Moers "Lichtkämpfer" wollen weitermachen

Moers · Die Initiative "Licht an" hatte zu ihrem dritten Gruppentreffen Mark Rosendahl eingeladen. Der machte wenig Hoffnung auf eine Dauerbeleuchtung.

 Christian Voigt von der Initiative "Licht an" ist einer der "Lichtkämpfer".

Christian Voigt von der Initiative "Licht an" ist einer der "Lichtkämpfer".

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

MOERS 120 Sparmaßnahmen setzt die Stadt derzeit um. Würden gegen jede einzelne Maßnahme die Bürger mobil machen wie derzeit gegen die Nachtabschaltung, Mark Rosendahl (SPD) würde sich kaum für alle so viel Zeit nehmen können wie für die Initiative "Licht an".

Rund 30 Bürger waren zum dritten Treffen der Initiative gekommen, um mit Rosendahl in der Gaststätte "Schacht IV" über Ängste und Sorgen zu sprechen. Und die wiegen schwer, wie aus vielen engagierten Wortbeiträgen klar wurde. Nach den ersten Wochen mit zeitweise abgeschalteten Laternen berichteten einige betroffene Anwohner, wie beklemmend und bedrohlich die Dunkelheit nun auf sie wirkt.

"Natürlich schlafen die meisten Menschen dann", sagte eine Anwohnerin, "aber ich habe Nachtdienste und muss um 1.30 Uhr das Haus verlassen. Das ist jetzt jedes Mal sehr unheimlich, seit die Laternen abgeschaltet worden sind." Beifall im Saal, Mark Rosendahl macht sich Notizen auf seinem Schreibblock.

Der nächste Bürger meldet sich. Rechnet vor: 120 000 Euro sollen eingespart werden durch die Abschaltung. "Das macht pro Bürger 1,20 Euro im Jahr. Dafür wird uns das subjektive Sicherheitsempfinden genommen", beschwert er sich. Wieder andere berichten von Gesprächen mit Polizisten. Die hätten die Nachtabschaltung als "die schwachsinnigste Sparmaßnahme, die eine Stadt treffen kann" bezeichnet.

Rosendahl notiert weiter, steht schließlich auf, um auf die Wortmeldungen zu reagieren. "Zu Ihrem Empfinden kann ich nichts sagen", erwiedert er und verweist im gleichen Atemzug auf andere Städte, in denen sich die Nachtabschaltung nicht negativ auf die Kriminalitätsstatistik ausgewirkt habe. Es gebe aber auch andere Beispiele, kontern die "Lichtkämpfer", wie sich die Mitglieder der Initiative selber nennen. Schnell wird deutlich, dass an dieser Stelle eine Diskrepanz besteht, die nicht zu überwinden sein wird.

Überhaupt wird sich an der Nachtabschaltung vorerst nichts ändern, daran lässt Rosendahl kaum Zweifel. Mit "großer Mehrheit" habe man in seiner Partei die Entscheidung getroffen, die Nachtabschaltung mitzutragen. "Jetzt sind wir in der Umsetzungsphase", sagt er. Und verweist auf die bereits investierten 180 000 Euro, die zunächst bezahlt werden mussten, um die Beleuchtung umrüsten zu können. Bei einer erhofften Einsparung von 120 000 Euro im Jahr muss die Abschaltung nun mindestens 1,5 Jahre durchgezogen werden, will die Stadt nicht mit einem Verlust aus der ganzen Geschichte gehen. Für Rosendahl ist das jedenfalls keine Alternative, das macht er an dem Abend - erneut - deutlich.

Man werde, sagt er, die Situation im Jahr 2016 erneut betrachten, die gewonnen Erfahrungen mit einfließen lassen und womöglich neu entscheiden, ob die Laternen auch weiterhin ausgeschaltet bleiben. Immerhin werden ja auch peu à peu die Lampen mit der neuen und energiesparenden LED-Technik ausgestattet. Eine Ersparnis würde bei einer Nachtabschaltung freilich bleiben, wenn auch in geringerem Maße.

Die Nachtabschaltung sei, sagt Rosendahl, "aus der Not geboren worden", schließlich müsse im Haushalt jeder Stein umgedreht werden. "Bei den Verhandlungen wird um ein paar Tausende Euro gefeilscht", erwidert er auf den Kommentar, 120 000 Euro seien mit Blick auf den Gesamtetat der Stadt doch ein "Kasperletheater". Die Diskussion ist jedenfalls noch lange nicht zu Ende, auch das machten die "Lichtkämpfer" deutlich. Am kommenden Mittwoch werden sie sich mit Claus Peter Küster (Grafschafter) treffen, auch der Beigeordnete Lutz Hormes wird vor Ort sein, um technische Fragen beantworten zu können. Für die "Licht an"-Mitglieder nach wie vor eine der wichtigsten - und bisher unbeantworteten - Fragen: "Wer haftet eigentlich, wenn es wegen der Dunkelheit zu einem Unfall kommt?"

(RP)
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