Kamp-Lintfort Hotel zur Post: Herberge seit 100 Jahren

Kamp-Lintfort · Das Hotel zur Post am Prinzenplatz in Kamp-Lintfort wurde vor genau einem Jahrhundert erbaut und eröffnet – als ein "Beherbergungs- und Restaurationsbetrieb". Heute wird es in dritter Generation von Familie Verbücheln geführt.

 Die Großeltern von Martina Verbücheln übernahmen 1929 das vor einem Jahrhundert erbaute Hotel. Das Gebäude hat im Verlaufe der Jahrzehnte viele verschiedene Gäste beherbergt.

Die Großeltern von Martina Verbücheln übernahmen 1929 das vor einem Jahrhundert erbaute Hotel. Das Gebäude hat im Verlaufe der Jahrzehnte viele verschiedene Gäste beherbergt.

Foto: Klaus Dieker

Die neue Tafel an der Hauswand des Hotels erzählt in Bild und Text eine wechselvolle Geschichte: "Ich beobachte oft Menschen, die stehenbleiben, um die Texte zu lesen", freut sich Martina Verbücheln, die mit ihrem Mann Jürgen das Hotel zur Post am Prinzenplatz schon in dritter Generation führt. Die Tafel wurde zum Jubiläum angeschafft. Das Haus, an dem die Friedrich-Heinrich-Allee vorbei zum Prinzenplatz führt, ist Jahre 100 alt. Es wurde 1913 als "Beherbergungs- und Restaurationsbetrieb" mit großem Ballsaal erstmals in Betrieb genommen. "Damals befand sich gegenüber das Kaiserliche Postamt, daher stammt auch der bis heute erhaltene Name unseres Hotels. Erbauer war ein Brennstoffhändler aus Kamp-Lintfort", erzählt Martina Verbücheln. Zur Vorbereitung einer Stadtführung, die die "alten Gebäuden" in Kamp-Lintfort zum Thema hatte, hatte sich das Ehepaar vor einigen Jahren in die Geschichte des Eckgebäudes vertieft und interessante Anekdoten und historische Begebenheiten zutage gefördert: 1929 kauften Martina Verbüchelns Großeltern Heinrich und Hubertine das Hotel. "Hubertine war Kaltmamsell", weiß die Enkelin. Der große Ballsaal an der Moerser Straße beherbergte später das Zentral-Kino, in den 70er Jahren eine Aldi-Filiale, heute befindet sich dort Deichmann. "Im Erdgeschoss befand sich in den 20er und 30er Jahren ein Fenster mit Verkauf zur Straße hin. Die Bergleute haben hier nach Feierabend ein Bierchen getrunken", erzählt das Ehepaar. Im Zweiten Weltkrieg wurde im Garten in Luftschutzbunker gebaut. Anfang 1946 wurde das Hotel schließlich durch amerikanische Truppen besetzt und diente als Notkrankenhaus. Aus Gäste- wurden damals Krankenzimmer, Teile der Gasträume als Operationssaal genutzt. Die Bewohner des Hauses mussten derweil in den Keller ziehen. Erst 1947 konnte der Gastbetrieb allmählich wieder aufgenommen werden.

 2009 und 2010 wurde die Fassade des Hotels saniert.

2009 und 2010 wurde die Fassade des Hotels saniert.

Foto: Privat

In den 50er Jahren gab es in den Gasträumen des Hotels ein Tanzparkett mit Kapelle am Wochenende, Restaurant und Sektbar. "Ich kann mich erinnern, dass das Tanzlokal in meiner Kindheit noch existierte", berichtet die Buchhalterin. Etwa 20 Jahre später, die damaligen Wirte hatten schon das Rentenalter erreicht, zogen im ehemaligen großen Saal eine Pizzeria und die Kneipe "Rosa Zeiten" ein. Seit damals wird das Hotel nur im Obergeschoss des Gebäudes geführt. "Die Kneipe war in Kamp-Lintfort Kult", erzählt Martina Verbücheln. Auf die Kneipe folgte in den 80er Jahren eine kleine Spielhalle. Heute befindet sich ein Spielkasino auf der gesamten Fläche im Erdgeschoss. Seit Mitte der 80er Jahre führen Martina und Jürgen Verbücheln das Hotel zur Post. Ihre Gäste sind Geschäftsreisende und Wochenendgäste, die in Kamp-Lintfort zu Besuch sind. "Urlauber kommen auch, aber selten." In den vergangenen Jahren renovierte das Ehepaar das Hotel mit seinen zehn Zimmern, darunter zwei Appartements. Jedes Zimmer ist modern, aber anders ausgestattet. "Das Besondere ist, dass wir alt und neu kombinieren. Wir wollten das historische Flair bewahren, das an die Geschichte des Hauses erinnert." 2009 und 2010 wurde die Fassade mit den noch erhaltenen Stuckelementen saniert. "Vorher war das Haus rosa gestrichen – wie noch aus 'Rosa Zeiten'." www.hotelzurpost-kamp-Lintfort.de

(RP)
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