Moers "Justus Agentur" für NRW-Preis nominiert

Moers · Die Jugendlichen führen eine innerschulische Veranstaltungsagentur, sechs der acht Teilnehmer haben einen besonderen Förderbedarf.

 Sozialpädagoge Klaus Dannenberg mit (v.l.) Bastian, Louis, Giuliana und Julina von der "Justus Event Agentur".

Sozialpädagoge Klaus Dannenberg mit (v.l.) Bastian, Louis, Giuliana und Julina von der "Justus Event Agentur".

Foto: Klaus Dieker

Bastian, Louis, Andrea und die anderen haben schon mit einem Mischpult Bekanntschaft geschlossen, sie haben am Computer Beats erzeugt und mit Melodien unterlegt. Und vergangene Woche, bei der Entlassfeier der Justus-von-Liebig-Schule, da haben sie in die Organisation einer Veranstaltung reingeschnuppert. Die Schüler gehören zu insgesamt acht Fünf- bis Siebtklässlern, die sich jeden Donnerstag für 90 Minuten treffen und die "Justus Event Agentur" bilden, eine Art innerschulische Veranstaltungsagentur im Aufbau.

Sozialpädagoge Klaus Dannenberg leitet die Gruppe, die sich mit allem rund um die Organisation und Durchführung von Veranstaltungen beschäftigt. Dannenberg kennt sich aus. Er hatte früher mal eine eigene Firma und war viele Jahre lang im Kapellener Jugendzentrum Henri für Tonstudio und Konzertbereich zuständig. Schon vor Jahren hatte sich Dannenberg an der Justus-von Liebig-Schule um die Durchführung von Veranstaltungen gekümmert. "Da war alles dabei: Musik, Theater, Bilder und Fotoausstellungen." Mit dem Angebot habe man den Nerv der Schüler getroffen, die musikalisch interessiert und aktiv waren. "Sie hatten ursprünglich eine schlechte Prognose. Über das Projekt haben sie den Draht zum Lernen gefunden", sagt Dannenberg. Und manchen habe das Schulprojekt den Weg in eine berufliche Zukunft eröffnet. Ein ehemaliger Schüler absolviere inzwischen eine Ausbildung zur Fachkraft für Veranstaltungstechnik im Duisburger Theater am Marientor. Ein anderer habe den Bildungsgang Mediengestalter Bild und Ton am Berufskolleg für Technik belegt.

Ähnliche Erfolge erhofft sich der Sozialpädagoge für die neue Generation der "Justus Agentur". Da die Schüler jünger sind als ihre Vorgänger, führt sie Dannenberg allerdings ganz langsam an die umfangreiche Materie heran. Planung von Veranstaltungen, Umgang mit Licht- und Tontechnik, Materialeinsatz, Werbung, Plakatgestaltung, Bestuhlungsplanung, Catering und viel mehr gehört dazu. "Vor ein paar Jahren hatten wir sogar einen Workshop über das Urheberrecht mit einer Anwältin", sagt Dannenberg, der hofft, dass die Agentur irgendwann einmal ein "selbst funktionierender Mechanismus" wird. Will sagen, dass ältere Schüler die Materie jüngeren selbstständig beibringen und er, Dannenberg, weitgehend "überflüssig" wird. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.

Die "Justus Event Agentur" ist übrigens keine ganz freiwillige AG. Sie bildet eine der insgesamt 13 Wahlmöglichkeiten im Unterrichtsfach "Kulturstunde" an der Justus-von Liebig-Schule. "Wir streben den Titel Kulturschule an", sagt Klaus Dannenberg. Dabei wird der Begriff Kultur weit gefasst, wie die Projekte zeigen, aus denen die Schüler wählen können: So gibt es eine Schülerband, es wird getrommelt, getanzt, aber Schüler kochen auch gemeinsam oder bauen Bögen.

Die "Justus Event Agentur" ist nicht nur ein spannendes Projekt, bei dem Schüler viel lernen können. Sie zeigt auch, wie Inklusion in der Schule klappen kann. Sechs der acht teilnehmenden Jungen und Mädchen sind Schüler mit besonderem Förderbedarf. Das Projekt ist sogar für den Inklusionspreis NRW nominiert, den heute Sozialminister Rainer Schmeltzer an acht Projekte aus allen Teilen des Landes verleiht. Dannenberg fährt mit Schulleiterin Claudia Corell und zwei Schülern nach Düsseldorf. "Das ist wie bei der Oscar-Verleihung", sagt Dannenberg. Der Preis sei mit 3000 Euro dotiert. Sollte die "Justus Event Agentur" gewinnen, steht schon fest, was mit dem Geld geschieht. "Das wird in die Arbeit gesteckt", sagt Dannenberg. Außerdem würde er mit den Schülern gerne eine Fahrt unternehmen."In Hohen Neuendorf bei Berlin gebe es eine Schule mit einem ähnlichen Projekt. Mit ihr würde Dannenberg gerne einen Austausch anbahnen. "Das ist bisher aber an den Reisekosten gescheitert."

(RP)
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