In Moers zeigt Vera Feldmann ein Solo in „Leichenschmaus im Frauenhaus“ Wenn das Lachen im Hals stecken bleibt

MOERS · In „Leichenschmaus im Frauenhaus“ schlüpft Schauspielerin Vera Feldmann in sechs ganz unterschiedliche Frauenrollen. Das Publikum war begeistert von der Gratwanderung zwischen böser Ironie und leichtem Witz.

 Premiere von „Leichenschmaus im Frauenhaus“ in der „Röhre“: Vera Feldmann spielte unter anderem eine überlastete Chirurgin.

Premiere von „Leichenschmaus im Frauenhaus“ in der „Röhre“: Vera Feldmann spielte unter anderem eine überlastete Chirurgin.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Vera Feldmann, in Leipzig geboren, in Rostock zur Schauspielschule gegangen und vor zwei Jahren der Liebe wegen nach Moers gezogen, präsentierte sich im Keller der „Röhre“ mit einer Neuauflage des satirischen Bühnenstücks „Leichenschmaus im Frauenhaus“ des Berliner Theaterautors Philipp Schaller. Dazu schlüpfte sie gut zwei Stunden lang in insgesamt sechs verschiedene Frauenrollen, und umriss dabei auf witzige, gleichzeitig aber auch ernste Weise die unterschiedlichsten Befindlichkeiten unserer heutigen Gesellschaft.

Frau Warnke machte den Auftakt. Sie und ihr Mann Paul hatten zum Abschluss einer Weltreise am Pariser Flughafen sieben Flaschen hochprozentigen Alkohol gekauft, da sie aber jeder nur 100 Milliliter Flüssigkeit mit in den Flieger nehmen durften, den gesamten Vorrat in einem Schwung auf die gerade noch erlaubte Menge „herunter verkostet“. Entsprechend herzlich wurde ihr beschickerter Auftritt von den Zuschauern belacht. Später nach der Pause erschien sie dann noch einmal -diesmal ausgenüchtert - als „typisch deutscher“, ständig auf Mängelermäßigungen bestehender Urlaubsgast, und da war sie dann nicht mehr ganz so witzig, als sie mit selbstgerechter Miene lautstark verkündete: „Natürlich kann man für einen netten Rollstuhlfahrer am Strand keinen gleichgroßen Preisnachlass verlangen, wie für einen Spastiker, der einen in der Hotellobby anstarrt.“

Auch als penetrante Übermutter eines lange schon erwachsenen, homosexuellen Sohnes und als Schwangere mit total überzogenen Erfolgswünschen für ihren noch gar nicht geborenen Nachwuchs ließ sie die Grenzen zwischen Witz und Gesellschaftskritik immer wieder verschwimmen: „Mit Männern! Mein Burghardt soll doch nicht die gleichen Fehler machen wie ich.“ Und: „Natürlich wünsche ich einen Kaiserschnitt. Wie soll ich denn sonst mein Kind früh genug in Oxford anmelden?“ All das war trotz seiner bösen Ironie immer noch witzig.

Bei der Darstellung einer Chirurgin mit schweren Alkoholproblemen, einer selbstgerechten Adoptivmutter und einer 79-jährigen Witwe und ihrer Angst davor, erst Monate nach ihrem Tod in ihrer Wohnung entdeckt zu werden, blieb den Zuschauern das Lachen jedoch zwischendurch nur allzu oft im Hals stecken. „Ich habe dieses Stück schon häufiger gespielt und fand es sehr geeignet für die kleine Bühne hier in der Röhre“, erklärte Vera Feldmann nach der Vorstellung. Wenn es nach ihr geht, möchte sie dort demnächst noch häufiger zum Beispiel mit Lesungen, Chansonabenden und auch einem Kabarettprogramm auftreten, an dem sie zurzeit schon arbeitet. Daneben ist sie seit Kurzem an der Deutschen Pop-Akademie in Bochum als Schauspiellehrerin tätig. „Es ist nicht ganz einfach, als Schauspielerin in einer fremden Stadt Fuß zu fassen, aber ich liebe diesen Beruf und hoffe, dass das heute hier in der Röhre ein vielversprechender Anfang war.“

Am Freitag, 7. Dezember, ist Vera Feldmann noch einmal um 20 Uhr Uhr mit dem Stück „Leichenschmaus im Frauenhaus“ auf der Kellerbühne der Moerser Kulturkneipe „Die Röhre“ in der Weygoldstraße 10 zu sehen. Die Karten dazu kosten zehn Euro.

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