Historisches Jubiläum in 2020 Oranier ließ Moers bis 1620 befestigen

Moers · 2020 wird die oranische Befestigungsanlage in Moers 400 Jahre alt. Moritz von Oranien hatte 1600 Festungsbaumeister Simon Stevin beauftragt.

 Eine Ansicht der historischen Befestigungsanlage der Stadt. Die Wall- und Grabenanlagen prägen noch heute das Moerser Stadtbild.

Eine Ansicht der historischen Befestigungsanlage der Stadt. Die Wall- und Grabenanlagen prägen noch heute das Moerser Stadtbild.

Foto: Stadt

Drei Jahre, nachdem er das von den Spaniern belagerte Moers befreit hatte, gab Prinz Moritz von Oranien im Jahr 1600 ein ehrgeiziges Bauprojekt in Auftrag: Er ließ Stadt und Schloss zu einer der stärksten Festungen ihrer Zeit ausbauen. Gräfin Walburgis, die letzte aus dem Moerser Grafengeschlecht, hatte dem Prinzen, der sich in zahlreichen militärischen Aktionen erfolgreich gegen die ungeliebten Spanier durchgesetzt hatte, die Grafschaft schon zu Lebzeiten vermacht.

Moritz beauftragte den seinerzeit renommierten Festungsbaumeister Simon Stevin mit der Aufgabe. Er galt als einer der hellsten Köpfe seiner Zeit. Der 1548 in Brügge geborene Sohn eines flämischen Stadtrats war nicht nur Mathematiker, Naturwissenschaftler und Ingenieur, sondern auch ein genialer Baumeister. Die Bauarbeiten in Moers dauerten 20 Jahre. 2020 jährt sich die Fertigstellung der frühneuzeitlichen Befestigungsanlage (1620). 400 Jahre sind seither vergangen. Und doch: Viele der damaligen Maßnahmen, Stadt und Schloss vor feindlichen Angriffen zu schützen, prägen noch heute das Stadtbild.

Wie Simon Stevin vorging, erläutert der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein auf seiner Homepage. So ließ als erstes die mittelalterlichen Grabenanlagen am Schloss zuschütten, so dass ein freier Platz vor dem Schloss entstand. Im Anschluss wurden fünf große spitzwinklige Bastionen um das Schloss aufgeschüttet, die durch kurze Wälle untereinander verbunden waren. Eine weitere Besonderheit des Festungsbaus der Oranier waren die bis zu 40 Meter breiten Wassergräben vor den Wällen, die Angreifer auf Distanz halten sollen. „In den Wassergräben rund um die Stadtmauer und den Festungsanlagen vor dem äußeren Erdwall wurden Ravelins eingebaut, dabei handelt es sich um dreieckige Befestigungsinseln mit seitlichen Bastionen“, erläutert der Geschichtsverein die Bauweise auf seiner Homepage. Ursprünglich seien neun Ravelins um Moers angelegt worden, fünf konnten erhalten oder wiederangelegt werden. „Die historisch in ihrer Form einzigartig belegte Festungsanlage der Oranier prägt bis heute entscheidend das Erscheinungsbild der alten Grafenstadt Moers“, heißt es weiter. Die Neubefestigung der Stadt wurde ab 1611 in Angriff genommen. Von Feinden wurde die neu erbaute hochmoderne Befestigung danach allerdings nie mehr bedroht.

Der Grafschafter Museums- und Geschichtsverein nimmt das Jubiläum zum Anlass, um 2020 unter dem Titel „Wie die Holländer vor 400 Jahre Moers umgebaut haben“ eine Festschrift zu veröffentlichen (RP berichtete): Es schreiben namhafte Autoren und Wissenschaftler wie Professor Margret Wensky, Heike Preuß, die frühere Museumsleiterin Christine Knupp-Uhlenhaut, Hajo Hülsdünker und Thorsten Kamp, Technischer Beigeordneter der Stadt. Außerdem will der Verein der Stadt Moers ein Bronze-Relief schenken, das am Eingang zum Schlosspark auf die oranische Befestigungsanlage hinweist.

Die bislang grundlegende Schrift über den Moerser Festungsbau hatte Hermann Boschheidgen verfasst, der das Grafschafter Museum gegründet hatte: „Die oranische und vororanische Befestigung der Stadt Moers“, erschienen 1917.

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