht es los, dann rollen die schweren Karossen an Seraphins Schlafzimmerfenster vorbei. So nicht, dachte sich Thiel und rief bei der Polizei in Moers an. Dort sagte man ihr, die Polizei hätte nicht genug Personal, berichtet die Seniorin. Auf Nachfrage hieß es aus der Pressestelle der Kreispolizei in Wesel: "Dafür sind wir nicht zuständig, das ist Sache der Stadt". Schröder: "Das stimmt nicht. Das ist Sache der Polizei". Mittlerweile haben sowohl Stadt und Polizei nach dem Rechten geschaut, und auch den Verkehr gemessen. "Es stimmt", berichtet Schröder von der Auswertung Aktion, "es wird dort zu schnell gefahren".

Kurios: Die Mönchengladbacher Baufirma gibt an, dass man schon längst hätte fertig sein können. Jemand hatte die Absperrung zur Seite geräumt und war über die frisch verarbeitete Fläche gefahren und habe damit die Arbeiten zunichte gemacht. Nun müsse man wieder von vorne beginnen.

(RP)
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