Moers "Heimat" in der Jugendsprache

Moers · Schüler der Hermann-Runge-Gesamtschule zeigen Graffiti im Foyer des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums.

 Die Jugendlichen stellten ihre imposanten Werke im Foyer aus.

Die Jugendlichen stellten ihre imposanten Werke im Foyer aus.

Foto: Klaus Dieker

Heimat ist einer dieser Begriffe, die sich nur schwer in andere Sprachen übersetzen lassen und für den jeder seine eigene Definition hat. Was Heimat für sie ganz persönlich bedeutet, haben die Schüler der Klasse 8d der Hermann-Runge-Gesamtschule in einer achtwöchigen Unterrichtseinheit versucht zu ergründen. Die Ergebnisse können im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums betrachtet werden.

Der begleitenden Kunstlehrerin, Saskia Elle, war es dabei besonders wichtig, dass die Kinder unbeeinflusst vom politisch-geschichtlichen Hintergrundes des Wortes auf die Suche nach dessen emotionaler Bedeutung gehen. "Heimatliebe muss erlaubt sein. Und das ohne in eine rechtsextreme Ecke gedrängt zu werden. Mir ist der Begriff allerdings auch etwas zu altbacken. Deshalb habe ich versucht, mit meinen Schülern einen modernen und greifbaren Ansatz zu erarbeiten und da auf dem Lehrplan der Sekundarstufe 1 auch die Graffiti-Kunst steht, habe ich kurzerhand beide Themen miteinander verbunden."

Handwerklich haben die Schüler in den acht Wochen die Begrifflichkeiten wie "Tag", "Piece" oder "Bombing" gelernt, aber auch wie man Schmierereien von Graffiti-Kunst unterscheidet. Auf der inhaltlichen Ebene konnten sie sich mit ihrer eigenen Identität und regionalen Verortung auseinandersetzen. Dabei stellte sich heraus, dass "Heimat" nicht nur per Definition das Herkunftsland oder die Wohnstätte ist, sondern vor allem ein Gefühl, dass die Schüler auch bei unterschiedlichen Nationalitäten gemeinsam empfinden können. Die Wörter, die als Tag auf eine Leinwand gemalt wurde, ähneln sich dabei sehr: Familie, Glück und Liebe bestimmen das Bild. Eine Schülerin schreibt unter ihr Bild: "Heimat ist für mich da, wo meine Family ist, wo ich reiten kann und wo meine Freunde sind."

Birgit Dreyßig, stellvertretende Leiterin der Moerser Stadtbibliothek, gibt nun zum bereits dritten Mal den Kunstprojekten der benachbarten Schule eine Heimat. Bei der Finissage am Mittwoch, zeigte sie sich begeistert von den abwechslungsreichen Ergebnissen: "Da wir Vielfalt groß schreiben, freuen wir uns auch Schulprojekte junger Menschen auszustellen, die den Raum mit bunten Farben und einer schönen Botschaft füllen."

(lcon)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort