Moers Heute fällt die Brücke zum Weißen Haus

Moers · Der Verwaltungstrakt, der das denkmalgeschützte Gebäude am Kastell-Platz mit dem alten "Neuen Rathaus" verband, soll ab heute abgerissen werden. Was mit dem Weißen Haus geschieht, ist dagegen immer noch unklar.

 Das Weiße Haus neben dem Moerser Schloss (Bild links) und der Durchgangstrakt, der das Weiße Haus mit dem Alten Neuen Rathaus verbindet (Bild rechts).

Das Weiße Haus neben dem Moerser Schloss (Bild links) und der Durchgangstrakt, der das Weiße Haus mit dem Alten Neuen Rathaus verbindet (Bild rechts).

Foto: Kilian Tress

Heute werden in Moers die Abrissbagger anrollen und dem Verbindungsstück zwischen dem ehemaligen Kreishaus an der Meerstraße und dem Weißen Haus den Garaus machen. Offen bleibt jedoch weiterhin das Schicksal des unter Denkmalschutz stehenden Weißen Hauses und des angebauten ehemaligen Ratssaales, der nicht geschützt ist. Wie die gestrige Ratssitzung überdeutlich zeigte, scheiden sich an dieser Immobilie die Geister: Mit den Stimmen des Bündnisses für Moers aus SPD, Grünen und Grafschaftern sowie zwei Ratsmitgliedern der Linken lehnte eine Mehrheit den Verkauf des Gebäudetrakts ab. Über die Zukunft des 1500 Quadratmeter großen Grundstücks soll nun im Sommer in Zusammenhang mit dem Kulturentwicklungsplan beschlossen werden.

Bei der Immobilie handelt es sich im vorderen Teil um das Gebäude der 1843 gegründete "Privat-Anstalt für Gemütskranke in Moers". Der Arzt Heinrich Wittfeld hatte das Haus als erste derartige Privateinrichtung im Rheinland in den Jahren 1841 und 1842 erbauen lassen Bereits im Jahre 1859 wurde die Klinik aufgelöst. Das Wohnhaus diente von 1897-1934 als Dienstwohnung des Landrates des Kreises Moers. 1984 kaufte die Stadt Moers das Areal des Kreishauses mit dem Weißen Haus. Später wurde der Bau durch die Fraktionen der Parteien und durch das Schlosstheater genutzt. Gegenwärtig unterhält unter anderem das Bauunternehmen Webag, das das benachbarte "Live Green"-Projekt betreibt, dort Büros.

Wie Ingo Brohl, Fraktionsvorsitzender der CDU, in Erinnerung rief, sei der Verkauf des Weißen Hauses längst beschlossene Sache gewesen. So hatte der Rat Investor Peter Werle vor Jahren eine Option auf das Gebäude eingeräumt, diese dann aber wieder zurückgenommen. Zuletzt hätten die Vorsitzenden der Fraktionen Ende 2014 im Zusammenhang mit der Umwandlung des benachbarten ehemaligen Landratsamtes und der Verpflichtung, das Terheydenhaus zu erhalten für einen Verkauf des Gebäudes votiert.

Dagegen machte vor allem Christopher Schmidtke die aktuelle Position des Bündnisses klar: "Es wäre ein Fehler das Gebäude abzugeben", sagte er. "Es liegt wie eine Stecknadel zwischen städtischen Grundstücken und würde bei einem Verkauf unsere Pläne behindern."

Allerdings vermochte auch er nicht zu sagen, wie das Haus denn künftig genutzt werden solle. "Leider haben wir dafür noch keine Lösung", räumte SPD-Fraktionsvorsitzender Mark Rosendahl ein. Denkbar seien "Kultur, Jugend oder andere öffentliche Zwecke." Eines ist für ihn aber klar: "Wir sind nicht bereit, das Weiße Haus für eine Wohnnutzung abzugeben."

Davon stehe aber auch nichts im Beschlussentwurf der Verwaltung, merkte Bürgermeister Christoph Fleischhauer (CDU) an. Vergeblich appellierte er an die Ratsmehrheit, der Verkaufsempfehlung zuzustimmen, da andernfalls wertvolle Zeit auch bei der Suche nach Alternativen für die künftigen Schlosstheater-Werkstätten verloren gingen. Die sollten in einem noch zu erstellenden Anbau des Terheydenhauses unterkommen. Der aber sei abhängig von einer Entscheidung über das Weiße Haus.

Verwaltung, CDU und FDP fürchten vor allem die künftigen Betriebskosten. "Sagen Sie doch", rief Brohl SPD und Grünen zu, "um wie viel Prozent Sie die Grundsteuer für das Weiße Haus erheben wollen! Das wäre wenigstens ehrlich."

(RP)
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