Lesung in der Bibliothek Moers Auf großer Expedition in einem nervösen Land

Moers · Jürgen Wiebicke hat ergründet, wie Menschen ihr Glück finden. Jetzt las er aus seinem Buch in Moers vor.

 Jürgen Wiebicke las aus  „Zu Fuß durch ein nervöses Land“ in der Moerser Bibliothek.

Jürgen Wiebicke las aus  „Zu Fuß durch ein nervöses Land“ in der Moerser Bibliothek.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Wenn Menschen anfangen zu wandern, dann haben sie meist das Ziel, entweder sich selbst oder besonders schöne Panoramen zu finden. Jürgen Wiebicke hat im Sommer 2015 einen anderen Weg für sich selbst gewählt: Als „radikaler Anhänger des Gesprächs“, war er auf der Suche nach Dialogen mit Menschen, um zu verstehen, wie sie in diesen Zeiten ihr Glück finden. In seinem Buch „Zu Fuß durch ein nervöses Land: Auf der Suche nach dem, was uns zusammenhält“ vereint er diese Gespräche.

„Mir ging es dabei nicht um einen Selbstfindungstrip. Ich bin kein Pilger“, erklärt der Autor bei seiner Lesung in der Stadtbibliothek. „Wenn man aber unterwegs ist, und Zeit keine Rolle spielt, dann entwickelt man zwangsläufig eine Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge. Man fällt heraus aus seinen Alltagsbezügen und ist auf einmal eine Art Ethnologe.“ Wiebickes Erkenntnis, dass der Weg zum Glück nicht das Kehren vor der eigenen Tür ist, sondern der Wille zur Gemeinschaft, fand großen Zuspruch beim Publikum. Das nicht Wegsehen und nicht in die Opferrolle fallen wollen, sei die Essenz für eine funktionierende Gesellschaft, in der Einzelne etwas Gutes für alle tun können: „Ich habe auf meinem Weg durch Nordrhein-Westfalen gemerkt, wie sich der Blick auf die Zukunft geändert hat. Früher waren die Generationen getrieben von der Hoffnung, dass die eigenen Kinder es einmal besser haben werden. Doch diese Zuversicht ist weg. Heute habe ich das Gefühl, dass sich alle an etwas klammern, weil sie Angst haben, dass die Zukunft nicht besser sein könne, als es die Gegenwart ist. Das ist für mich die Erklärung, warum viele heute in so eine komische Gefühlslage hineingeraten, die auch politisch gefährlich werden kann. Es fehlt die Rationalität und deswegen drehen auch bestimmte Diskurse durch.“ Das sei für Wiebicke eine pathologische Situation, der er mit Dialogen und dem Willen zur Gemeinschaft begegnen möchte.

Sein Besuch in der Grafenstadt war der Abschluss der Reihe „Heimat“ des Neuen Evangelischen Forum Kirchenkreis Moers. Der Einladung folgten rund 100 Zuhörer.

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