Moerser Stadtquartiere Kapellen: Dörflicher Charme und gute Nachbarschaft

Moers · Aus Kapellen wegziehen? Niemals! Tim Laakmann und Beate Tersteegen sind sich darin einig. "Von der Optik her ist es hier vielleicht nicht so schön, aber von den Leuten her", begründet die stellvertretende Vorsitzende der Werbegemeinschaft "Wir für Kapellen". Laakmann, Vorsitzender des zwölf Mitglieder aus dem örtlichen Geschäftsleben zählenden Vereins, stimmt ihr zu. "Viele Leute kennen sich und schätzen das Dorfleben."

Das mit der guten Nachbarschaft war nicht immer so. Beate Tersteegen kann sich gut an die einstigen Rivalitäten zwischen den Leuten aus dem "Dorf" und der (Zechen-) "Siedlung" erinnern. "Da hat man sich auch schon mal in der Schule gekloppt." Doch das ist, wie der Bergbau, Geschichte. Begeistert erzählen die beiden von einem regen Gemeindeleben, einem engagierten TV Kapellen ("Mit 1300 Mitgliedern einer der größten Sportverein in Moers", so Laakmann), dem Kindergarten, Spielgruppen, Chören. "An die 60 Prozent der Leute hier sind junge Familien", sagt Teerstegen. "Unsere Grundschule hat vier erste Klassen!" An der Schule gebe es sogar noch ein Lehrschwimmbecken. Eine Seltenheit heutzutage.

Trotz einiger leerstehender Ladenlokale stimme auch noch der Gewerbemix, sagt Laakmann, der selbst vor sieben Jahren ein Reisebüro übernommen hat. "Man muss seltenst ins Moerser Zentrum rein." Klar, Wünsche bleiben. Das Angebot an Kleidung sei ausbaufähig, sagt Beate Tersteegen, Chefin eines Frisörsalons. Sie sähe zudem gerne einen "vernünftigen Metzger" oder ein "richtig schönes türkisches Lebensmittelgeschäft" im Ort. Laakmann lenkt den Blick darauf, dass die Kneipen es schwer haben, seit das Rauchen verboten ist. "Zwei werden demnächst leer stehen." Und, ganz wichtig: "Es fehlt etwas für Jugendliche", sagt Tersteegen. "Es gibt zwar ein Jugendzentrum, aber die wenigsten gehen da hin."

Auch an der Entwicklung des ehemaligen Zechengeländes nimmt die Werbegemeinschaft Anteil. Dass die Ansiedlung eines Autohofs gescheitert ist, findet Laakmann bedauerlich. Er hofft, dass nun stattdessen das Möbelhaus Zurbrüggen kommt. "Das schafft bis zu 1000 Arbeitsplätze."

"Ich würde gerne mal mit dem Bürgermeister durch Kapellen laufen, damit er sich Gedanken über Verbesserungen machen kann", sagt Laakmann. Er würde den Blick von Christoph Fleischauer zum Beispiel auf den beklagenswerten Zustand mancher Straßen lenken. Oder ihm darstellen, wo die Busverbindungen nicht gut sind. Auch mehr publikumsträchtige Veranstaltungen wie das vom Stadtmarketing veranstaltete "Soul am See" würden Kapellen guttun. "Soul am See wird gut angenommen. Wenn etwas los ist, dann sind die Kapellener da."

Höhepunkt des Jahres für die Gewerbetreibenden ist das am dritten Septemberwochenende stattfindende "Apfelfest" mit verkaufsoffenem Sonntag. Veranstalter ist der ebenfalls noch bestehende, ältere Werbering. Die vor drei Jahren gegründete Werbegemeinschaft "Wir für Kapellen" beteiligt sich natürlich am Apfelfest. "Es gibt keine Konkurrenz zum Werbering", betont Tim Laakmann. "Aber wir wollten noch mehr machen." Die Mitglieder von "Wir für Kapellen" haben Blumenampeln an den Straßenlaternen angebracht und Aktionen zu Nikolaus und Ostern gestartet.

Eine Vision blieb bisher der eigene Weihnachtsmarkt - "richtig schön, nicht so 08/15" sagt Beate Tersteegen. Aber eine solche Veranstaltung sei mit zwölf Mitgliedern schwer zu realisieren. "Allein schon wegen des Brandschutz- und Sicherheitskonzepts."

(RP)
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