Moers Gymnasiasten diskutieren über Menschenwürde

Moers · Schüler des Grafschafter Gymnasiums haben mithilfe eines Fragebogens untersucht, wie ihre Mitschüler den Begriff verstehen.

 Schüler am Grafschafter Gymnasium stellen die Ergebnisse des Projektes "Kant, das Grundgesetz und die Flüchtlinge" vor.

Schüler am Grafschafter Gymnasium stellen die Ergebnisse des Projektes "Kant, das Grundgesetz und die Flüchtlinge" vor.

Foto: Marcus Koopmann

Die Menschenwürde ist unantastbar." Oft wird dieser Satz aus dem ersten Artikel des Grundgesetzes zitiert. Doch was umfasst der Begriff der Menschenwürde, auf dem nicht nur Grundgesetz und Gesellschaft basieren, sondern auch die Integration von Flüchtlingen? Schließlich behauptet der kanadische Philosoph Charles Taylor, Gesellschaften, die sich auf der Menschenwürde aufbauten, könnten leichter Neuankömmlinge integrieren, als Gesellschaften, die auf dem Prinzip der Ehre basierten.

50 Oberstufenschüler des Grafschafter Gymnasiums, die Philosophie belegen oder den bilingualen Kurs "European and international culture" besuchen, gingen seit Anfang Februar dieser Frage nach. Gestern stellten acht davon das Ergebnis des Projektes in der Aula vor, dem sie den Titel gaben: "Kant, das Grundgesetz und die Flüchtlinge - oder muss man über die Menschenwürde aufklären?"

Alexander Berger erläuterte die Menschenwürde, wie sie 1786 von Immanuel Kant in den "Grundlagen zur Metaphysik der Sitten" beschrieben wird. Nach diesem Philosophen der Aufklärung sei "Würde die Fähigkeit, allgemein gesetzgebend und eben dieser Gesetzgebung selbst unterworfen zu sein". Negativ ließe sie sich mit dem Spruch ausdrücken: "Was du nicht willst, was man dir tu, das füg auch keinem anderen zu."

Muhammet Said El-Hadri und Berkant Vural erläuterten den Begriff der Ehre. Zu Würde passe der Respekt, der allerdings kühl sei. Zur Ehre, die wertender sei, passe die Anerkennung, die wärmer sei. Deshalb plädiere Charles Taylor für ein "zugewandtes Anerkennen".

Da viele Menschen Würde und Ehre im Sprachgebrauch kaum unterscheiden, entwickelten die Schüler einen Fragebogen, um herauszubekommen, was 200 Schüler ab den zehnten Klasse unter diesen Begriffen verstehen. "Das Landesministerium für Bundesangelegenheiten und Europa sagte Anfang März zu, das Projekt mit 2000 Euro zu unterstützen", berichtete gestern Bernd Klähn, der als Philosophielehrer das Projekt begleitete. "Dann konnten die Schüler die Befragung starten. Alles ging zügig, weil das Projekt bis Anfang Mai abgeschlossen sein sollte und dazwischen noch die Osterferien lagen." Bei der Befragung bestätigte sich die anfängliche Beobachtung. Die Schüler benutzen Würde und Ehre ähnlich, egal welcher Religion sie angehören.

Um den anderen den Begriff der Würde näher zu bringen, entwickelten die Schülern des Projektes eine "Gebrauchsanleitung für würdebasierte Gesellschaften für den Alltag", die drei Seiten umfasst. Darin ist die "respektvolle Freundlichkeit" der zentrale Begriff, mit der Menschen miteinander umgehen sollen. Dazu sind die Schüler jetzt über den Begriff der Menschenwürde aufgeklärt. "Das erleichtert das Verständnis einer Gesellschaft", sagte Salma El Maach.

(RP)
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