Neukirchen-Vluyn Kulturhalle: Muss die Sanierung warten?

Neukirchen-Vluyn · Die Mitglieder des Bauausschusses berieten gestern über die stark gestiegenen Kosten für die Brandschutzsanierung. Der Kämmerer verkündete gleich zu Beginn eine schlechte Nachricht: Die Stadt verhängt eine Haushaltssperre.

 Streckenweise ratlos, was die Zukunft der Kulturhalle betrifft, zeigten sich gestern die Mitglieder des Bauausschusses. Doch die Brandschutzsanierung soll weiter hohe Priorität haben, darin sind sich Stadt und Politik einig.

Streckenweise ratlos, was die Zukunft der Kulturhalle betrifft, zeigten sich gestern die Mitglieder des Bauausschusses. Doch die Brandschutzsanierung soll weiter hohe Priorität haben, darin sind sich Stadt und Politik einig.

"Das haut mich um!" Wie Klaus Franzen, dem CDU-Fraktionschef, ging es auch anderen Mitgliedern des Bauausschusses, als Kämmerer Jörg Geulmann ihnen gestern mitteilte: "Ich werde eine Haushaltssperre erlassen." Der Grund sei ein Einbruch bei den Einnahmen aus der Gewerbesteuer. Ein Minus von 1,8 Millionen Euro mache "weitere Einsparungen nötig", sagte der Beigeordnete.

Diese schlechte Nachricht setzte den Ton für die Debatte um die Zukunft der Kulturhalle. Die Kosten für die Brandschutzsanierung drohen aus dem Ruder zu laufen. Inzwischen ist von nahezu einer Million Euro die Rede (die RP berichtete). Wie die Stadt das schultern soll, darüber wurde gestern eingehend debattiert. Manche Ausschussmitglieder zeigten sich resigniert. "Welchen Sinn hat es noch, über diesen Punkt zu diskutieren", seufzte Günter Fesselmann (CDU).

Aber wie konnten die Kosten so rasch um rund 200 000 Euro steigen? Darüber gab das Büro Kersting & Gallhoff Auskunft. Die Architekten zählten auf, was wegen schadstoffhaltigem Klebers im Parkett, wegen defekter Batterien und anderer unerfreulicher Tatsachen zusätzlich auf die Stadt zukomme. "Wir haben darüber ein langes Gespräch geführt", sagte Bürgermeister Harald Lenßen. Die Kostensteigerung habe ihn schockiert: "Mir ist der Kopf nach hinten geschlagen." Aber er müsse nun einräumen, dass er die Berechnungen nachvollziehen könne. Klaus Franzen zeigte sich dagegen mit der Darstellung der Architekten nicht ganz zufrieden: "Ich frage, ob das wirklich alles nötig ist, etwa beim Parkett." Auch Jochen Gottke, stellvertretender Fraktionschef der SPD, erklärte: "Ich kann mit der Präsentation nichts anfangen." Er legte einen Antrag der Sozialdemokraten vor. Darin wird gefordert, ein Maßnahmenbündel zu schnüren, das die Stadt finanziell bewältigen kann. "Das ist es, was wir von ihnen hören wollen." Die SPD hält es für möglich, das Problem durch einen Nachtragshaushalt zu lösen. Die Verwaltung äußerte sich dazu gestern sehr skeptisch. Immerhin waren sich die Ausschussmitglieder und Vertreter der Stadt einig, dass die Sanierung der Kulturhalle weiter hohe Priorität hat. "Ich möchte auf keinen Fall, dass wir bald mitten in Vluyn ein leeres Gebäude mit verhängten Fenstern stehen haben", sagte Harald Lenßen. Eine einfache Lösung, das zeigte auch die Einschätzung eines Brandsachverständigen, ist aber nicht in Sicht. Erwogen wurde gestern, die Halle nur für eine Personenzahl bis 199 freizugeben oder fürs erste nur das Erdgeschoss sanieren zu lassen.

Was die Bevölkerung in Neukirche-Vluyn vor allem interessieren wird: In diesem Jahr wird sich in Sachen Sanierung vermutlich nichts mehr tun. Eigentlich hatte die Verwaltung gehofft, die Arbeiten würden Ende des Jahres beendet sein. Diese Hoffnung rückt nun in die Ferne. Das ist nicht zuletzt eine schlechte Botschaft für das kulturelle und das Vereinsleben in der Stadt. Denn die Kulturhalle hat sich in den vergangenen Jahren zum wichtigsten Veranstaltungszentrum entwickelt.

(RP)
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