Kamp-Lintfort Kamp-Lintfort leuchtet bald nicht mehr

Kamp-Lintfort · Mehr als ein Jahr lang war das ehemalige Schalthaus des Bergwerks West fantasievoll illuminiert. Zum Ende des Monats läuft das Projekt der Hochschule Rhein-Waal aus. Das Gebäude wird abgerissen.

 Ein Herz aus Licht.

Ein Herz aus Licht.

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"Es ist wirklich schade, dass das Projekt bald eingestellt wird, aber so ist der Lauf der Dinge. Kamp-Lintfort entwickelt sich weiter", sagt Karsten Nebe etwas traurig. Der Professor für Informatik an der Hochschule Rhein-Waal war einer der Initiatoren des Projekts "Kamp-Lintfort leuchtet". Im Juli 2013 entwickelte er gemeinsam mit Studenten ein interaktives Lichtkunstwerk mit insgesamt 126 Scheinwerfern im ehemaligen Schalthaus auf dem Zechengelände.

Seit Dezember 2014 war das Backsteingebäude mit insgesamt 300 Fenstern, in dem sich früher die Hauptstromversorgung des Bergwerks befunden hatte, von innen heraus beleuchtet worden. Auf der Fensterfront die sozusagen als überdimensionales Display genutzt wurde, waren mithilfe von Computertechnik fantasievolle Farbspiele zu bewundern. Für viele Kamp-Lintforter sind sie zu einem starken Stück der Stadt geworden, dessen baldiges Verschwinden bedauert wird - auch wenn das Projekt von vornherein auf Zeit angelegt war.

Zu Beginn waren Sensoren installiert, die die Lichtstärke und Geräuschkulisse aufnahmen. Ein Computer verwandelte diese Daten in Sequenzen, die die 126 Boxen im Wechsel in unterschiedlichen Farben leuchten ließen, um ein großes Bild zu erzeugen. "Wenn zum Beispiel ein Lastwagen an der Friedrich-Heinrich-Allee vorbeifuhr, kann die Geräuschkulisse ein bestimmtes Farbenspiel auslösen, je nachdem wie der Computer programmiert war", sagt Nebe.

Im Laufe der Zeit wurde die Lichtkonstruktion zunehmend interaktiver: Neben den Studenten konnten Künstler und Bürger über eine Webseite eigenen Ideen vorschlagen. Seit der Inbetriebnahme im Dezember 2014 seien so über 100 Vorschläge eingegangen. "Per Zufall wurden die Ideen in den frühen Morgenstunden und spät abends auf der Projektionsfläche vorgestellt", erklärt Nebe. Darüber hinaus verwirklichten die Hochschüler eine Vielzahl von Projekten, die die Konstruktion für interaktive Programme als Bildfläche nutzen.

So wurde ein "Balance-Board" entwickelt, auf dem durch das Halten der Körperbalance ein virtuelles Raumschiff auf der Leuchtkonstruktion gesteuert werden konnte. Auch ein großes Ping-Pong-Spiel konnte auf dem Bildschirm ausgetragen werden: Durch eine Web-App konnten die Spieler durch synchrones nach vorne, oder hinten Neigen des Mobiltelefons einen Balken bewegen, der den virtuellen Ball auf die Seite des Gegners befördert. "So entstand ein gemeinschaftliches Spielerlebnis der besonderen Art", sagt Nebe.

Zur Bewerbung um die Landesgartenschau trug das Team um Prof. Nebe ebenfalls bei. Im Rahmen eines Workshops mit Schülern der Konrad-Duden Realschule aus Wesel wurden Blumenmotive entwickelt und von den Schülern selbst programmiert. Die Motive wurden während des Besuchs der Bewertungskommission dargestellt. "Laut Aussage der Stadt wurde das positiv von der Kommission aufgenommen", sagt Nebe stolz.

Für die Zukunft sei geplant, die Konstruktion "tragbar" umzubauen und einzulagern. So könne das Lichtspiel bei verschiedenen Gelegenheiten aufgebaut werden. Gefördert wurde das Projekt durch die Stadtwerke Kamp-Lintfort, die Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland, die Sparkassenstiftung, RWE und die RAG Montan Immobilien GmbH.

(RP)
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