Moers Improviser spielt die letzte Session in Moers

Moers · Unterstützt von vier Kollegen hat John-Dennis Renken sich von den Moerser Musikfreunden verabschiedet. Der Trompeter freute sich, dass trotz der Zeit "zwischen den Jahren" viele Zuhörer kamen.

 Faszinierende Improvisationen boten John-Dennis Renken und seine Mitmusiker, darunter Angelika Niescer (Saxophon) und Markus Braun (Bass).

Faszinierende Improvisationen boten John-Dennis Renken und seine Mitmusiker, darunter Angelika Niescer (Saxophon) und Markus Braun (Bass).

Foto: dieker

Zur letzten Session im Jahr 2017 hatte der Moerser Improviser in seine Residenz in die Kleine Allee eingeladen. Über 40 Zuhörer knubbelten sich in der guten Stube, manch einer versuchte gar vor der Tür oder am Fenster etwas von den Klängen zu erhaschen, die der Trompeter John Dennis Renken gemeinsam mit vier befreundeten Musikern erzeugte. Am Saxophon war die erste Moerser Improviserin Angelika Niescier mit dabei, am Flügel Laia Genc, am Kontrabass Markus Braun und an den Drums Jo Beyer.

Ganze 50 Minuten lang versanken die Jazzmusiker in eine andere Welt. In der gemeinsamen, freien Improvisation wurde es laut und wild und scheinbar chaotisch, eine gemeinsame tonale Basis oder ein gemeinsamer Rhythmus waren nicht erkennbar. Jeder schien sein Instrument nach allen Facetten und Möglichkeiten zu bearbeiten und nicht nur Töne, sondern auch Geräusche herauszuholen. Der Klang schwoll an und wieder ab, schließlich wurde er zitternd, vibrierend, quietschend, kratzend, klopfend und hauchend, bevor er in einen ruhigeren Klangteppich überging. Alle Vier waren ganz mit sich und ihren Instrumenten beschäftigt, die beiden Bläser die ganze Zeit über mit geschlossenen Augen.

Man sei als Musiker ganz weg, ganz woanders, hochkonzentriert und versuche, die Akzente der anderen aufzunehmen und in einen gemeinsamen Flow zu kommen, erklärte John-Dennis Renken im Anschluss an die Session. Populär und gefällig ist diese Musik sicher nicht, aber es sei eine Form der Musik, die eben auch ihre Berechtigung habe. "Und wenn man auf der Bühne gemeinsam authentisch agiert und die Energie spürt, dann kommt genau das auch rüber", so Renken. "Selbst wenn es nicht gefällt, sagen die Zuhörer: Es war gut!" Die Besucher waren jedenfalls so angetan von der Session, dass sie noch eine Zugabe hören wollten.

Das Jahr in Moers, das sich für den 36-jährigen jetzt dem Ende zuneigt, sei für ihn etwas ganz Besonderes gewesen. Er schaue zurück auf ein "tolles, bewegtes Jahr mit vielen verschiedenen Kooperationspartnern aus allen möglichen Sparten der Kunst." Es sei ein Traum, sich als Musiker ein Jahr lang frei austoben zu können, so Renken. Die Moerser habe er als überraschend offen und interessiert erlebt. Er habe gestaunt und sei dankbar für so viel Wertschätzung. "Gerade an einem Abend wie diesem zwischen den Jahren habe ich nicht mit so vielen Zuhörern gerechnet", zeigte sich Renken beeindruckt.

Rückblickend gebe es viele besondere Erinnerungen. Eine sei sicherlich die Projektband, die sich für das Moers Festival gebildet habe. Das Quintett sei inzwischen unter dem Namen "Tribe" zu einer festen Band zusammengewachsen, plane gemeinsame Konzerte und die Aufnahme einer CD. Anfang 2018 können die Moerser John-Dennis Renken noch beim Kindertheaterstück "Nur ein Tag" erleben, wo er als "Grille" für die musikalische Untermalung sorgt.

Wer im Januar den Staffelstab von Renken als neuer Improviser übernimmt und in die Residenz einzieht, ist noch geheim. Nur so viel ist bekannt: Es scheint eine "Sie" zu sein. Festivalleiter Tim Isfort umschreibt sie in seiner Ankündigung auf der Homepage des MoersFestivals als "Fledermaus" und macht mit folgenden Stichworten neugierig: "Grenzbereiche des Hörens, elektroakustische Experimente, musikalische Blindflüge ...".

Das Geheimnis um die Person des neue Improvisers wird am 27. Januar um 19.30 im Kammermusiksaal der Musikschule gelüftet.

(rau)
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