Unsere Woche Integrationsbeauftragter in Moers überflüssig?

Moers · Die Stadt Moers muss Wege finden, wie der Übergang von ehrenamtlichem Engagement für Flüchtlinge zu professionellem Management organisiert werden kann.

Ganz am Ende des zweiten Flüchtlingsgipfels, zu dem der Bunte Tisch eingeladen hatte, stellte eine junge Frau im überfüllten Gemeindesaal der evangelischen Kirche Eick-West eine provokante, doch naheliegende Frage: Kann man das Chaos bei der Betreuung der Flüchtlinge in Moers nicht einfach Chaos sein lassen?

Ganz so naiv ist die Frage nicht. Sie fußt nämlich auf einer Erfahrung, die viele Menschen in den vergangenen Monaten gemacht haben. Ja, die Versorgung der vielen Menschen die auf der Flucht vor Krieg oder Armut nach Deutschland gekommen war, verlief oft chaotisch.

Das lag auf der einen Seite daran, dass die Behörden auf einen solchen Ansturm nicht vorbereitet waren, und auf der anderen Seite wegen der manifesten Ohnmacht staatlicher Stellen viele Organisationen, Initiativen und Einzelpersonen mit eigenen Hilfsangeboten die Lücken schlossen, die staatliche Ohnmacht eröffnete. Besonders in Moers war die Welle privater Hilfsbereitschaft überwältigend.

Das verdient Anerkennung in höchstem Maße, sicher. Aber daraus, den Schluss zu ziehen, dass wir auf dem sicheren Weg sind, weil sich die Bürger um vorhandene Strukturen nicht scherten und selber aktiv wurden, wäre fatal. Denn es ist unübersehbar, dass die von vielen auch Seiten anlaufenden Hilfsaktionen bewährte Strukturen gefährden können. So führte über die sozialen Medien verbreitete Aufrufe, Kleider zu spenden, dazu, dass Hunderte von Anrufern das Telefon beim Bunten Tisch blockierten. Spätestens da wurde deutlich, dass in Moers eine Stelle fehlt, an der die Aktivitäten der Helfer zusammenlaufen.

Hayat Ketfi vom Bunten Tisch hätte diese Stelle eigentlich sein sollen. Doch das kann sie aus zwei Gründen nicht leisten. Erstens hat sie nur eine 20-Stunden-Stelle für ihre Arbeit. Das war zu Beginn des Jahres, als der Posten geschaffen wurde, schon knapp. Jetzt ist Ketfi überfordert. Zweitens haben viele Verbände ignoriert, dass es in Moers eine solche Koordinationsstelle gibt. Nur 30 Prozent der Fragebögen, mit denen Ketfi sich um eine Bestandsaufnahme der Flüchtlingsarbeit bemühte, wurden zurückgeschickt.

Eigentlich wäre es die Aufgabe des Integrationsbeauftragten der Stadt gewesen, hier mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Doch der stand so am Rande des Geschehens, dass er nun neue Aufgaben in einem anderen Ressort zugewiesen bekam.

Die Stelle des Integrationsbeauftragten ist seither vakant. Es wäre ein verheerendes Zeichen, würde sie nicht schnell wieder besetzt werden.

Ein schönes Wochenende! juergen.stock@rheinische-post.de

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort