Moers Im "Hotel zur Post" entstehen Wohnungen

Moers · Zwei Pärchen haben das Gebäude in Hoerstgen erworben, um es in Eigenleistung umzubauen. Sie rechnen mit einer Bauzeit von vier Jahren, bis das geschichtsträchtige Ensemble in neuem Glanz erstrahlt.

 Sie wollen aus dem alten Hotel wieder ein Schmuckstück machen: (von links) Kevin Ochmann, Manfred Mendera, Stefan Mendera und Christine Fuchs.

Sie wollen aus dem alten Hotel wieder ein Schmuckstück machen: (von links) Kevin Ochmann, Manfred Mendera, Stefan Mendera und Christine Fuchs.

Foto: A.stoffel

Manfred Mendera hat schon vor drei Jahrzehnten im "Hotel zur Post" in Hoerstgen gearbeitet. "In den 80er Jahren habe ich einige Zimmer gestrichen", erzählt der gelernte Maler und Lackierer aus Moers. "Seitdem habe ich das Hotel immer im Auge gehabt, wenn ich mit meinem Roller vorbeigefahren bin." Vor zwei Jahren nahm auch sein Sohn Stefan Mendera das Hotel ins Auge - zusammen mit seiner Lebensgefährtin Christine Fuchs. "Wir haben das Gebäude im Internet gesehen", erzählt der 40-jährige Elektriker. "Im Frühjahr 2016 haben wir es mit 20 anderen Interessenten besichtigt. Wir haben nicht den Zuschlag erhalten. Im Sommer 2016 stand es plötzlich erneut zum Verkauf. Da haben wir es bekommen."

Das Unternehmen, das die Immobilie zuerst erworben hatte, gab es wieder ab, weil es sein Konzept nicht umsetzen konnte. Im Hauptgebäude zur Straße hin, im Nebengebäude und im Apartment-Haus rechts davon sollten seniorengerechte Wohnungen entstehen. "800.000 Euro sollte die Umwandlung in eine Seniorenresidenz nach einer ersten Schätzung kosten", berichtet Stefan Mendera. "Das hätte sich wohl nicht gerechnet."

Das Ensemble, das bis 2015 Hotel und Feinschmecker-Restaurant war, muss grundlegend saniert werden. Eine Bodenplatte im Hauptgebäude ist zu gießen, da heute unter den Holzbohlen Lehm liegt und es feucht ist. Die Leitungen für Wasser, Abwasser und Strom sind neu zu verlegen. Die Fußböden sind zu ersetzen. Die Wände sind neu zu verputzen, die Türen und Fenster zu erneuern. Die Bäder sind komplett neu zu installieren. "Nur das Dach des Haupthauses muss nicht ersetzt werden", berichtet Christine Fuchs. "Es ist gerade erst erneuert worden. Das war sehr kostspielig, weil in das Hauptgebäude ein Stahlgerüst eingezogen werden musste, um die Last zu tragen." 160.000 Euro soll das neue Dach inklusive der Stahlkonstruktion gekostet haben. Der Kaufpreis des gesamten Ensembles soll nicht viel höher gelegen haben. Den teilten sich Stefan Mendera und Christine Fuchs, die das Hauptgebäude und das Nebengebäude erhielten, mit Kevin Ochmann und Alina Scheffler, die das Apartment-Haus bekamen.

Die beiden Pärchen, die am 22. Dezember 2016 beim Notar die Kaufverträge unterschrieben, kennen sich gut, weil sie zusammen bei dem Unternehmen Haustechnik Vogt in Schwafheim zusammenarbeiteten. Gemeinsam renovierten sie bereits ein dreieinhalbgeschossiges Eckhaus aus der Zeit um 1900, das nahe dem Schifffahrtsmuseum an der Mühlenweide in Duisburg-Ruhrort liegt. Zwei Wohnungen belegen sie dort selbst - noch. "Stefan ist Elektriker, Manfred ist Maler und ich bin Installateur", sagt Kevin Ochmann. "Wir können in Hoerstgen fast alles selbst erledigen."

Sein handwerkliches Talent zeigte Stefan Mendera bereits in der Serie "Ab ins Beet" beim Fernsehsender Vox, als er zusammen mit Deffi, alias Detlef Steves, in Moers-Meerbeck einen Garten und dann ein Haus umgestaltete. In Hoerstgen bauen die beiden Pärchen zunächst die Bereiche um, die sie selbst belegen wollen. "Wir wollen im Sommer umziehen", sagt Christine Fuchs. "Wir arbeiten jeden Abend zwei Stunden in Hoerstgen, dazu den ganzen Samstag. Am Anfang kamen viele Hoerstgener zum Gucken."

Die vier Neu-Hoerstgener suchen Kontakt zur Dorfgemeinschaft. Schon im vergangenen Jahr waren sie beim Osterfeuer dabei, zu dem sie 14 Tannen stifteten, die sie aus dem Hotel-Garten entfernt hatten. Auch beim Sommerfest der Hoerstgener Feuerwehr nach den Sommerferien feierten sie mit.

Nach dem diesjährigen Sommerfest der Feuerwehr wollen die neuen Eigentümer mit dem Umbau des Hauptgebäudes beginnen, das wohl gut 300 Jahre alt ist, aber nicht unter Denkmalschutz steht. "Die Bauvoranfrage wurde positiv beschieden", sagt Stefan Mendera, der sich in die Geschichte des Ensembles gegenüber der Hoerstgener Dorfkirche eingelesen hat. "Unser Architekt, Frank Reese aus Moers, bereitet gerade den Bauantrag vor. Auf 350 Quadratmetern sollen drei große Wohnungen entstehen. Es wird aber vier bis fünf Jahre dauern. Dann erstrahlt alles in neuem Glanz. Das Hotel zur Post hatte einmal einen Namen. Dort haben bekannte Persönlichkeiten übernachtet, zum Beispiel 1992 die Schauspielerin Ingrid Steeger, nach einem Auftritt in der Kamp-Lintforter Stadthalle.

(got)
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