Moers IKM: 40 Jahre Arbeit für ein Miteinander der Kulturen

Moers · Der Internationale Kulturkreis Moers steht für gelebte "Integration vor Ort". Den Geburtstag feierten Mitglieder und Gäste mit einem Festakt im Martinstift.

 IKM-Mitarbeiter im Gespräch (von links): Emine Yilmaz, Petra Marchionna, Heinz Barkowic, Cemil Mayadali und Mohammed Malik.

IKM-Mitarbeiter im Gespräch (von links): Emine Yilmaz, Petra Marchionna, Heinz Barkowic, Cemil Mayadali und Mohammed Malik.

Foto: Klaus Dieker

1978 hatten Hartmut Hohmann, Rainer Tyrakowski-Freese und Tullio Virdis die Idee, einen Verein zu gründen, in dem Moerser unterschiedlicher Nationalitäten und Kulturen sich treffen, miteinander etwas unternehmen und ihre Interessen politisch artikulieren. "Damals gründeten sich gerade ein spanischer Verein, ein italienischer Verein und ein türkischer Arbeiterverein", blickt Rainer Tyrakowski-Freese in einem Kurzfilm zurück, der vom Moerser Kameramann Mustafa Gülec zum 40. Geburtstag des Internationalen Kulturkreises Moers gedreht wurde. "Wir wollten einen Verein für alle gründen. Das war eine revolutionäre Idee." So riefen die drei Ideengeber und einige Freunde 1978 in Meerbeck den ersten Verein dieser Art in der Bundesrepublik ins Leben.

Beim Festakt zum 40. Geburtstag, zu dem der IKM mit künstlerischen Rahmenprogramm am Samstagnachmittag ins Martinsstift eingeladen hatten, gaben sich die Ehrengäste politisch. "Niemand darf sich der Illusion hingeben, dass Deutschland einmal ein Land sein wird, in das niemand mehr einwandert", sagte Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Er erhielt Applaus, als er ergänzte: "Deutschland wird immer ein offenes Land bleiben."

"Vor Ort entscheidet sich die Integration", betonte Landrat Ansgar Müller. "Vor Ort entscheidet sich, ob wir die Werte des Grundgesetzes leben."Deshalb sei der IKM heute mindestens genauso wichtig wie bei seiner Gründung vor 40 Jahren. Der IKM biete heute zum Beispiel Sprachkurse für Flüchtlinge an, habe 2016 ein Café eröffnet, in dem Flüchtlinge ankommen und durchatmen könnten.

Serap Güler, Staatssekretärin für Integration des Landes Nordrhein-Westfalen, zeigte sich selbstkritisch. Der IKM aus Meerbeck sei 1978 weiter gewesen als die Politik in Düsseldorf oder Bonn, da er bereits den Menschen Angebote gemacht habe, beispielsweise miteinander zu sprechen oder Deutsch zu lernen. "Ohne ihren Einsatz würden viele Angebote, die es heute gibt, nicht vor Ort bekannt werden", sagte die Christdemokratin. Sie rief unter Beifall der 110 Festgäste dazu auf, sich nicht von populistischen Reden beeinflussen zu lassen.

Nivedita Prasad, Professorin an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin, erläuterte im Festvortrag, wie der IKM für die wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte der Menschen gekämpft habe. Jetzt sei es Aufgabe, sich für die Menschenrechte der Migranten und Migrantinnen einzusetzen.

IKM-Vorsitzender Cemil Mayadali hatte sich vor dem runden Geburtstag ebenfalls geäußert: "Wir erleben wieder, dass gegen Volksgruppen, gegen Flüchtlinge pauschal gehetzt wird, dass sie für alles, was schiefläuft, verantwortlich gemacht werden. Der IKM wird gebraucht. Bei uns wird nicht übereinander geredet, sondern miteinander - und miteinander gefeiert."

(got)
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