Moers Im Reich der römischen Schönheit

Moers · Kosmetik und Schönheitspflege standen bei den Römerinnen und Römern hoch im Kurs. Im Rahmen der Ausstellung "Asciburgium" im Grafschafter Museum drehte sich gestern alles um Schminktöpfchen und Tiegel.

 Susanne und Hans-Werner Berg, Mitglieder der I. Roemercohorte Opladen, erwiesen sich dabei als die Experten, wenn es um römische Schönheitsideale zum Ende des ersten Jahrhunderts ging.

Susanne und Hans-Werner Berg, Mitglieder der I. Roemercohorte Opladen, erwiesen sich dabei als die Experten, wenn es um römische Schönheitsideale zum Ende des ersten Jahrhunderts ging.

Foto: Klaus Dieker

Von wegen Eyeliner und Wangenrouge, Cremes und Parfums sind eine Erfindung der Neuzeit. Die römische Welt wusste längst, wie Schönheitspflege zu betreiben ist. Susanne und Hans-Werner Berg, Mitglieder der I. Roemercohorte Opladen, erwiesen sich dabei als die Experten, wenn es um römische Schönheitsideale zum Ende des ersten Jahrhunderts ging. Bei der Herstellung von Salben und Cremes ließen sie sich über die Schulter schauen. "Römerin" Susanne Berg hatte verschiedene Utensilien auf dem Schminktisch aufgebaut. So viel anders als die heutigen Gebrauchsartikel sind sie auf den ersten Blick nicht. Ein verzierter Handspiel, nach einem Exemplar aus Pompeji gefertigt, fällt auf wie auch die verschiedenen Töpfchen und Tiegel. Beispielsweise für Bleiweiß, ein Gesichtspuder aus Kreide, das die Gesichter der Damenwelt ebenmäßig wie elegant-blass erscheinen ließ.

"Hier der Eisenglimmer, ein rötliches Puder mit Glitzeranteilen, das als Rouge verwendet wurde", sagt Susanne Berg. Der Gedanke an den heute gängigen Artikel "Ägyptische Erde" ist präsent. Aufbewahrt wurden damals die Dinge in Schminkkugeln und anderen hübschen Glasformen. "Diese handlichen Gefäße waren reine Wegwerfartikel", meint Susanne Berg im altrömischen Gewand, das ihren gesellschaftlichen Stand dokumentiert. Auf Anreibepaletten aus Marmor oder Schiefer wurden die Kosmetika mit Stäbchen aus Glas oder Metall zerrieben. Fein gemahlener Azurit oder Malachit wurde für blauen und grünen Lidschatten benutzt. Selbst Kosmetik wie Kajal zur Betonung der Augenpartien gab es. "Damals verwendete man Ruß", sagt Römerin Susanne. Eine der ersten Besucherinnen der Ausstellung ergänzt: "Wir nahmen nach dem Krieg abgebrannte Streichhölzer, um die Augenbrauen nachzuziehen."

Auch die römische Badekultur bestimmte den Tag. Mit einem Öl-Sand-Gemisch machten die Römer ein Hautpeeling und benutzten dazu den Strigilis, ein geschwungenes Schabeisen. "Zutaten wie Bienenwachs, Mandelöl und Zimt verwendeten die Römer in Salben gerne", sagt Hans-Werner Berg, der sie nach überlieferten Rezepturen anrührt. Laut Plinius sind annähernd 60 verschiedene Duftnoten auf pflanzlicher Basis im Gebrauch, so Berg. Die Fragen der Besucher kennt er gut. "Sie wollen wissen, wie Salben hergestellt werden, wie sie duften und ob diese Kosmetik mit der von heute vergleichbar ist", weiß Berg. Verändert hat sich im Laufe der Jahrtausende die kosmetische Idee kaum. "Je reicher die Römer waren, desto mehr stellten sie ihren Reichtum zur Schau. Die Römer salbten sich stark, was allerdings verpönt war." Unbekannt waren hingegen Nebenwirkungen der Kosmetika, wie beispielsweise Zahnfäule. "Salben halfen dann, den Geruch zu überdecken", sagt Berg. Auch die Kraft von Heilkräutern nutzten die Römer nach Anweisung ihrer Ärzte. Lilienöl wurde gegen Leberflecke eingesetzt.

"Mich interessiert, wie damals Kosmetik hergestellt wurde", sagt Daniela Zibner. Tochter Liv und Freundin Charlotte (beide 7): "Kosmetik finden wir gut." Das Rahmenprogramm zur aktuellen Ausstellung kommt an, wie Mitarbeiterin Luca Simon bestätigt. "Die Vorträge werden gut besucht."

(sabi)
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