Moers Jazz-Camper feiern ihr Festival

Moers · Das Traditionsfest hat begonnen. Der Freizeitpark füllt sich mit Zelten und keiner der Camper will die familiäre Atmosphäre missen. Doch fürchten sie und die Händler für das kommende Jahr mit einem Rückgang der Besucher.

 Die Kamp-Lintforter Festivalcamper: v.l.: Désireé Reiners, Veronika Schneewind, Christina Cesi, Katharina Schneewind, Lisa und David Köster.

Die Kamp-Lintforter Festivalcamper: v.l.: Désireé Reiners, Veronika Schneewind, Christina Cesi, Katharina Schneewind, Lisa und David Köster.

Foto: Klaus Dieker

Die Camper sind da, die traditionelle Zeltstadt im Moerser Freizeitpark steht, die Händler haben ihre Buden aufgebaut und das Festzelt ist voll besetzt. John Zorn steht auf der Bühne, die rund 2000 Zuschauer wippen und klatschen im Takt — das 42. Moers Festival ist eingeläutet.

Draußen vor dem Festzelt tummeln sich bereits tausende Camper — darunter eine Gruppe aus Kamp-Lintfort. Bereits zum achten Mal in Folge haben es sich die sechs Jugendlichen auf ihrem Stammplatz im Park gemütlich gemacht und möchten die familiäre Atmosphäre nicht mehr missen. "Wir haben hier oft die selben Nachbarn, die wir Jahr für Jahr treffen", sagt David Köster. "Oft setzt sich einfach jemand mit der Gitarre oder der Trommel dazu und spielt." Seine Mitcamperin Veronika Schneewind fügt hinzu: "Man wohnt quasi schon hier." Doch haben sie das Innere des Festzelts noch nie gesehen, geschweige denn Interesse an der Musik.

Und nun blasen die Klosterstädter Trübsaal, wird das Festival doch im kommenden Jahr ein ganz anderes werden. Denn das Festzelt wird weichen, die Musik, so der bisherige Plan, in der Theaterhalle am Solimare spielen. Und nur wer sich für die Konzerte ein Tages- oder Wochenendticket kauft, darf im Jahr 2014 dann auch campen — und das nicht wie gewohnt im Park, sondern auf einer ausgewiesenen Wiese in der Nähe des Bettenkamper Meers, wie die Moers Kultur GmbH gestern Abend noch mitteilte. "Wir wollen damit den Konzertbesuchern auf jeden Fall ermöglichen zu campen", sagt die Moers-Kultur-Sprecherin Svenja Doeinck. Für die anderen Camper gebe es noch keine Lösung .

Sollte der Plan für das kommenden Jahr so bleiben, wird er nicht aufgehen, befürchten die Camper. "Keiner campt hier wegen der Musik im Festivalzelt", sagt Veronika betroffen. "Viele werden auf anderes Festivals ausweichen", vermutet sie. "Wir fahren dann über Pfingsten zum Ruhr Rodeo in Mülheim an der Ruhr — und das Jazz wird bald sterben", ist ihre Befürchtung. Das selbe glauben auch die Händler. Tal Preger Galili und Omer Seltzer kommen für die Festival-Saison extra aus Israel, ihr Tattoo-Stand steht schon das sechste Jahr in Folge auf dem Festival in Moers. "Ich glaube nicht, dass wir als Händler noch Kunden haben werden, weil die Camper vermutlich ausbleiben", sagt die 23-jährige Tal sorgenvoll. Michael Spohn, seit 20 Jahren mit indischen Antiquitäten auf dem Moers Festival, befürchtet ebenfalls große Verluste. Er sei auf die Kunden angewiesen, die eben nicht campen, "sondern auf die Klientel, die Konzerte besucht", sagt der 54-Jährige: "Ich verkaufe hochwertige Ware, und die ist teuer", sagt er. Wenn die Einheit aus Campern und Konzertbesuchern durch den Umzug in die Theaterhalle gesprengt würde, verliere das Festival das Flair und die Besucher blieben aus. Spohn hat Angst, dass das Festival die anstehenden Veränderungen nicht verkraftet. Deswegen seine Bitte: "Lasst das Moers Festival leben."

Diese Meinung teilen die tausenden Camper, die die kommenden Tage im Freizeitpark ausgiebig genießen werden. Denn wer weiß, ob es nicht das letzte Mal sein wird.

(RP/ac/anch/url/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort