Moers Halbjahreszeugnisse sorgen für Stress

Moers · Am Freitag gibt es Zeugnisse: Für manche Schüler ein Alarmsignal, für andere eine Bestätigung ihrer guten Leistungen während des Schuljahres. Am Grafschafter Gymnasium lernen Schüler, mit steigendem Leistungsdruck umzugehen.

 Am Freitag gibt es Zeugnisse: Für manche Schüler ein Alarmsignal.

Am Freitag gibt es Zeugnisse: Für manche Schüler ein Alarmsignal.

Foto: Dieker, Klaus

Wenn es morgen Zwischenzeugnisse gibt - immer noch als Hexenblätter mit Teufelsschrift bekannt - wird die Resonanz in Moers unterschiedlich ausfallen. Anete Belik aus Moers weiß schon jetzt, dass sie mit ihren Zeugnisnoten nicht zufrieden sein wird. Die 17-Jährige macht nächstes Jahr ihr Abi am Grafschafter Gymnasium, will Jura studieren: "Jetzt zählt einfach schon alles, jeder Punkt mehr. Das Zeugnis ist für mich Orientierung und zeigt, dass ich noch mehr geben muss", sagt sie. Sorge macht ihr das Fach Mathematik, und schon jetzt steht fest, dass sie Nachhilfe nehmen wird. Ihre Eltern stärken ihr den Rücken. "Alles ist jetzt mit noch viel mehr Stress verbunden", sagt die angehende Abiturientin. Und weil die Zeit bis zum Abi läuft, sich vieles unüberwindbar aufbaute, "habe ich mir selber Druck gemacht und mich verschlechtert", sagt sie.

Das Phänomen gestiegener Leistungsanforderungen und die die Angst vor schlechten Zeugnisnoten sind derzeit bei Schülern und Eltern aller Schulformen Gesprächsstoff.

Laut einer Studie des meinungsforschungsinstitut Forsa hat schon jeder zweite Grundschüler Notendruck. Dass gerade in Anbetracht des Abitur-Doppeljahrganges am Grafschafter Gymnasium in der Oberstufe Angst vor schlechten Noten vorherrsche, eine berufliche Orientierung eventuell noch fehle, bestätigt auch Pädagogin Dorothee Kirchmann-Wanders. "Die gestiegenen Anforderungen belasten, die Erwartungen der Eltern nehmen zu. Da müssen wir auch mal die Geschwindigkeit rausnehmen, beruhigen und viel reden", berichtet sie.

"Angst vorm Versagen merkt man beim ersten Versetzungszeugnis"

Daniel Dockhorn, Lehrer für Deutsch und Geschichte, stellt bei den verschiedenen Jahrgangsstufen wiederkehrende Verhaltensmuster fest. Die Fünftklässler sind nach dem Schulwechsel noch gespannt. "Angst vorm Versagen merkt man deutlich beim ersten Versetzungszeugnis", meint er. Kollegin Karin Stec ergänzt: "Das erste Zeugnis und das letzte, das Abizeugnis, sind besonders."

Leistungsdruck auf Schülerseite und hohe Erwartungen der Eltern werden am Grafschafter Gymnasium kanalisiert. "Ich erlebe Eltern, die sehr verunsichert sind, gerade, wenn ihre Kinder mit Grundschulempfehlung auf das Gymnasium kommen", sagt Schulleiter Hans Jürgen Hucks. Turbo-Abitur und Gymnasium als Selektionsschule seien oft gehörte Stichworte. Die aktuellen Anforderungen "sind von Kindern leistbar, wenn sie an Leistung herangeführt werden." Schülerinnen und Schüler werde gezeigt, wie man sich schulischen Anforderungen stellt. "Sie erlernen ihr Handwerkszeug. Das nimmt Angst, gibt Sicherheit, stärkt die eigene Kompetenz und ist ein Prozess" sagt Michael Gräfen, Lehrer für Deutsch, Biologie und Latein.

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