Moers Klassenfahrt: Lehrer rufen Autobahn-Polizei

Moers · Es ist der Alptraum eines jeden Lehrers: Wenn Schüler auf der Klassenfahrt heimlich trinken bis zum Umfallen. "Ich kenne einige Kollegen, die aus dem Grund nicht mehr auf Klassenfahrt gehen", erzählt Marion Schürmann, Leiterin der Moerser Realschule im Schulzentrum Jungbornpark. "Wenn wir schlechte Erfahrungen gemacht hätten, würden wir vielleicht auch nicht mehr fahren."

 Die Düsseldorfer Polizei im Einsatz.

Die Düsseldorfer Polizei im Einsatz.

Foto: rpo/Vassilios Katsogridakis

Die bittere Erkenntnis, dass Jugendliche sich auch beim Klassenausflug ins Koma saufen, traf jüngst die Ernst-Moritz-Arndt-Realschule aus Kreuztal im Siegerland. Der Klassenausflug nach Oberhausen endete vor der Autobahnpolizei in Dortmund-Eichlinghofen. Drei Schüler hatten Schnaps in Saftflaschen gefüllt und sich schon zu Beginn der Fahrt so betrunken, dass sie laut Polizei "deutliche Ausfallerscheinungen" hatten.

In ihrer Verzweiflung stoppten die Lehrer den Bus an der nächsten Polizeistation. Der Jüngste (14) des trinkfreudigen Trios war kurz darauf nicht mehr ansprechbar. Wegen des Verdachts auf schwere Alkoholvergiftung wurde ein Rettungshubschrauber gerufen, der auf der A45 landete und die Autobahn für 30 Minuten blockierte. Die beiden betrunkenen 16-Jährigen wurden vorübergehend zur Beobachtung in ein Dortmunder Krankenhaus gebracht.

Der Leiter der Realschule zog die Notbremse: Er ordnete die sofortige Rückfahrt aller 56 Schüler an. Das Besäufnis der Schüler soll Konsequenzen haben - möglicherweise bis zum Schulverweis, kündigte der Schulleiter an. Für Andrej Priboschek vom NRW-Schulministerium grundsätzlich eine denkbare Sanktion. "Da liegt ein offenkundiges Fehlverhalten der Schüler vor." Die Drei hätten sich und möglicherweise ihre Mitschüler in Gefahr gebracht. "Die Schule wird sich den Sachverhalt genau ansehen: War es Komasaufen mit Vorsatz? Gab es einen Anstifter?", sagt Priboschek.

Schulleiterin Marion Schürmann weiß, dass Alkohol auf Klassenfahrten ein heikles Thema ist und dass das Trinkverhalten immer extremer wird. "Ja, bei begründetem Verdacht kontrolliere ich auch Taschen. Vor einer Klassenfahrt habe ich mal einen Rucksack, der mit Flaschen gefüllt war, hochgehalten und gefragt: Soll ich ihn fallen lassen?!" Doch Kontrolle sei nicht alles. "Man braucht Vertrauen in die Schüler", sagt die Schulleiterin.

Rechtlich ist die Sache einfach: Kein Alkohol, keine Zigaretten unter 16 Jahren, besagt das Jugendschutzgesetz. Darauf verweist auch die Hausordnung der Kreuztaler Realschule. An der Moerser Realschule werden alle Sicherheitsfragen auf Elternabenden vorher geklärt, erläutert Schürmann. Die Schüler wissen, was sie erwartet, wenn sie sich nicht an die Regeln halten. "Wenn mir auf Klassenfahrt einer betrunken entgegentorkelt, sitzt er zwei Stunden später im Zug nach Hause oder wird von den Eltern abgeholt."

Klare Regeln empfiehlt auch Renate Schötz von der Diakonie-Suchtvorbeugung. Schüler, Lehrer und Eltern müssen sie gemeinsam erarbeiten. "Das geht nicht in zehn Minuten. Die Schüler müssen dem auch zustimmen."

(RP)
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