Moers Hänsel und Gretel mal anders

Moers · Kinder und Lehrer der Regenbogenschule führen modernes Stück auf.

Die Kinder der Regenbogenschule Meerfeld haben das Märchenspiel "Hänsel und Gretel" aufgeführt. Zwei Theaternachmittage im Kulturzentrum Rheinkamp sorgten bei der jungen Darstellercrew für eine gehörige Portion Lampenfieber im Vorfeld. Das vorab: Das Publikum ließ sich von der neuen Interpretation des Märchens verzaubern und sparte nicht an Szenenapplaus und Anerkennung zum Schluss.

Den Stoff für das Märchenspiel lieferte Adelheid Wette, ihr Bruder Engelbert Humperdinck die Vertonung einiger Verse zum Ende des 19. Jahrhunderts. Seine Begeisterung war jedoch so groß, dass er eine abendfüllende Oper mit großem Orchester machte. Richard Strauss leitete 1893 die Uraufführung. "Große Fußstapfen", könnte man denken. Elmar Rixen, Regisseur und pensionierter Lehrer der Regenbogenschule, transportierte sanft das Grimmsche Märchen der Geschwister Hänsel und Gretel ins 21. Jahrhundert.

Rixen wahrt die Nähe zum Märchenspiel von Adelheid Wette, wie die Reimform der Texte zeigt. Hänsel und Gretel katapultiert er jedoch in triste wie ärmliche Häuslichkeit, in der eine völlig überforderte Mutter (Violetta Kwapisz-Blanke) ein harsches Regiment führt und der Vater (Elmar Rixen) eher dem Kümmellikör zuspricht, als sich um die Familie zu kümmern. Glücklicherweise führt die nächste Szene in einen Wald, nachdem Hänsel und Gretel von der Mutter vor die Tür gesetzt werden. Das Bühnenbild ist überaus ansprechend, ähnliches gilt für das Knusperhäuschen.

Rund anderthalb Jahre Arbeit hat die Theater-AG der Regenbogenschule in das Märchenspiel gesteckt und dabei manch schauspielerisches Talent auf die Bühne geholt, wie Arvid Schrör (Hänsel) und Jule Hendriks (Gretel). Bewundernswert ist ihre Textsicherheit, die Jule (9) schnell zu erklären weiß: "Wir haben viel geübt." In ihren Rollen als Hänsel und Gretel gehen beide auf, spielen sie mit Leidenschaft. Keine ihrer Bühnenaktivitäten wirkt gekünstelt oder aufgesetzt. Spaß macht es den Akteuren. "Auch weil ich ganz viel Süßigkeiten essen darf", meint Arvid (8) mit einem Augenzwinkern. Schließlich darf er das Knusperhäuschen von Lebkuchen abräumen. Emma Eichholz (9) spielt sowohl Lebkuchenkind wie auch Tanzhexe. Theater macht ihr Riesenfreude vor allem, "wenn das Publikum klatscht", erklärt sie.

Elmar Rixen ist bereits in der Pause anzumerken, wie zufrieden er mit der Aufführung und der schauspielerischen Leistung der Akteure ist. Er hat das Stück bewusst aufgefrischt, von Althergebrachtem befreit und modernisiert, "weil Armut heute ganz anders aussieht", sagt er. Klar, dass Gretel für Lilifee schwärmt, Hänsel mit einem Laserschwert hantiert.

Selbstvertrauen, Fleiß und Spielfreude sind in der Theater-AG spürbar und zeigen, dass Schule kulturelle Bildung handmade präsentieren kann. Zum Gelingen des Märchenspiels mit Gesang und Liedern wie "Suse, liebe Suse" hat eine Flotte von Aktiven im Hintergrund beigetragen. Sie kümmerten sich um Bühnenbau, Kostüme und weitere Finessen. Die Choreographie lag in den Händen von Margot Barff. Dicker Applaus ließ die Arbeit und das Lampenfieber schnell vergessen.

(sabi)
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