Kamp-Lintfort Kunst aus Afrika erinnert an Picasso

Kamp-Lintfort · Die Galerie Schulz zeigt bis um 16. Dezember 240 Skulpturen Afrikas, die von einstigen Hochkulturen zeugen, zum Beispiel in Mali, Nigeria und der Elfenbeinküste. Jetzt fand die Eröffnung mit hochkarätigen Gästen statt.

 Empfang zur Ausstellungseröffnung (von links): Bernd Schulz, die Botschafterinnen Mali Hawa Keita und Fatoumata Siré Diakite, Bürgermeister Christoph Landscheidt und Otto Fricke.

Empfang zur Ausstellungseröffnung (von links): Bernd Schulz, die Botschafterinnen Mali Hawa Keita und Fatoumata Siré Diakite, Bürgermeister Christoph Landscheidt und Otto Fricke.

Foto: Klaus Dieker

Die Köpfe sind zu groß, die Hände zu lang und die Beine zu kurz: Die anatomisch unrichtigen Proportionen der Figuren erinnern an Pablo Picasso. Doch selbst wenn die Objekte von einem Hauch des spanischen Künstlers umweht zu sein scheinen, sind sie lange vor ihm entstanden — in Westafrika, vor allem in Mali, Nigeria und der Elfenbeinküste, aber auch in den beiden Kongo-Staaten und in Tansania. 240 davon sind in der Herbstausstellung "Skulpturen Afrikas" zu sehen, die am späten Sonntagnachmittag in der Galerie Bernd Schulz an der Oststraße eröffnet wurde.

Sie zeugen von der einstigen Hochkultur Westafrikas. Galerist Bernd Schulz, der seit 1998 auch Honorarkonsul für die Republik Mali in Nordrhein-Westfalen ist, hatte zur Eröffnung hochkarätige Gäste eingeladen: Reinhard Klimmt, ehemaliger SPD-Ministerpräsident des Saarlandes sowie Verkehrs- und Bauminister im Kabinett von Gerhard Schröder, Otto Fricke, Haushaltspolitischer Sprecher und Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion, Hawa Keita, neue Botschafterin der Republik Mali in Berlin, Fatoumata Siré Diakite, deren Vorgängerin als Botschafterin, und Professor Dr. Christoph Landscheidt, Bürgermeister der Stadt Kamp-Lintfort.

"Der Betrachter muss den Verstand herausnehmen und die Skulpturen auf sich wirken lassen", sagte Otto Fricke, der die Ausstellung eröffnete, nachdem Christoph Landscheidt die Grußworte der Stadt überbracht hatte. "Der Betrachter darf nicht wie ein Europäer herangehen und sagen: ,Das ist Impressionismus, das Expressionismus.'" Dabei scheinen die gezeigten afrikanischen Skulpturen, die fast immer aus Holz geschnitzt sind, ein wenig den europäischen Expressionismus und Kubismus vorwegzunehmen. Sie sind streng stilisiert und zeigen meistens Menschen in unbewegter Pose, manchmal auch Tiere. Die Teile, beispielsweise Beine, Arme, Brust, Hals und Kopf, sind gestrafft, auf wesentliche Formen reduziert und manchmal in kubische Elemente aufgelöst. Diese Teile wirken wie einzelne, in sich fertig gestellte Einheiten.

"Über diese allgemeinen Aussagen hinaus ist es bisher nicht gelungen, Stilelemente zu definieren, die in allen Kunstwerken Schwarzafrikas vorhanden sind", so Bernd Schulz, der in den 1960er und 1970er in Westafrika alte Skulpturen sammelte, die er heute in seiner Galerie präsentiert. "Trotzdem fällt es nicht schwer, ein Kunstwerk als ,afrikanisch' zu erkennen."

Die Ausstellung "Skulpturen Afrikas" ist bis zum 16. Dezember jeden Mittwoch, Samstag und Sonntag von 14 bis 18 Uhr an der Oststraße 77 in Kamp-Lintfort geöffnet. Zur Ausstellung ist ein 74 Seiten starker Katalog erschienen.

(RP/rl)
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