Moers Kloster-Schätze zum Sprechen bringen

Moers · Das Geistliche und Kulturelle Zentrum Kloster Kamp präsentiert sich am Sonntag mit einem Familientag unter neuer Leitung. Dr. Peter Hahnen ist seit etwa 100 Tagen Geschäftsführer des Zentrums. Das Zentrum besteht in diesem Jahr zehn Jahre.

Herr Hahnen, das Zentrum Kloster Kamp besteht seit zehn Jahren. In der Ankündigung zum Tag der offenen Tür am nächsten Sonntag versprechen Sie den Besucher "etwas anderes auf dem Kamper Berg". Wird jetzt alles anders und neu?

Hahnen Nein, wir sind dankbar für das, was hier entstehen konnte. Es finden keine Revolutionen statt, aber es geht um sinnvolle Evolution, um tragfähige Weiterentwicklung. Wir wollen nach vorne blicken, damit es uns nicht so ergeht wie Lots Frau im Alten Testament, die gebannt zurückblickte und zur Salzsäule erstarrte. Unser Jubiläumsprogramm steht ganz bewusst unter dem Motto "alt und jung". Es steht dafür, dass es in einem alten Gebäude jung weitergehen wird und wir in die Zukunft schauen.

Was bedeutet das?

Hahnen Das Zentrum Kloster Kamp steht für Gastfreundschaft und Segen. Unsere Tür wird auch weiterhin allen Besucher offen stehen, und auch die Segensgottesdienste sind ein fester Bestandteil auf dem Kamper Berg. Ich finde einen dritten Begriff wichtig: Zeitgenossenschaft. Wir sind nicht ein Museum des Gestern. Wir stehen im Heute, mit Geschichte, aber die muss ja bewusstwerden können für uns. Wir erreichen bislang recht wenig Familien und junge Menschen. Das sollte nicht so bleiben.

Deshalb erwartet die Besucher am Sonntag zum Jubiläum ein Familienprogramm?

Hahnen Für Familien machen wir Sonntag einiges. Es wird aber auch Angebote für alle quasi von acht bis 88 geben; Führungen etwa, die Orgelmatinee mit Uwe Sin. Jeder Besucher kann am Sonntag seine persönliche Klosterpraline herstellen. Ein Höhepunkt des Tages ist eine Kunstaktion mit Pastor Schulz. Er wird zu einem Thema malen, das ihm eine deutschlandweit bekannte prominente Persönlichkeit stellen wird. Das Geheimnis lüften wir Sonntag um 11.15 Uhr.

Und der Leiter des Geistlichen und Kulturellen Zentrums wird als Zauberer auftreten . ..

Hahnen Das ist mein Hobby aus der Zeit in Kinderklinik und Theater. Ich habe ja zunächst Kinderkrankenpfleger gelernt. Wenn Kinder auf der Station aufgenommen wurden, hatte ich immer ein kleines Kunststück in der Tasche. Und wenn die Situation nicht gerade lebensbedrohlich war, hatten alle mal kurz Spaß, es gab den Kindern einen Schuss Selbstvertrauen und entspannte auch die Eltern.

Sie sind jetzt etwa seit 100 Tagen Leiter des Zentrums Kloster Kamp. Ist alles so gekommen, wie Sie es sich gewünscht haben?

Hahnen Absolut. Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie schnell mich das Neue packt. Von allen Mitarbeitern wurde ich mit offenen Armen empfangen. Sie haben alles getan, damit ich nicht fremdeln musste. Man kann sich nichts Besseres wünschen. Die Mitarbeiter sind aber auch bereit, Bisheriges zu überdenken. Auf jeden Gedanken, den man entwickelt, kommt etwas Konstruktives als Echo zurück. Ich bin von einem Schreibtisch in ein Team gewechselt, das sich mit Herzblut engagiert. Den Kreis der Ehrenamtlichen möchte ich gern noch verstärken. Für den Sommer heißt das, mich der Suche nach weiteren Ehrenamtlichen zu widmen.

Welche Schwerpunkte möchten Sie künftig auf dem Kamper Berg realisieren? Welche Neuerungen wird es geben?

Hahnen Es muss ja in den kommenden Jahren mittelfristig noch etwas zu tun geben. Ich möchte gerne jungen Menschen einen Grund geben, ins Zentrum zu kommen - zum Beispiel mit speziellen Workshops. Wir wollen Frauen mit besonderen Angeboten ansprechen und werden schauen, wie wir die Zusammenarbeit mit Bildungsträgern etwa dem Haus der Familie intensivieren können. Angebote für Individualisten als 'Stille Stunde' möchte ich machen. Es ist mir außerdem ein wichtiges Anliegen, unser Museum zu stärken. Deshalb werden wir in die Museumspädagogik investieren. Das Museum muss seine Schätze zum Sprechen bringen — wie Altmeister Goethe sagte: Man sieht nur, was man weiß. Das geht nicht nur über Gedrucktes. Man kann diese Schätze auch erlebnispädagogisch erfahrbar machen. Damit beginnen wir in der nächsten Sonderausstellung im Gewölbekeller. Pastor Thomas Schulz stellt seine Arbeiten aus, und für die Kinder gibt es bald einen Koffer mit Materialen, damit sie das Gesehene selber kreativ aufgreifen können. Kurz: Wir wollen nicht nur ausstellen, sondern das Leben darstellen, und Kunst als Lebensmittel erfahrbar machen.

ANJA KATZKE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP/rl)
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