Qualitätscheck in Moers Inklusion und Personalnot bereiten Kitas Probleme

Moers · Die tägliche Arbeit in den Einrichtungen funktioniert. Das stellt der aktuelle Qualitätsbericht des Jugendamts fest. Trotzdem gibt es Optimierungsbedarf.

 Einmal im Jahr legen die städtischen Kitas in Moers einen Qualitätsbericht vor.

Einmal im Jahr legen die städtischen Kitas in Moers einen Qualitätsbericht vor.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Diese Frage interessiert nicht nur Eltern: Wie gut oder schlecht sind die Kitas in einer Stadt? In Moers  bewerten die pädagogischen Mitarbeiter der städtischen Einrichtungen seit 2016 ihren Arbeitsplatz über ein jährliches Qualitäts-Managementsystem. Jetzt hat das Jugendamt die einrichtungsübergreifenden Ergebnisse der diesjährigen Bewertung veröffentlicht. Zuvor wurden diese einrichtungsintern besprochen. Die Teams schauten dabei darauf, was gut gelingt und was sie verbessern können. Die Weiterentwicklung der pädagogischen Arbeit sollte dabei genauso im Fokus stehen wie die Frage, wo die Stadt als Trägerin unterstützen kann und muss. Sabine Meurer, Leiterin der Kindertageseinrichtung Holderberger Straße, findet diese Form der Qualitätssicherung und -erweiterung gut. „Man kann sich dadurch pädagogisch wieder auf den Weg machen und als Einrichtung sagen: Was sind unsere Schwerpunkte? Wo wollen wir hin?“, sagt sie. Man könne so dem Betreuungs- und vor allem auch dem Bildungsauftrag der Kitas besser gerecht werden. Auf der anderen Seite erschwerten die Personalsituation und die unterschiedlichen Rahmenbedingungen die Bewertung und auch die Vergleichbarkeit der verschiedenen Einrichtungen.

Personal Laut dem aktuellen Qualitätsbericht zeigen sich Fälle von Personalausfällen in mehreren Einrichtungen. Durch Krankheitsfälle und Teilzeitbeschäftigungen werde die Arbeitsqualität eingeschränkt, heißt es. Die Leitungen der Einrichtungen verweisen erneut darauf, dass die Zeit für qualitätsentwickelnde Prozesse und Teambesprechungen fehle. Damit sich diese Situation bessern kann, müssten die finanziellen Mittel erhöht werden.

Allgemeine Betreuungs- und Bildungsarbeit Die Bewertung der Moerser Einrichtungen bezieht sich auf die Entwicklungsbegleitung und Bildung des Kindes, die Zusammenarbeit mit Eltern sowie die Zusammenarbeit mit Schulen und anderen Partnern. Genau wie im vergangene Jahr wurden Aspekte der allgemeinen Betreuungs- und Bildungsarbeit erneut positiv bewertet. Dazu zählen feste Tagesabläufe, das Erlernen lebenspraktischer Kompetenzen sowie die Entwicklungsdokumentation der Kinder.

Elternbildung Außerdem werden in den meisten Einrichtungen beratende Gespräche und Mitwirkungs-Angebote für die Eltern angeboten. Letztere werden aber selten angenommen, wie aus dem Bericht hervor geht. Grund dafür, heißt es, sei vor allem, dass oftmals beide Eltern berufstätig seien und deshalb nicht die Zeit fänden, Eltern-Angebote der Kitas wahrzunehmen. Gerade die Angebote der Elternbildung wurden daher von vielen Einrichtungen eher schlecht bewertet. Ausnahme dabei sind die Familienzentren, da zusätzliche finanzielle Ressourcen in diesem Bereich und die Möglichkeit, parallel eine Kinderbetreuung anzubieten, einen günstigeren Rahmen schaffen.

Inklusion Auch die Transparenz der Arbeit und der Umgang mit den Bedürfnissen von Inklusionskindern gehören zu den eher schwach bewerteten Indikatoren. Letzteres liege daran, dass qualifizierte Fachkräfte in diesem Bereich schwer zu finden seien, besagt der Bericht.

Entwicklung Die Entwicklungsvorhaben, die die Einrichtungen sich selbst überlegt haben, beziehen sich auf die Bereiche Transparenz, Partizipation, Elternbildung, Konzeptionsarbeit sowie die systematische Vorbereitung auf die Schule. Das Jugendamt möchte die Einrichtungen in diesen Vorhaben unterstützen.

Partizipation Bei der Vorstellung des Berichts im Jugendhilfeausschuss erklärte Meurer beispielhaft, wie und warum die Kita Holderberger Straße ihre Pläne zum Thema Partizipation umsetzt. „Partizipation ist immer wichtig und sie bringt den Kindern auch die Werte der Demokratie nah“, so die Einrichtungsleiterin. Ihrem Team sei es deshalb wichtig, speziell diesen Indikator zu fördern. Zu diesem Zweck wurde vor einigen Wochen ein Kinderbeirat gewählt, der in die Entscheidungsprozesse der Kita einbezogen werden soll. Die Frage, welche Laternen zu St. Martin gebastelt werden, wurde vom Rat beantwortet, demnächst soll er über Weihnachtsgeschenke entscheiden. Wann und wie oft der Kinderbeirat den Erwachsenen die Entscheidungen abnehmen darf, müsse sich noch zeigen, sagt Meurer: „Das entwickelt sich jetzt und wird sich zeigen. Das ist das Spannende daran.“ Neben der Partizipation sollen mit der Maßnahme auch das Selbstbewusstsein der Kinder und das Beschwerdemanagement gefördert werden.

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