Neukirchen-Vluyn Kulturhalle Vluyn droht die Schließung

Neukirchen-Vluyn · Brandschutzsachverständiger sieht "akute Gefahr für Leib und Leben". Mängel sind der Stadt schon seit 2008 bekannt, doch ein Sanierungskonzept wurde nicht umgesetzt. Heute Krisensitzung von Verwaltungsspitzen und Politik.

Bürgermeister Harald Lenßen (CDU) steht die Anspannung ins Gesicht geschrieben. In den letzten Tagen hat eine Krisensitzung die andere gejagt. Seit Freitag vergangener Woche weiß er: Das Neukirchen-Vluyner Heimatmuseum muss geschlossen werden und, was weitaus schlimmer ist, möglicherweise droht auch der Kulturhalle in Vluyn die vorübergehende Stilllegung. Ein Brandsachverständiger hatte am Donnerstag das 1987 renovierte und erweiterte Gebäude inspiziert. Sein Urteil: Es besteht "akute Gefahr für Leib und Leben der Besucher". Die Bauaufsicht der Stadt schloss sich der Bewertung des Sachverständigen an.

Lenßen musste handeln. Schließlich gastierte noch am selben Abend die Kabarettistin "dat Rosi" in der guten Stube der Stadt. Nach Rücksprache mit dem Brandschutzexperten bat der Bürgermeister die Freiwillige Feuerwehr um einen Sondereinsatz. 25 Wehrleute sicherten die von 100 Zuschauern besuchte Veranstaltung. Auch gestern Abend waren die Wehrleute wieder im Einsatz, als Krista Horbrügger über Hexenverfolgungen im Mittelalter referierte.

Diese Veranstaltung musste bereits in die Galerie der Kulturhalle verlegt werden. An der Schließung des Heimatmuseums, in der die Lesung ursprünglich geplant war, werde wohl kein Weg vorbeigehen, sagte Lenßen, der auch Vorsitzender des Museumsvereins ist. "Jedenfalls ist eine Nutzung des Museums im Obergeschoss und im Dachgeschoss nicht mehr möglich."

Bei seiner Inspektion hatte der Gutachter eine Reihe von "Brandlasten" wie Aktenordner, Möbel und Dekomaterial an Orten gefunden, wo sie aus Brandschutzgründen nicht aufbewahrt werden durften. Überdies wurden auch mangelhafte Brandschutzwände, nicht vorhandene Brandmeldeanlagen und unzureichende Fluchtwege moniert. Betroffen davon seien sowohl die Kulturhalle selbst als auch das Café.

Offenbar wurden die Mängel schon bei einer Brandschau im Jahr 2008 entdeckt und in einem am 10. August 2009 vorgestellten Sanierungskonzept berücksichtigt. Zwei Monate später löste Lenßen Bernd Böing als Bürgermeister ab. Der Sanierungsplan verschwand in der Schublade. Nach eigenem Bekunden will Lenßen von dem Papier nichts gewusst haben. "Ich war völlig überrascht. Für mich ist das ein Tiefschlag." Er wies darauf hin, dass es innerhalb der Führungsriege der Stadtverwaltung verschiedene personelle Neubesetzungen gegeben habe. Fand da keine geordnete Übergabe statt? Gestern wollte sich Lenßen noch nicht darauf festlegen lassen, ob die Schlamperei möglicherweise personelle Konsequenzen haben werde.

Immerhin hat der Bürgermeister die Schadensbegrenzung zur Chefsache erklärt. Heute soll festgelegt werden, ob es in der Kulturhalle nicht vielleicht doch weitergehen kann, oder ob die Veranstaltungen vorübergehend ins Stursberg-Gymnasium verlegt werden müssen.

(RP)
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