Moers Im Henri wird Toleranz gelebt

Moers · Im Kapellener Jugendzentrum können junge Menschen Bandproben abhalten, Sport machen oder auch Sozialstunden ableisten. Am Samstag gibt es ein Hardcore-Konzert gegen Rassismus.

 Das Team des Jugendzentrums: (von links) die hauptamtlichen Mitarbeiter Elena Strube und Simon Heger, Leiter Bodo Spinnraths, Praktikant Bob Marquardt.

Das Team des Jugendzentrums: (von links) die hauptamtlichen Mitarbeiter Elena Strube und Simon Heger, Leiter Bodo Spinnraths, Praktikant Bob Marquardt.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Die Arme entspannt auf den Seitenlehnen abgelegt, die Beine ausgestreckt, den Kopf gen Sonne geneigt: So sitzt Einrichtungsleiter Bodo Spinrath (42) auf dem großen Sofa hinter dem Jugendzentrum Henri der Arbeiterwohlfahrt (Awo) und genießt die Ruhe, kurz bevor am frühen Abend seine jugendlichen Stammbesucher eintreffen. Aus dem Gebäude wabert ein leichter Duft von frisch gebackener Pizza. „Sag mal, was kann der Junge als nächstes tun?“, durchbricht Praktikant Bob Marquardt die Stille.

Mit dem Jungen meint er einen jugendlichen Straftäter, der zu einigen Stunden Sozialdienst verurteilt wurde. Das Jugendzentrum Henri nimmt regelmäßig Jungen und Mädchen wie ihn auf. Spinrath, der die Einrichtungsleitung im vergangenen Februar übernommen hat, zuckt mit den Schultern. „Er ist so schnell und so gewissenhaft – bald haben wir keine Arbeiten mehr, die er erledigen kann“, gibt er zu bedenken. Marquardt nickt. Dass der Innenhof mit selbstgebauter Theke, Grill und Sofaecke völlig frei von Unkraut ist, ist nicht zuletzt dem jungen Straftäter zu verdanken.

Probleme zu erkennen und im Notfall Strafen zu verhängen, das ist Spinrath wichtig – noch wichtiger ist ihm jedoch, dass Jugendliche gar nicht erst straffällig werden. Deshalb sind er und seine Mitarbeiter regelmäßig in den Parkanlagen Kapellens unterwegs: „Wir bieten den jungen Menschen an, ihre Freizeit bei uns zu verbringen“, erklärt der Einrichtungsleiter.

Damit es den Jugendlichen im Henri an nichts mangelt, hat der 42-Jährige in den vergangenen Monaten das Tonstudio renoviert, die Wände mit Batman- und Harley-Quinn Motiven neu verzieren lassen, eine Bogenschussanlage installiert und den Fokus vom Computerraum auf das große Gemeinschaftszimmer verlegt. „Die Playstation stand immer bei den PCs, die Tür wurde zugemacht und die Leute waren in einem kleineren Raum unter sich. Das schreckt junge Menschen, die das erste Mal herkommen, total ab. Nun steht die Konsole im Gemeinschaftsraum und jeder, der hineinkommt, wird von den anderen Jugendlichen sofort herzlich aufgenommen“, führt Spinrath aus. Seine zwanzig „Stammbesucher“, wie er sie nennt, seien offen. „Da wird jeder gleich mit Handschlag begrüßt“, sagt er mit einem Lächeln. „Die kommen schon seit Jahren her, kennen sich untereinander – inzwischen machen die meisten von ihnen eine Ausbildung, einige sind sogar schon Familienväter.“ Der Besuch im Henri sei eine Abwechslung von ihrem Alltag.

Neben den klassischen Angeboten wie Kicker, Billard, Dart, Tischtennis, Basketball und der Spielekonsole, gibt es im Henri jeden Tag ein besonderes Motto: Montags wird unter dem Titel „Jam-Session“ Musik gemacht, dienstags über Probleme aller Art gesprochen, freitags an der Bogenschussanlage trainiert. Am kommenden Samstag wird unter dem Motto ein Konzert unter dem Motto „Hardcore against Racism“ stattfinden. Die Bands „Eyes of Tomorrow“, „Honor Never Dies“, „Forgotten Chapter“ und „Stay In Conflict“ werden spielen. „Es wird ein Konzert werden, bei dem alle Nationen gemeinsam Spaß haben“, verspricht Spinrath, der selbst gerne rockige Musikveranstaltungen besucht. „Ich freue mich drauf! Auch wenn bis jetzt bloß 21 Leute teilnehmen und 79 auf Facebook interessiert sind, habe ich die Hoffnung, dass wir unseren großen Saal mit 200 Leuten füllen können.“

Das Henri bietet außerdem einen Proberaum für junge Bands. Wer Interesse hat, kann sich unter 02841 66277 melden oder im Jugendzentrum Henri, Industriestraße 9b, in Moers-Kapellen, vorbeischauen.

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