Moers Kapelle mit kurzem Draht zum Karneval

Moers · Seit 95 Jahren gibt es den Musikzug Blau-Weiß Moers-Asberg. Seither haben die Musiker 28 Karnevalsprinzenpaare musikalisch begleitet - unter anderem.

 Ein Ständchen für das Kinderprinzenpaar Max und Hannah. Die Mitglieder des Musikzugs Blau-Weiss Moers-Asberg haben Karneval im Blut.

Ein Ständchen für das Kinderprinzenpaar Max und Hannah. Die Mitglieder des Musikzugs Blau-Weiss Moers-Asberg haben Karneval im Blut.

Foto: Klaus Dieker

Für die Narren ist der Tag der Arbeit immer ein großes Ereignis, weil die Prinzenpaare des Kulturausschusses Grafschafter Karneval, deren Session sechs Monate später beginnt, ihren ersten öffentlichen Auftritt beim Maibaumaufstellen des Musikzuges Blau-Weiß Moers-Asberg haben. Das war am Haus Engeln diesmal wieder so, obwohl es in der Session 2018/2019 kein "großes" Prinzenpaar gibt, das Nobbi I. und Tina I. nachfolgt. Dafür regiert ein "kleines". So präsentierten sich der zukünftige Kinderprinz Max I. und die zukünftige Prinzessin Hannah I. beim Maibaumaufstellen 150 Besuchern. Sie gehören der Karnevalsgesellschaft Lusticana-Barbara Moers-Meerbeck an, zeigten sich bei ihrer ersten Ansprache selbstsicher und verbreiteten schon einmal Vorfreude auf die fünfte Jahreszeit.

"In der Session 1971/1972 waren Hubert und Hedi Wirges von der KG Humorica Prinzenpaar, die Kino-Unternehmer mit Grafschafter, Residenz und Kronen", erzählt Blau-Weiß-Vorsitzender Bernd Kalbfleisch, wie die enge Verbindung des Musikzuges mit dem Karneval entstand. "Sie wählten sich unseren Musikzug als Gardemusikzug aus, der sie begleitete. Seitdem haben wir für insgesamt 28 Prinzenpaare gespielt. In der letzten Session haben wir Nobbi I. und Tina I. begleitet."

Für die Session 1971/1972 erhielt der Musikzug, der 1923 von neun Asberger Bürgern unter dem Namen Marine-Tambourkorps Moers-Asberg ins Lebens gerufen worden war, neue Uniformen und neue Instrumente. Er gab sich einen neuen Namen, nannte sich nicht mehr Tambourkorps Blau-Weiß Moers-Asberg, sondern Spielmanns- und Gardemusikzug Blau-Weiß Moers-Asberg, wie er noch heute vollständig heißt. Außerdem begann er die Planungen für ein eigenes Vereinsheim.

Dieses errichteten die Blau-Weiß-Mitglieder in den Kellerräumen der heute alten Asberger Feuerwache, die neben dem Sportplatz an der Essenberger Straße liegt. "Wenn wir ein Prinzenpaar begleiten, haben wir 80 bis 100 Auftritte im Jahr", berichtet Geschäftsführerin Doris Höbkes-Pichetta. "Allein zu St. Martin spielen wir elfmal. Wir geben Ständchen und treten bei Schützenfesten auf."

Höbkes-Pichetta leitet jeden Dienstag die allgemeine Orchesterprobe und jeden Freitag die Sonderproben im Vereinsheim. Mit den 32 aktiven Musikern übt sie Märsche und Karnevalssongs genau wie aktuelle Lieder ein. Einen "Imperial March" aus dem Science-Fiktion-Film Star Wars und einen Song "Die Karawane zieht weiter" von den Höhnern können die Asberger Blechbläser genauso zum Besten geben wie einen Piratentanz von Willi Girmes.

Die 101 Mitglieder des Musikzuges Blau-Weiß sind eine große Familie, die traditionell die Vorsession des Karnevals mit Maibaumsetzen und Platzkonzert eröffnet, zu dem auch befreundete Musikkorps kommen, diesmal das Musikcorps Hohenbudberg und die Musikvereinigung Duisburg-West. Das jüngste Familienmitglied ist Laura Ströter mit zwölf Jahren, die Trommel und Trompete spielt, das älteste ist Karl Quade mit 86, der jeden Vormittag im Vereinsheim weilt, um Trompete zu proben.

Viele Mitglieder gehören außerdem einem Karnevalsverein an, zum Beispiel der KG Humorica oder dem Garde Corps Moers 2017, das ebenfalls die Farben Blau und Weiß trägt, etwa Bernd Kalbfleisch als Präsident. "Wir haben den niedrigsten Beitrag von allen Moerser Vereinen", sagt der 57-jährige Einkaufsleiter von Siemens in Essen. "Jugendliche zahlen sechs Euro, Aktive zwölf und Passive 23 - nicht im Monat, sondern im Jahr. Uniformen und Instrumente erhalten die Spieler kostenlos, genauso wie die Ausbildung. In fünf Jahren wollen wir unseren 100. Geburtstag groß feiern, anders als diesmal unseren 95."

Kontakt Bernd Kalbfleisch, Telefon 0173 2728935, Mail: bernd-kalbfleisch@ t-online.de

(got)
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