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Serie<strong> Jugendzentren Im Zoff ist erlaubt, was zu Hause tabu ist

Moers · Tanz und Medien hat sich das Moerser Jugendzentrum auf die Fahne geschrieben. Es gibt auch mal eine durchzockte Nacht.

 Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht im Jugendzentrum Zoff getanzt wird. Hier während der Moving-Moers-Jugendkulturwoche: Breakdance Workshop mit Tanzpädagoge Yasin Ertem.

Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht im Jugendzentrum Zoff getanzt wird. Hier während der Moving-Moers-Jugendkulturwoche: Breakdance Workshop mit Tanzpädagoge Yasin Ertem.

Foto: Klaus Diecker

Moers Es war eine regelrechte Sensation in Moers, zumindest unter den Jugendlichen: Der Neukirchen-Vluyner Armin "Shorty" Nezirevic hat es nach großem Hin und Her bei der TV-Casting-Show Popstars in die Band "Room 2012" geschafft.

Rolf Hartmann, Leiter des Jugendzentrums Zoff, schüttelt heute nur noch den Kopf darüber. Armin ist in der Einrichtung an der Wilhelm-Schroeder-Straße groß geworden, hat in dem großen Spiegelsaal wie viele der anderen Jugendlichen auch getanzt und seine Schritte geübt. "Durchs Tanzen sollen die Jugendlichen wachsen, Selbstwertgefühl und -vertrauen entwickeln. Aber keinen Ehrgeiz. Das sehen wir hier eher kritisch", sagt Hartmann.

Seit 20 Jahren gibt es kaum einen Tag, an dem keine Tanzgruppe vor den Spiegeln in der oberen Etage übt. "Wir haben mit Michael Jackson angefangen, heute tanzen die Gruppen vor allem Break- und Streetdance oder HipHop." Auch wenn die Selbstfindung im Vordergrund steht: Ein paar Pokale verstauben in einer der Ecken im Jugendcafé. Dort treffen sich Jugendliche zwischen zwölf und 18 Jahren an fünf Tagen der Woche zum Kickern oder Billard spielen. Auch der Computerraum erfreut sich großer Beliebtheit. "Wir haben im Zoff schon sehr früh mit Computern gearbeitet", sagt Einrichtungsleiter Rolf Hartmann. "Damals war Facebook noch unbekannt." Heute sei das Thema soziale Netzwerke so präsent, dass die Mitarbeiter des Jugendzentrums eine Fortbildung zum richtigen Umgang besucht haben. Im Herbst soll es ein ähnliches Angebot für die Jugendlichen geben. Nicht nur das Surfen, auch das Spielen am PC hat seinen Reiz. So gab es erst in der vergangenen Woche wieder eine LAN-Party – Zocken die ganze Nacht und ein gemeinsames Frühstück am nächsten Morgen. "Viele der Jugendlichen, die im Zoff am Computer spielen, dürfen das zu Hause nicht. Aber besser sie machen es hier in der Gemeinschaft, als alleine im stillen Kämmerlein", findet Hartmann.

Ein weiterer Schwerpunkt des Zoff Jugendzentrums: selber Medien machen. Angefangen hat es mit Radioproduktionen beim Bürgerfunk. Heute finden regelmäßig eigene Filmprojekte statt, bei denen die Jugendlichen selbst zum Regisseur und Kameramann werden. Am bekanntesten: "Pudding ohne Milch". Der gut 50-minütige Film erzählt die Geschichte eines Mädchens, das in Armut aufwächst und Schwierigkeiten hat, richtig damit umzugehen. "Wir haben viele problematische Jugendliche im Haus, deren Verhalten besonders im Sozialen ausbaufähig ist", sagt Hartmann. "Durch die Zusammenarbeit bei solch einem Filmprojekt erleben sie ein Gemeinschaftsgefühl – und bekommen wichtiges technisches Rüstzeug mit auf den Weg, um eventuell einmal in der Medienbranche Fuß zu fassen."

Um Zukunftsperspektiven geht es auch in der nächsten Zoff-Produktion. Hierfür sollen Interviews mit Jugendlichen geführt werden, auch auf der Berlinfahrt in der nächsten Woche. Bis zum Schulanfang hat das Jugendzentrum dann geschlossen. Dass seine Jugendlichen im September alle wiederkommen, weiß Rolf Hartmann genau. "Wir sind seit vielen Jahren ein gut besuchtes Haus. Unser Erfolgsrezept: Wir haben immer ein offenes Ohr und Auge. Denn obwohl bis zu 80 Jugendliche am Tag kommen, versuchen wir, uns für die einzelnen Probleme Zeit zu nehmen."

(RP)
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