Diskussion in Moers Implantate sollen Blinde sehend machen

MOERS · Bei den Uni-Wochen in der Sparkasse diskutierten Professoren über Chancen und Risiken der Forschung.

 Die Professoren Stefan Heinemann, Peter Walter, Matthias Gunzer, Ulrike Schara und Karsten Seidl in der Diskussion.   Foto: SAN

Die Professoren Stefan Heinemann, Peter Walter, Matthias Gunzer, Ulrike Schara und Karsten Seidl in der Diskussion. Foto: SAN

Foto: Sparkasse am Niederrhein

Medizinische Implantate könnten schon bald für übermenschliche Fähigkeiten sorgen. „Das amerikanische Verteidigungsministerium fördert die Forschung an Retina-Chips, mit denen Soldaten in der Dunkelheit besser sehen könnten“, sagte Peter Walter, Leiter der Klinik für Augenheilkunde an der Uniklinik in Aachen. Auf dem Podium der 32. Universitätswochen in der Sparkasse am Ostring diskutierten fünf Wissenschaftler die „Chancen und Grenzen medizinischer Implantate“. Rund 170 Besucher hörten dabei so überraschende Dinge wie: „Der Elektronikkonzern Apple steigt jetzt ins Krankenhausgeschäft ein und hat angekündigt, dass sein Vermächtnis einmal Gesundheit sein werde, darüber sollten wir nachdenken“, so der Philosoph und Theologe Stefan Heinemann, der an der Essener Hochschule für Ökonomie und Management (FOM) Wirtschaftsethik lehrt.

Am Beispiel von Antibiotika machte Matthias Gunzer deutlich, dass medizinische Forschung und Entwicklung stark von wirtschaftlichen Interessen gesteuert würden: „Wir werden keine neuen Antibiotika mehr bekommen, weil Pharmakonzerne schlicht nicht mehr in dieses Medikament investieren, so der Direktor des Instituts für Experimentelle Immunologie und Bildgebung an der Uniklinik in Essen. Für teure Gen-Therapien oder Gehirn-Implantate, mit denen beispielsweise blinde Kinder wieder sehend gemacht werden können, zahlen Patienten heute schon mit ihren Daten, berichtete Peter Walter. Und Ulrike Schara, die an der Uniklinik in Essen Kinder mit neuromuskulären Erkrankungen behandelt, bestätigte: „Die Therapien sind mitunter sehr teuer, doch wir müssen dafür sorgen, dass sie zukünftig allen zur Verfügung stehen.“ Im Spannungsfeld zwischen wirtschaftlichem Erfolg und ethischen Fragen stoße die Medizin immer wieder an Grenzen, so Karsten Seidl. Der Leiter der Abteilung Mikro- und Nanosysteme am Fraunhofer-Institut für Mikroelektronische Systeme in Duisburg hatte als Ingenieur in der Industrie gearbeitet und Medizinprodukte entwickelt. Professor Seidl sagt: „Die Forschung und Entwicklung macht heute schon vieles möglich, die Verantwortung dafür darf nicht allein bei den Firmen liegen, die sich im internationalen Wettbewerb positionieren müssen.“ An der Uniklinik in Essen gibt es für solche Fragen eine eigene Ethikkommission, deren Vorsitzende Schara ist.

„Die gemeinsame Wissenschaftsreihe mit der Universität Duisburg-Essen schärft einmal mehr unsere Sicht auf aktuelle und zukünftige Entwicklungen“, so Sparkassenvorstand Bernd Zibell.

(rp)
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