Landtagskandidaten in Moers und Neukirchen-Vluyn Kies, Mobilität, Wohnen: Das sind die Positionen

Moers · Fünf der neun Landtags-Kandidaten im Wahlkreis trafen am Dienstag in Repelen aufeinander. Eingeladen hatte der Initiativkreis Moers.

 Das Podium (von links)v: Matthias Alfringhaus, Julia Zupancic, Ibrahim Yetim, Tom Wagener, Hasan Özer und Constantin Borges.

Das Podium (von links)v: Matthias Alfringhaus, Julia Zupancic, Ibrahim Yetim, Tom Wagener, Hasan Özer und Constantin Borges.

Foto: Norbert Prümen

Gut zweieinhalb Wochen vor der Landtagswahl am 15. Mai haben sich fünf der insgesamt neun wählbaren Direktkandidatinnen und -kandidaten im neu zugeschnittenen Wahlkreis Moers/Neukirchen-Vluyn (Wesel IV) zu einer Talkrunde zusammengefunden. Eingeladen hatte der Initiativkreis Moers. Der Vorsitzende Guido Lohmann begrüßte die Zuhörenden im voll besetzten Tagungsraum des Hotels „Zur Linde“ in Repelen. Thematisch ging es um bezahlbaren Wohnraum, die stark umstrittenen Pläne zum Kiesabbau, Mobilitätskonzepte und dort speziell um die Frage, ob die Bahnstrecke zwischen Vluyn und Moers wieder aktiviert werden soll. Außerdem wurden die Kandidaten gebeten, etwas zur Zufriedenheit mit ihrer jeweiligen Partei zu sagen. Die Veranstaltung wurde von Matthias Alfringhaus und Sonja Volkmann von der Moerser Redaktion der NRZ moderiert und konnte auch im Online-Livestream verfolgt werden.

Ibrahim Yetim (57, SPD) stellt sich als einziger Kandidat zur Wiederwahl. Er ist bereits seit 2010 für die SPD im Landtag, möchte seinen Einsatz für den Wahlkreis weiterführen. Im Bund sei die SPD mit den denkbar schwierigsten Themen in die Regierungsarbeit gestartet, mache eine gute Arbeit und werde auch zukünftig eng zusammenstehen. Der Wohnungsnot möchte Yetim mit der Stärkung der Wohnungsbaugesellschaften und der Wiedereinrichtung einer Landesbaugesellschaft begegnen. Um Schrottimmobilien wie das Hochhaus am Vluyner Nordring erwerben zu können, müsse den Kommunen dies per Gesetz ermöglicht werden. Die Kiesabbau-Menge müsse reduziert werden, Technologien für Recycling sollen entwickelt werden und das Land müsse langfristig aus dem Kiesabbau aussteigen. Yetim spricht sich für die Investition in die Bahnstrecke Moers-Neukirchen-Vluyn aus und ist optimistisch, dass die Reaktivierung gelingen kann.
Julia Zupancic (40, CDU) hatte ein Heimspiel beim Gastgeber Initiativkreis, bekam den meisten Applaus. Seit zehn Jahren engagiert sie sich in der Moerser Kommunalpolitik. Sie nutzte die Frage nach ihrer Partei zur Kritik an Kanzler Olaf Scholz. Beim Thema Wohnen möchte sie auf einen Mix von sozialem, kommunal getragenem und privat finanziertem Wohnraum setzen. Den Kiesabbau brauche man auch in Zukunft, so Zupancic. Es müssten aber im Moment verstärkt bestehende Abbaugebiete genutzt sowie auf Baustoffrecycling gesetzt werden. Bei der fraglichen Bahnverbindung sieht sie die ermittelten Kosten von 20 Millionen Euro als zu hoch für den zu erwartenden Nutzen. Eher kann sie sich eine Umwidmung als Radweg vorstellen. Die studierte Ökonomin möchte generell Wirtschaftlichkeit mit Umwelt- und Klimaschutz verbinden.

Tom Wagener (47, Grüne) ist Bauingenieur und für seine Partei im Rat der Stadt Neukirchen-Vluyn. Der Kiesabbau, der unmittelbar vor seiner Haustür stattfinden soll, müsse unbedingt durch Bürgereinsprüche verhindert werden sowie die ausweisbaren Flächen zukünftig reduziert werden. Zur Bezahlbarkeit von Wohnungen sagte Wagener, die notwendigen Maßnahmen für mehr Klimaschutz an Gebäuden dürften nicht zulasten der Mieter gehen. Für seine Partei konstatiert er, dass den Zusagen zum Kampf gegen die Klimakrise Taten folgen werden und dass die Zufriedenheit mit den Ministern Habeck und Baerbock hoch sei. Wie Ibrahim Yetim sieht er die Reaktivierung der Schienenstrecke für den ÖPNV als erstrebenswert und machbar, auch wenn für die Verbindung zum Bahnhof Moers noch Konzepte gefunden werden müssten.

Constantin Borges (27, FDP) engagiert sich im Kreistag und ist stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Liberalen. Der Bankkaufmann und BWL-Student zeigt sich zufrieden mit seiner Partei in der Ampel-Koalition. Borges setzt sich für die junge Generation ein, auch beim Erwerb von Wohneigentum, indem er Steuerbefreiungen fordert. Was den Kiesabbau betrifft, so plädiert er dafür, die Proteste der betroffenen Bürger ernstzunehmen. Allerdings müsse Kies gefördert werden, auch für die Errichtung neuer Windkraftanlagen. Er ist für den Ausstieg des Kreises aus dem Regionalverband Ruhr (RVR) und gegen die Wiederbelebung der Bahnstrecke. Stattdessen setzt er auf flexible und individuelle Mobilität wie einen öffentlichen Nahverkehr „on demand“.

Hasan Özer (37, Die Linke) engagiert sich seit 2008 für seine Partei und ist Mitglied im Integrationsrat der Stadt Moers. Er will sich für die Investition in stadtnahe Sozialbauten einsetzen und für mehr Unterstützung für größere Familien. Beim Kiesabbau plädiert auch er, wie seine Kollegen, für eine verstärkte Rohstoffgewinnung aus recyceltem Material. Den ÖPNV möchte er stärken und möglichst für die Bürger kostenfrei ermöglichen, das gilt auch für die Bahnstrecke zwischen Vluyn und Moers. Was die Streitkultur in seiner Partei betrifft, so sieht er die vielfältigen Meinungen eher als Stärke und setzt stärker auf Inhalte als auf Personalthemen. Er sprach sich im Sinne der Linken gegen Waffenlieferungen für die Ukraine aus.

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