Herr Behrens, 2020 wurde der Kalender „Im Himmel überm Niederrhein“ aus der Not heraus geboren, nicht auftreten zu können. Ist es diesmal ähnlich?
Moerser Künstler Christian Behrens „Abstand halten kann manchmal auch schön sein“
Interview Gleich zwei neue Kalender aus der „Kleine Welten“-Reihe hat Christian Behrens für 2022 entworfen. Wie es mit dem Projekt weitergeht und welche Motive er dieses Mal ausgewählt hat, erzählt er im Gespräch mit unserer Redaktion.
12.11.2021
, 15:00 Uhr
Christian Behrens Ja, nachdem die Saison hoffnungsvoll mit ersten schönen Auftritten, vielen Terminen bis Weihnachten und einem großen Interesse bei den Freundinnen und Freunden der „Kleinen Welten“ begonnen hat, lässt uns die aktuelle Entwicklung wieder mal bangen, ob wir weiter auftreten können und dürfen und besonders, ob unsere Gäste auch kommen oder durch die immer dramatischer werdende Corona-Entwicklung verunsichert sind.
Wie kamen Sie auf die Idee, den Kalender „Im Himmel überm Niederrhein“ zu entwerfen?
Behrens Schon länger gab es die Idee, mit den wunderschönen und außergewöhnlichen Fotos, die aus dem Gasballon meines Freundes Volker Kuinke machen durfte, einen Kalender zu entwerfen. Im letzten Jahr konnte ich dieses Projekt dann mit Hilfe von Uwe Grunwald, der ebenfalls ein guter Freund und großartiger Fotograf ist und beruflich gute Kontakte zur Druckbranche hat, realisieren. Der Kalender „Im Himmel überm Niederrhein“ sollte in den schwierigen Zeiten von Corona zeigen, dass Abstand halten manchmal auch schön sein kann und einfach himmlische Freude machen.
Wie fanden die Gäste der „Kleinen Welten“ den Kalender?
Behrens Ich bin sehr glücklich über die überwältigende Resonanz der Menschen am Niederrhein auf den Kalender 2021. Ich habe an die 500 Exemplare verkauft, was mir sehr geholfen hat, das finanzielle Loch, das Corona durch den Wegfall der Live-Auftritte gerissen hat, zumindest teilweise zu stopfen.
Warum gibt es diesmal zwei Kalender?
Behrens Nachdem die Menschen durch den Kalender 2021 auf meine Bilder aufmerksam geworden sind, gab es vermehrt Nachfragen zu Reproduktionen. Neben „klassischen“ Varianten wie Leinwänden oder gerahmten Bildern hatte Uwe Grunwald die Idee, kleine durchsichtige Drucke auf Acryl, gehalten von einem edlen Eichenholzständer, anzubieten. Daraus wiederum entstand der Impuls, einen schönen Tischkalender mit typischen „Kleine Welten“-Motiven im Eichenholzständer herzustellen. Er ist super schick geworden und passt auf jeden Schreibtisch und jede Fensterbank. Die zwölf Kalenderblätter sind auf sehr hochwertigem Papier gedruckt und die Holzständer lassen wir extra von einem Schreiner herstellen. Diese kann man übrigens aufbewahren und für den Tischkalender „Kleine Welten am Niederrhein“ 2023 verwenden, ein kleiner Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Wie genau kann man sich Ihre Jagd nach schönen Motiven vorstellen?
Behrens Nicht nur jede Ballonfahrt, sondern auch jeder Ausflug in die „Kleinen Welten“ vor unserer Haustür ist ein großes Abenteuer. Das Reizvolle sowohl im Großen als auch im Kleinen ist, dass man vorher nie weiß, was einem begegnet. Sei es der Rehbock im Mohnfeld am Aubruchsgraben bei Moers-Schwafheim, sei es der traumhafte Abendhimmel hinter der alten Buche in Vinn oder der großartige Ausblick durch die Wolken auf den Rhein vom Ballon aus. Der Reichtum an einzigartigen Eindrücken und Momenten ist so groß und wundervoll, dass ich immer wieder beseelt und dankbar mit den vielen schönen Bildern in meinem Kopf und meiner Kamera nach Hause komme.
Favorisieren Sie bestimmte Motive am Niederrhein?
Behrens Wie man sicher sieht, sind es – ob nun bei meinen Bildern aus dem Ballonkorb oder aus dem niederrheinischen Gesträuch – immer die Kleinigkeiten, die besonderen Stimmungen und die unentdeckten Reichtümer, die mich begeistern. So fotografiere ich seltener Gebäude und Städte und kaum jemals das „Monumentale“. Selbst bei Motiven, die man kennt und wiedererkennt, liegt der Fokus immer im Detail, so zum Beispiel bei Schloss Lauerfort, dem Aprilmotiv, bei dem das Gras, die Blätter und die blühende Magnolie im Vordergrund stehen und das Schloss im Hintergrund klein erscheinen lassen.
Was hat es mit den Texten unter den Bildern auf sich?
Behrens Die Freundinnen und Freunde unserer „Kleinen Welten“ wie auch die Leser Ihrer Zeitung kennen mich ja oft eher als Autor und Kleinkünstler und nur am Rande als Fotograf. Viele freuen sich deshalb genauso an den kleinen Sprüchen und Gedanken, die – passend zum jeweiligen Bild – unter den Monatsmotiven stehen. So haben die beiden Kalender „eine Dimension mehr“ und geben zusätzlich zum optischen Genuss in jedem Monat einen kleinen Denkanstoß, so zum Beispiel beim Dezembermotiv des Tischkalenders mein Motto für dieses Weihnachtsfest: „Lasst uns Liebe schenken, alles andere geht sowieso kaputt!
