Moers Das schnelle Weihnachtsmenü von der Tanke

Moers · Der gelernte Koch Jesko Grützmacher hat für ein Last-Minute-Essen in der Tankstelle eingekauft und kaum zehn Minuten dafür gebraucht. Herausgekommen sind drei Gänge.

       In der Küche des Jedermann kreiert Koch Jesko Grützmacher ein spontanes Drei-Gänge-Menü. Dabei darf er nur die Hauptzutaten verwenden, die er zuvor an der Tankstelle eingekauft hat.

  In der Küche des Jedermann kreiert Koch Jesko Grützmacher ein spontanes Drei-Gänge-Menü. Dabei darf er nur die Hauptzutaten verwenden, die er zuvor an der Tankstelle eingekauft hat.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Für die einen kommt Weihnachten einfach immer überraschend, die anderen haben nicht alles geschafft, was auf der To-do-Liste stand, und zuweilen geht auch mal das „Projekt Weihnachtsgans“ schief. Was also tun, wenn am 24. Dezember ab Mittag alle Geschäfte geschlossen haben und hungrige Gäste vor der Tür stehen? Die gute Nachricht ist: Wer jetzt noch nichts im Kühlschrank hat, für den ist es nicht unbedingt zu spät. Profi-Koch Jesko Grützmacher vom Jedermann lässt uns hinter die Küchentür schauen und zeigt, dass auch ein Drei-Gänge-Menü aus Zutaten von – Achtung! – der Tankstelle möglich ist.

Der Einkauf ist schnell erledigt. Zielstrebig steuert der Küchenchef auf ein Regal im hinteren Teil des Verkaufsraums zu, greift nach Wiener Würstchen und Spaghetti, Tomatenketchup und einer Dose Thunfisch. Letzteren gibt es immerhin in drei Sorten. Deutsche Tankstellenkunden sind offenbar Konserven-Fans.

Aus dem Kühlregal landen Eier und Milch im Einkaufsbeutel, Mehl und Salz finden sich ebenfalls im winzigen Tankstellen-Supermarkt. „Obwohl das ja Sachen sind, die eigentlich jeder zu Haus auf Reserve hat“, betont Grützmacher. Es folgen ein Glas Mayonnaise und frische Baguettebrötchen aus dem Back-Shop. „Ein Toastbrot ginge zur Not aber auch“, sagt der Koch. Zwei Mal läuft er vor dem Bezahlen zurück zu den Regalen, entdeckt noch Vanille-Eis, Sekt und einen vernünftigen Rotwein. Keine zehn Minuten braucht der 31-Jährige für den Einkauf.

Zurück im Restaurant in Hülsdonk muss er dann auch nicht lange überlegen, wie die Vorspeise aussieht. „Wir machen einen würzigen Thunfisch-Dip zum Baguette“, sagt Grützmacher. „Der schmeckt eigentlich jedem und ist schnell zubereitet.“ Für die Fisch-Creme wird Mayonnaise unter die Filet-Stückchen gehoben. „Wer zu Hause noch eine rote oder weiße Zwiebel findet, kann die in feine Würfel schneiden und dazugeben“, erklärt der Koch, der in der Alten Apotheke in Rheinberg gelernt hat und die Küche im Jedermann jetzt seit zwei Monaten führt. Dann salzen und pfeffern, vielleicht noch einen Spritzer Zitronensaft zufügen, Brot im Ofen noch einmal kurz aufwärmen und in dünne Scheiben schneiden – fertig ist der erste Gang.

Im Jedermann, das in diesem Jahr 20-jähriges Bestehen feiert und am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag geöffnet hat, stehen zugegebenermaßen etwas aufwändigere Kreationen auf der saisonalen Speisenkarte. Gratinierter Ziegenkäse vom Niederrhein mit Trüffelhonig, Apfel-Chutney, Croûtons, Kirschtomaten, karamellisierte Wallnüssen und Balsamico-Vinaigrette zum Beispiel. Oder Burger vom Vluyner Reh. „Die Speisenkarte wird regelmäßig mit aktuellen Kreationen ergänzt, inspiriert vom saisonalen Angebot“, sagt Grützmacher.

Für unseren Hauptgang darf er trotzdem nur das verwenden, was er in der Tankstelle gefunden hat. Deshalb gibt es Bockwürstchen-Gulasch mit Spaghetti. Dafür verdünnt der Profi den Tomatenketchup mit etwas Wasser und gibt noch eine Prise Zucker dazu, „damit die Säure rausgeht“.

Die Würstchen werden in Scheiben geschnitten und in der Pfanne mit etwas Öl kurz angebraten, bevor sie mit der Soße vermengt werden. „In Gulasch darf ja grundsätzlich alles rein“, sagt der Koch. „Wer also zum Beispiel noch frische Paprika, Tomaten oder Pilze zu Hause im Gemüsefach hat, gibt sie in die Pfanne dazu.“ Dann: Spaghetti circa acht Minuten lang bissfest garen, Gulasch unterheben, wenn möglich, mit ein bisschen Petersilie garnieren, ein Glas Rotwein dazu. Guten Appetit!

„Und zum Nachtisch gibt es Nutella-Crêpes!“, sagt Grützmacher und freut sich. Für zwei Portionen werden 250 Milliliter Milch, zwei Eier, 125 Gramm Mehl, eine Prise Salz und ein Schuss Rapsöl in einer Schüssel zu einem Teig vermischt. Die Masse sollte leicht flüssig sein. „Damit der Crêpe schön dünn wird, ist es wichtig, dass die Pfanne richtig heiß ist“, erklärt der Koch. „Dann eine kleine Kelle des Teiges in die Mitte geben und diese so schwenken, dass sich der Teig ohne Löcher verteilt. Nach Belieben Nuss-Nougat-Creme darauf geben, den Crêpe hälftig zusammenklappen und heiß servieren!“ Damit ist das Drei-Gänge-Weihnachtsmenü komplett.

Privat wird es bei Jesko Grützmacher an Heiligabend übrigens einen Klassiker geben: Kartoffelsalat mit Würstchen. Und die meisten Zutaten dafür gibt es sogar an der Tankstelle.

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