Konzert von Konstantin Wecker in der Enni Eventhalle in Moers Ein feinsinniger Poet kämpft mit seiner Stimme gegen Rechts

MOERS · Ausverkauft war das Konzert des Liedermachers Konstantin Wecker am Samstagabend in der Enni Eventhalle. Noch immer ist er der Rebell am Mikrofon.

 Konstantin Wecker begeisterte in der Enni-Eventhalle.

Konstantin Wecker begeisterte in der Enni-Eventhalle.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Eine lange Schlange vor der Eingangstür, eine weitere drinnen am Ticketschalter: Obwohl das Konzert des Münchener Liedermachers Konstantin Wecker in der  Enni Eventhalle am Samstag laut Internet schon eine Weile ausverkauft war, hatten viele Besucher wohl doch noch gehofft, eine Karte zu ergattern. Die meisten von ihnen gehörten, wie auch diejenigen, die  bereits im Besitz einer Karte waren, deutlich zur Generation Plus-50, was jedoch nicht verwunderlich war, denn Konstantin Wecker galt in den in den 70er und 80er Jahren als einer der bedeutendsten Liedermacher Deutschlands - und als einer der rebellischsten.

Das ist er bis heute geblieben, denn gleich sein erstes Lied war eine Neuauflage seiner 1977 erschienen antifaschistischen Kult-Ballade über seinen von Rechtsradikalen erschlagenen Freund „Willy“. „Das ist jetzt fast ein halbes Jahrhundert her, dass ich dieses Lied geschrieben habe. Ich hätte nie gedacht, dass es heute wieder so aktuell sein könnte“, kommentierte er den Song und erhielt dafür zum ersten Mal an diesem Abend einen lauten, anerkennenden Applaus. „Wie kann es sein, dass ein Politiker die unmenschliche Zeit des Naziregimes heute ungestraft als ‚tausendjährige, erfolgreiche Geschichte‘ bezeichnen darf?“, empörte er sich. „Und dann auch noch Sie dazu mit Ihrem unmenschlichen Taktieren zum Thema Flüchtlinge, Herr Seehofer.“ Wieder brandete lauter Zwischenapplaus auf. So kannten ihn die Besucher: kämpferisch und ohne Scheu vor unpopulären Aussagen.

Doch gleichzeitig damit gab sich der inzwischen 71-Jährige an diesem Abend auch als feinsinniger Poet. „Jetzt, da ich allen erklärt habe, wo ich politisch stehe, können wir uns jetzt einen schönen poetischen Abend machen“, kündete er das an, was an diesem Abend ebenfalls viele Besucher in sein Konzert gelockt haben dürfte, nämlich seine unnachahmliche  Fähigkeit, Musik und Sprache miteinander zu kombinieren. „Wie dieser Mann mit Worten umgeht, ist einfach toll“, schwärmte eine Besucherin in der Pause. So war es in der Tat. Egal, ob er an diesem Abend über die Liebe sang – und das geschah ziemlich häufig – über Lebenslust, die Natur oder über die  bayerische Variante des Blues, immer herrschte während dessen eine fast schon meditative Stimmung in der Enni Eventhalle.

„Wir reden nicht, wir schweigen nicht. Wir sind ganz einfach da“, hieß es in einem seiner zahlreichen Liebeslieder an diesem Abend. Dann aber auch wieder politisch zum Schluss in einer Huldigung an die Geschwister Scholl und ihren mutigen Einsatz gegen das faschistische Hitler-Regime: „Ihr habt geschrien, wo andere schwiegen. Es geht ums Tun und nicht ums Siegen.“

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