Festival in Moers Liedermachermassaker erinnert an die guten alten Zeltzeiten

Moers · Mit einem "Liedermachermassaker", einem Festival im Festival, brachte das Moers Festival ein bisschen vom alten Zauber des bunten Pfingsttreibens im Stadtpark zurück. Für die anarchischen Klänge, Texte und Töne der Liedermacher und Gaukler-Sänger gibt es einen anerkannten Platz im Programm.

 Die "Bühne" des Massakers war geprägt von Woodstock-Flair: ein schlichter Pavillon als Schutz vor den wiederkehrenden Regenschauern.

Die "Bühne" des Massakers war geprägt von Woodstock-Flair: ein schlichter Pavillon als Schutz vor den wiederkehrenden Regenschauern.

Foto: kdi

"Stellen wir uns einfach mal dumm, ergreifen die Gitarre, ein Lied geschieht und noch eins, und wer anders kommt und noch einer, und plötzlich sind wir mittendrin. Liederschmieder geben sich die Klinkenkabel in die Hand und wissen mit Weisem, Poetischem, Politischem, Banalem und Höchstbanalem zu begeistern und verwirren." Wie versprochen, so geschehen, zu Pfingsten 2017 auf der Maulwurfshügelwiese mit Liedermachern aus dem deutschen Osten wie auch aus dem tiefen Westen. Und so mancher von ihnen, der aus der Grafenstadt in die Welt gezogen war, kehrte zum Massaker in die Heimat zurück.

Die "Bühne" des Massakers war geprägt von Woodstock-Flair: ein schlichter Pavillon als Schutz vor den wiederkehrenden Regenschauern, von denen sich kein Liedermacher die gute Laune verderben ließ, dazu eine bunte Sammlung kitschiger Kunstblumen und eine Gitarre, die von Hand zu Hand weitergereicht wurde. Mal gestimmt, mal nicht, denn "Stimmen ist was für Feiglinge!" Und da machte es auch nichts, wenn man mal "die Akkorde vergessen hat", die Stimme mitten im Lied wegbrach oder der Text plötzlich seine eigenen Wege ging. "Sei mal nicht so ignorant", sang Hans F., der als "die einzige offiziell anerkannte Coverband von "Der Papst, seine Frau und sein Porsche" insbesondere die Stimme des Sängers täuschend echt imitieren kann.

Diese Aufforderung nahmen die Zuhörer sich zu Herzen. Entspannt und amüsiert lauschten sie den balladigen Tönen und kritischen Geschichten, den mal melancholischen, mal witzigen, mal auch finster-skurrilen Texten: "Stell dir vor, dein Vati zückt ein Messer und schneidet dir die Kehle durch." Das konnte oder mochte man sich an diesem sommerlichen Nachmittag nicht vorstellen, dazu war das Ambiente zu friedlich.

Nur wenige Meter von der Massakerbühne entfernt spielten ein paar Männer Boule, zwei Jungs kickten, Spaziergänger schlenderten vorbei. "Mama, was machen die da? Können wir mal zuhören?", rief ein kleines Mädchen. Und schon reihte sich die Familie in die Zuhörerschar und vernahm die Botschaften der Liedermacher. "Das hier ist unser Land, willkommen in unserem Laaahand", sang Bene Belter, der sich mit seinem schüchternen Auftreten die Sympathien sicherte. Zwischendurch sorgten "die Hanne, die Martha und der Klaus" für "ein bisschen Musik mit Litschi, Mango und einem dilettanten Tango". Danach gaben sie ein Lied zum Besten, "das wir noch nie gespielt haben, noch nicht mal zusammen. Mal sehen, wie das auf Publikum wirkt."

(prs)
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