Rheurdt Großwildjagd im "Ökodorf"

Rheurdt · Von einer privaten Weide war eine Damwild-Herde ins Freie gelangt und sorgte für gefährliche Situationen im Straßenverkehr. Die Tiere wurden vom Ordnungsamt zum "Freiwild" erklärt und damit zum Abschuss freigegeben.

 Ein mobiler Hochsitz wurde am Rande der Bahnstraße aufgestellt – gepaart mit dem Hinweis auf spielende Kinder – und ein Schild, das vor die Fahrbahn querende Kühe warnt.

Ein mobiler Hochsitz wurde am Rande der Bahnstraße aufgestellt – gepaart mit dem Hinweis auf spielende Kinder – und ein Schild, das vor die Fahrbahn querende Kühe warnt.

Foto: privat

Die dramatischen Ereignisse um eine Herde Damwild sind zwar schon ein paar Tage her — in Rheurdt sorgen sie nach wie vor für Gesprächsstoff und Gerüchte. Unbekannte hatten nächtens ein Loch in den Zaun rund um ein Gehege der Familie Linzner am Ortseingang zum Ökodorf geschnitten. Die Folge war, dass sich die Herde — immerhin etwa 15 Tiere — zwar auf und davon machte, aber sich weiterhin in der Nähe des gewohnten Terrains aufhielt. Die "Freigänger" liefen kreuz und quer durch den Ort und sorgten so für brenzlige Situationen.

"Dramatische Szenen"

"Da spielten sich zum Teil dramatischen Szenen ab, wir mussten handeln", sagt Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen. Gemäß der gesetzlichen Vorgabe wurden die flüchtigen Tiere nach Ablauf der vorgeschriebenen Frist zum "Freiwild" erklärt. Das bedeutet, dass für den Besitzer der Tiere das Eigentumsrecht entfällt. Die Herde wurde zum Abschuss freigegeben.

Besonders problematisch war, dass die Tiere nach ihrem Ausflug in die Freiheit wieder in ihr altes Gehege zurück wollten. Dabei kam es vor allem im Bereich der Bahnstraße immer wieder zu Beinahe-Kollisionen mit Autos. Der Jagdpächter rückte daraufhin mit einem mobilen Hochsitz zur Bahnstraße an. Dabei musste der Schusswinkel so gewählt werden, dass niemand gefährdet werden konnte. Schließlich wird auf Damwild nicht mit Schrotflinten, sondern mit großkalibrigen Büchsen angelegt. Die Gemeinde spannte Flatterbänder und stellte Warnschilder auf — allerdings wurde in Ermangelung des Hinweisschildes "Wildwechsel" das Schild aufgestellt, das vor die Straße überquerende Kühe warnt. Bis auf einige immer noch flüchtige Exemplare wurden nach und nach sämtliche Tiere erlegt. Die noch lebenden Tiere tauchen immer wieder im Gemeindegebiet auf — unter anderem in der Nähe der Grundschule.

Für das Ökodorf Rheurdt ist Damwild nichts Exotisches, auf dem Gelände des Volksparks Oermter Berg wird seit Jahrzehnten Rot-, Dam- und Muffelwild in einem Gehege gehalten und von den Besuchern aus der gesamten Region bewundert.

Nicht bestätigt hat sich übrigens ein Gerücht, das zurzeit in Rheurdter Kneipen kursiert. Danach soll ein Jäger aus seinem Auto heraus auf die Tiere geschossen haben. Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen ist so ein Ereignis nicht bekannt. Auf RP-Anfrage kam auch von der Pressestelle der Kreispolizeibehörde keine Bestätigung.

(RP/jul)
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