Historie in Moers Im Schlosshof wird Geschichte sichtbar

Der Innenhof des Moerser Schlosses wird wieder Veranstaltungsort. Museumsleiterin Diana Finkele will für 2020 ein Programm erarbeiten. Die Neugestaltung war für alle Beteiligten mit Entdeckungen und Überraschungen verbunden.

 Der Schlossinnenhof wurde bei der Neugestaltung bewusst schlicht gehalten. Er wird künftig wieder als Veranstaltungsort genutzt. Museumsleiterin Diana Finkele (Mitte mit Sabine Kaspers und  Marc Alexander Horsters vom ZGM) möchte für 2020 ein Programm entwickeln.   Foto: Reichwein

Der Schlossinnenhof wurde bei der Neugestaltung bewusst schlicht gehalten. Er wird künftig wieder als Veranstaltungsort genutzt. Museumsleiterin Diana Finkele (Mitte mit Sabine Kaspers und  Marc Alexander Horsters vom ZGM) möchte für 2020 ein Programm entwickeln. Foto: Reichwein

Foto: Christoph Reichwein (crei)

„Eingeschränkte Kopffreiheit!“ warnt ein Schild an der Treppe zum Tonnengewölbe. Dass man sich just hier auch im Bereich des einstigen Ostturmes des Moerser Schlosses befindet, nimmt man gar nicht so schnell wahr. Dabei war es 2015 eine kleine Sensation, als Archäologen bei Sondierungsgrabungen an vier Stellen Rundbogen-Nischen entdeckten.

„Hier stand ein viereckiges Gebäude, das jünger als die Ringmauer und älter als die Zwingermauer unseres Schlosses ist“, berichtet Museumsleiterin Diana Finkele. Die Archäologen gehen davon aus, dass sich hier ein Wohnbereich befand. Wandnischen und Kerzennischen weisen darauf hin. Über einen Durchgang durch die Ringmauer war der Ostturm sogar mit dem restlichen Schloss verbunden. „Es war eine große Überraschung, als in der Mauer der Rundbogen mit Treppenabgang entdeckt wurde“, sagt die Museumsleiterin.

Die Neugestaltung des Schlossinnenhofs ist abgeschlossen. Zielsetzung des mehrere Jahre andauernden Projekts war, die archäologische Baugeschichte des Schlosses für Besucher sichtbar zu machen. Seit Mai ist der Schlossinnenhof als Veranstaltungsort von den zuständigen Behörden wieder freigegeben. Vor Überraschungen waren Diana Finkele und Sabine Kasper, die das Projekt seit 2008 für das Zentrale Gebäudemanagement Moers (ZGM) als Projektleiterin betreut, übrigens in der kompletten Bauphase nicht gefeit.

 Museumsleiterin Diana Finkele zeigt das Tonnengewölbe. Von dort aus geht es in den Wehrgang.

Museumsleiterin Diana Finkele zeigt das Tonnengewölbe. Von dort aus geht es in den Wehrgang.

Foto: Anja Katzke

Für weitere Überraschungen sorgte die Natur – Fledermäuse und ein Baum. Die Platane, die an der Ringmauer zum nördlichen Schlosshof statt, hatte einen stattlichen Umfang von 6,50 Meter und war etwa 150 Jahre alt. „Der Baum war Teil der Mauer geworden. Sein gigantisches Wurzelwerk hatte sich in die Mauer gefressen und diese zersetzt“, berichtet Kaspers. Die Platane musste weichen. Mit Genehmigung der zuständigen Behörden schnitt man sie Stück für Stück zurück. Zurück blieb ein Loch in der Mauer. „Das war für uns die Chance, die Verbindung zum nördlichen Schlosshof zu schaffen“, sagt die Museumsleiterin. Heute befindet sich dort eine Türe aus Cortenstahl und damit der notwendige zweite Fluchtweg.

Die Fledermäuse hatten den um 1200 entstandenen Ursprungsturm des Schlosses als ihr Quartier auserkoren. „Wir haben den Turm ein Jahr lang beobachtet, sozusagen einen Lausch- und Videoangriff gemacht, um festzustellen, um welche Art Quartier es sich handelt.“ Zum Glück überwinterten die Fledermäuse nur, so dass die Keimzelle des Schlosses für Besucher zum Teil wieder sichtbar wird.

 Der Wehrgang soll künftig beleuchtet werden, damit Besucher hineinschauen können.

Der Wehrgang soll künftig beleuchtet werden, damit Besucher hineinschauen können.

Foto: Anja Katzke

Seine Gestaltung ist ein Kompromiss: Statt eines Glasdaches, das den ältesten Teil des Schlosses zeigt, liegt nun eine Bühne aus dunklem Holz auf dem Turmstumpf. „Wir haben einen Abgang geschaffen, so dass sich die Besucher den Bereich anschauen können. Die Steine dieses Turms stammen aus einem der spätrömischen Burgi in Asberg“, berichtet Diana Finkele und lobt die Zusammenarbeit aller Behörden und der Biologischen Station in Wesel.

Von Oktober bis März ist der Ursprungsturm dicht – für die Fledermäuse. In der Bühne hat man eigens eine Einflugsschneise eingebaut. Der Schlosshof ist bewusst schlicht gehalten und bietet auf Veranstaltungen Platz für 199 Besucher.

 Ein Durchgang durch die Ringmauer zum Ostturm wurde gefunden.

Ein Durchgang durch die Ringmauer zum Ostturm wurde gefunden.

Foto: Anja Katzke

Teile der Ringmauer sind freigelegt und haben eine Verschleißschicht erhalten, um das historische Mauerwerk zu schützen. Die Neugestaltung wird im nördlichen Schlosshof fortgesetzt, wo sich die Theater-Werkstatt befand. Der Schutz des Wehrganges mit seinen Schießscharten, der vom Tonnengewölbe unterirdisch bis zu einem Gullideckel an der Theaterverwaltung verläuft, hat oberste Priorität.

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