Moers Greb verzichtet auf Gehaltszuschlag

Moers · Der Intendant und Chef der Kultur GmbH Moers hätte 24 000 Euro für seine Arbeit beim Umbau der Festivalhalle erhalten sollen. Vertreter der politischen Parteien reagieren mit Anerkennung und Respekt auf Grebs Entscheidung.

Punkt 19.01 Uhr traf die Nachricht gestern im Mail-Eingang des Grafschafter ein. Der Absender ist Ulrich Greb, Intendant des Moerser Schlosstheaters und Chef der Kultur Moers GmbH. Er schreibt: "Angesichts der Diskussion um die Vergütung meiner Tätigkeit als Baubegleiter des Festivalhallenumbaus habe ich mich, vor dem Hintergrund der restriktiven Sparmaßnahmen, die allen Beschäftigten in der Stadtverwaltung und anderen öffentlichen Bereichen auferlegt sind, dazu entschlossen, den Vertrag nicht zu unterschreiben." Mit "Vertrag" ist das am Montagabend im Aufsichtsrat der Kultur GmbH beschlossene Schriftstück gemeint, das Greb für die Baubegleitung des Umbaus der Theaterhalle zu einer Festivalhalle einmalig 24 000 Euro zusätzlich gesichert hätte.

Kaum ein anderes Thema hatte gestern auf den Fluren und in den Büros des Moerser Rathauses für mehr Diskussionsstoff gesorgt als das von der Gehaltsaufstockung für Ulrich Greb. "Die Kollegen sind sauer darüber, dass überall gespart werden muss und dann einer, der sowieso schon zu den städtischen Spitzenverdienern zählt, noch mal einen Zuschlag bekommt", sagte ein Rathaus-Mitarbeiter der namentlich nicht genannt werden möchte. Wie unsere Zeitung erfuhr, soll es entsprechende Aussagen von einem Verwaltungsmitarbeiter auch bereits am Montagabend während der Aufsichtsratssitzung gegeben haben.

CDU-Mitglieder des Aufsichtsrats der Kultur GmbH hatten die Erhöhung kritisiert. Ingo Brohl, Vorsitzender der CDU-Fraktion in Moerser Rat, sagte: "Solch ein Bonus ist nicht vermittelbar: Die Stadt hat eine Sparrunde hinter sich. Die Bürger müssen Gebührenerhöhungen mittragen." Ähnlich hatte sich auch Gabriele Kaenders, Fraktionsvorsitzende der Linken, geäußert. Umso größer war gestern Abend die Anerkennung bei beiden Parteien für den überraschenden Schritt Grebs. "Das zeugt von Größe", sagte Kaenders. "Greb hat gezeigt, dass er über seinen Schatten springen und seinen Fehler eingestehen kann. Warum die SPD den Gehaltsaufschlag überhaupt erst mitgemacht hatte, kann ich nicht verstehen."

"Eine kluge Entscheidung", sagte auch Claudia van Dyck, stellvertretende Vorsitzende der CDU-Fraktion. "Etwas anderes wäre den Mitarbeitern der Stadtverwaltung auch kaum vermittelbar gewesen. Offenbar hat sich Greb noch einmal alle Argumente durch den Kopf gehen lassen."

Einen anderen Tenor hatte die erste Stellungnahme von Carmen Weist (SPD), die sich als Aufsichtsratsvorsitzende der Kultur GmbH vehement für Grebs Bonus eingesetzt hatte: "Die Neiddiskussion ist sehr zum Schaden der Person Ulrich Greb, der das Projekt Moers Festival und Schlosstheater mit seinem Engagement schützen will. Indem er den Vertrag nicht unterschreibt, will er Schaden von der Moers Kultur GmbH fern halten. Das ist höchst löblich."

Norbert Ballhaus (SPD), Bürgermeister, erreichte die Nachricht vom Rückzug Grebs gestern Abend per SMS: "Wir müssen jetzt möglichst schnell jemanden Guten finden, der die Baubegleitung für den Umbau der Theaterhalle übernimmt, wenn Greb das nicht mehr macht. Es wäre schade, wenn solch ein tolles Projekt jetzt noch gefährdet würde."

(RP)
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