Moers Joachim Henn entführt Zuschauer in ferne Länder

Moers · "Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen." Das berühmte Zitat des Dichters Matthias Claudius aus "Urians Reise um die Welt" ist auch heute noch brandaktuell, und die Motive der Reisenden sind so vielfältig wie damals. Mit einem "kleinen Ausflug durch den literarischen Dschungel, manchmal abseits des Weges, manchmal auch diesseits" begleitete Rezitator Joachim Henn eine gut gelaunte Reisegruppe durch bekannte und unbekannte Gefilde.

In seinem neuen Programm "Reisen" erzählt Henn von der Neugier auf das Unbekannte, das die Reisenden antreibt, aber auch von dem Gepäck, das sie zwangsläufig mit sich tragen: "Das Gepäckstück, das jeder Reisende mit sich führt, ist er selber — was gelegentlich auch mal zur Last werden kann." Die sonntägliche Tour im Studio des Schlosstheaters Moers startete ganz stilecht im Zug: "Bleiben wir im Intercity und hören ein paar Handygespräche im Großraumabteil mit: 'Wir haben unseren Geldgeber jetzt soweit eingekreist.' Etwa oder 'Du brauchst nicht bei wetter.de nachzusehen, guck einfach aus dem Fenster.' Mit wenigen, sparsam gesetzten Gesten und angenehm zu-rückhaltend akzentuiertem Timbre gelang es Henn, an einem schlichten Pult stehend, schon mit den ersten Sätzen, das Publikum zu erheitern.

Mit Ausschnitten aus Texten von Peter Bichsel, Mark Twain, Italo Calvino, Werner Finck, Rafik Schami, Martin Suter, Erich Kästner, Kurt Tucholsky, Luigi Malerba und anderen berichtete Reiseleiter Henn von den Abenteuern und Widrigkeiten, die das Erkunden fremder Länder mit sich bringt: von dem Mann, der geradeaus gehen wollte, um zu sehen, ob er wirklich irgendwann zu seinem Tisch zurückkehren würde und den Schwierigkeiten, sich am Strand korrekt zu verhalten, von nackten Busen und geistigen Büstenhaltern, absonderlichen Reisebegleitern und Affen im Zoo, von den Problemen einer Schweizer Führungskraft, sich auf einer Liege zu entspannen, deren Miete nicht bezahlt ist. Nach 80 Minuten war die "Fahrt ins Blaue" zu Ende. Man hätte ewig weiterreisen können.

(prs)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort