Bethanien-Krankenhaus Für den Traumjob nach Moers

Moers · Hebammen aus Italien verstärken seit dem vergangenen Jahr das Team im Krankenhaus Bethanien. Warum es viele Geburtshelferinnen aus dem südlichen Europa nach Deutschland zieht.

 Die Hebammen Chiara Vaccarino, Giulia Villegio und Chiara Pizzuti (von links) mit dem gerade geborenen Leander.

Die Hebammen Chiara Vaccarino, Giulia Villegio und Chiara Pizzuti (von links) mit dem gerade geborenen Leander.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Sie finden den Winter in Deutschland nicht so richtig schön, und Heimweh haben sie auch noch hin und wieder, die vier jungen italienischen Hebammen Marta Corsale (25), Chiara Pizzuti (24), Chiara Vaccarino (22) und Giulia Villegio (23), die seit Ende Juni zum Geburtshilfe-Team im Moerser Bethanien-Krankenhaus gehören. Ansonsten fühlen sie sich die vier aber ganz wohl.

Das hörte ihre Chefin, die Leitende Hebamme Ursula Kamp, nicht ungern. Denn wie an vielen bundesdeutschen Krankenhäusern waren auch in ihrer Abteilung gut ausgebildete Fachkräfte bisher nur schwer zu finden gewesen. Doch diese Notsituation hat sich jetzt dank der vier neuen Hebammen aus dem Süden Europas geändert.

„Im Gegensatz zu uns ist die Hebammen-Ausbildung in Italien ein Studienfach. Der Beruf ist entsprechend hoch angesehen, was wiederum viele Hochschulabgänger zur Folge hat, für die es jedoch nicht genügend Stellen im Land gibt“, erklärt sie. „Das hat uns geholfen.“

„Ja, das stimmt“, bestätigt die aus Palermo stammende Chiara Vaccarino in einem schon erstaunlich guten Deutsch. Die Fachkräfte an den Kliniken in ihrem Heimatland würden oft bis ins hohe Alter hinein arbeiten, und so lange habe sie nach dem Studium nicht auf eine Stelle warten wollen.

Vaccarino und ihre Kolleginnen hatten sich nach dem Studium in einer europäischen Arbeitsvermittlungsagentur registrieren lassen und sich schließlich für Deutschland entschieden, weil dort die Arbeitsbedingungen an den Kliniken ähnlich wie in ihrem Land gewesen seien. Deutschland selber kannten sie und ihre römische Kollegin Chiara Pizzuti – Marta Corsale war bei dem RP-Besuch nicht dabei, und Giulia Villegio kam wegen einer gerade stattfindenden Geburt erst später dazu – bis dahin nur als touristische Berlin-Besucher. Entsprechend neugierig waren sie daher auf Moers und ihre neue Aufgabe am dortigen Bethanien-Krankenhaus.

Dort erwartete sie in den ersten sechs Wochen erst einmal ein intensiver Sprachkursus, mit dem sie ihre schon drei Monate zuvor in Italien erworbenen deutschen Sprachkenntnisse ausbauten und den sie auch jetzt noch zweimal wöchentlich besuchen. Anschließend wurden sie dann peu à peu in den klinischen Geburtsalltag integriert und sind inzwischen ein fester Bestandteil der derzeit aus 25 Personen bestehenden Geburtshelfer-Mannschaft.

„Wir waren anfangs noch ein wenig skeptisch, nachdem wir von ähnlichen Anstellungen in anderen Klinken gehört haben, dass viele Bewerberinnen schon nach kurzer Zeit vor lauter Heimweh wieder nach Italien zurück sind. Doch das ist bei uns nicht der Fall“, schildert Ursula Kamp ihre Erfahrungen mit den italienischen Kolleginnen. „Wir sind bisher hellauf begeistert.“

Die vier haben nach eigener Aussage zwar ebenso oft – vor allem jetzt im Winter – ziemlich heftig mit sehnsüchtigen Gefühlen nach wärmeren Temperaturen und natürlich nach ihren Familien und zurück gelassenen Freunden zu kämpfen, betrachten ihre Zeit im Moerser Krankenhaus jedoch auch als berufliche und persönliche Herausforderung.

Und wie funktioniert es mit neuen Freundschaften und anderen sozialen Kontakten in Moers? „Wir haben bisher alle im Krankenhaus-Wohnheim gewohnt, suchen aber nach einigermaßen bezahlbaren Wohnungen“, antwortet Chiara Vaccarino. Im Wohnheim, so berichtet sie, habe sie jedoch ihre bisher besten Kontakte gefunden.

„Ich denke, diese Sache ist eine Erfahrung fürs ganze Leben“, fasste Giulia Villegio ihren Entschluss, sich für Deutschland zu entscheiden und nach Moers zu gehen, in einem einzigen Satz zusammen. Dennoch teilt sie die Absicht ihrer anderen italienischen Kolleginnen, irgendwann einmal in ihre Heimat zurückzukehren.

Es sei denn, schränkt eine der jungen Frauen lächelnd ein: Man trifft jemanden, dessen Liebe einen an der Rückkehr hindert.

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