Kabarett in Moers Von geschlechtslosen Einzellern und Europas ältestem Kassenarzt

MOERS · Kabarettist Jürgen Becker präsentierte im Kulturzentrum Rheinkamp sein Programm „Volksbegehren – die Kulturgeschichte der Fortpflanzung“,

 Jürgen Becker gastierte im Kulturzentrum Rheinkamp.

Jürgen Becker gastierte im Kulturzentrum Rheinkamp.

Foto: Kaiser, Wolfgang (wka)

Die Statistik hat es aufgedeckt. Deutsche Männer denken 60 Prozent des Tages an Sex. Grund genug für den aus den Kölner „Mitternachtsspitzen“ bekannten Kabarettisten Jürgen Becker, sich dieses Themas einmal ausgiebig anzunehmen. Am Samstag tat er genau das unter dem Titel „Volksbegehren! Die Kulturgeschichte der Fortpflanzung“ im nahezu ausverkauften Rheinkamper Kulturzentrum und eröffnete seinem Publikum dabei gut zwei Stunden lang einem amüsanten „Blick in die Unendlichkeit der Schöpfung“.

Die begann, so erklärte Professor Becker, was die Sexualität anging, zunächst eher unspektakulär mit geschlechtslosen Einzellern und entwickelte sich erst sehr viel später zu einem Hauptthema der katholischen Kirche. So habe er sich selber als Heranwachsender im katholischen Köln bis weit in die Pubertät hinein gefragt, wie ein Kondom über einen Storch passt, welche Bedeutung der Bofrost-Mann für Darwins Lehre der Entwicklung der Arten haben könnte, und warum männliche Bienen nur mit ihrer Königin verkehren dürfen.

„Stellen Sie sich mal vor, alle Männer in Deutschland dürften nur mit Angela Merkel schlafen!“, grinste er verschmitzt ins Publikum und gab ihm anschließend die Möglichkeit, diese Vorstellung ein paar Minuten genüsslich sacken zu lassen. „Wussten Sie übrigens, dass die meisten Internetpornos zwischen elf und 17 Uhr abgerufen werden?“, fuhr er anschließend fort. “Und dass Hippokrates, der älteste Kassenarzt Europas, der Ansicht war, häufiger Sex führe bei Männern zu vermehrtem Haarausfall?“ Wieder ließ er seinen Blick eine Weile verschmitzt über die Zuschauerreihen schweifen. Natürlich kam er, wie von einem gebürtigen Kölner nicht anders zu erwarten, auch auf das allseits verbreitete Image seiner Heimatstadt als homosexuelle Hochburg zu sprechen.

„Homosexualität ist in der Natur weit verbreitet“, bezog er dazu eindeutig Stellung. Selbst die Queen habe sich neulich erst für eine Gleichstellung homosexueller Paare ausgesprochen und dabei wahrscheinlich nicht an eine Heirat mit Elton John gedacht. Mit solchen und ähnlichen Bezügen spannte er an diesem Abend von der jungfräulichen Blattlausgeburt bis hin zur erzwungenen Enthaltsamkeit von Aachener Studenten, „Tausend Männer, keine Frau. Ich studier Maschinenbau“ einen weiten, amüsanten Bogen über alle möglichen Spielarten der tierischen und menschlichen Sexualität.

Und zum Schluss gab es dann für alle, denen der Mund dabei trocken geworden war, noch ein leckeres Fläschchen Kölsch. Dem Publikum gefiel es.

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