Geschichte erfahren in Moers Darüber lacht die Republik

Moers · Das Grafschafter Museum stellt Karikaturen aus der Zeit der Weimarer Republik aus.

 Der Reichsbäcker: Friedrich Ebert hat Mühe, einen neuen Pfefferkuchenmann/Reichskanzler zu backen. In Eberts Reichspräsidentschaft gab es neun Reichskanzler mit zwölf verschiedenen Kabinetten.

Der Reichsbäcker: Friedrich Ebert hat Mühe, einen neuen Pfefferkuchenmann/Reichskanzler zu backen. In Eberts Reichspräsidentschaft gab es neun Reichskanzler mit zwölf verschiedenen Kabinetten.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Bis zum 23. Februar 2020 beleuchtet das Grafschafter Museum in Moers ein politisch-bewegtes Kapitel der deutschen Geschichte: die Weimarer Republik. Erzählt wird es in Karikaturen, die in der Zeit von 1918 bis 1933 unter anderem in Zeitschriften wie „Kladderadatsch“ und „Simplicissimus“ erschienen sind.

 Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Diese George Grosz zugeschriebene Darstellung eines Ebers in Frack und Zylinder verunglimpft den Reichstagspräsidenten Friedrich Ebert.

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt: Diese George Grosz zugeschriebene Darstellung eines Ebers in Frack und Zylinder verunglimpft den Reichstagspräsidenten Friedrich Ebert.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Besonders der erste Reichspräsident Friedrich Ebert war ein beliebtes Objekt der zeitgenössischen Karikatur. Viele Zeichner überspitzten nicht nur, sondern gingen über den Rahmen des Tolerierbaren hinaus. Sie attackierten den Sozialdemokraten, einen einfachen Mann aus dem Volk, geradezu aufs Heftigste, auch weil er das neue politische System, die Weimarer Republik, als Staatsoberhaupt verkörperte. Der Grafschafter veröffentlicht heute eine Auswahl der rund 70 Karikaturen, die im Schloss ausgestellt sind.

 Visionär: Karikaturist Werner Hahmann zeigt im August 1919, wie Philipp Scheidemann und Friedrich Ebert im Zuge der Novemberrevolution Germania in den „republikanischen Sattel“ setzen. Sie fällt vom Pferd.

Visionär: Karikaturist Werner Hahmann zeigt im August 1919, wie Philipp Scheidemann und Friedrich Ebert im Zuge der Novemberrevolution Germania in den „republikanischen Sattel“ setzen. Sie fällt vom Pferd.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Möglich wird diese Präsentation im Grafschafter Museum durch die Zusammenarbeit mit der Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte, die die Wanderausstellung „Darüber lacht die Republik – Friedrich Ebert und seine Reichskanzler in der Karikatur“ konzipiert hatte. Diese Wanderausstellung ist erstmals in Nordrhein-Westfalen zu sehen.

 Friedrich Ebert als römischer Göttervater. Die Karikatur in der Kladderadatsch kritisierte Eberts vermeintliche Einseitigkeit, nur gegen die Rechten vorzugehen. Er habe die Blitze nur in der rechten Hand.

Friedrich Ebert als römischer Göttervater. Die Karikatur in der Kladderadatsch kritisierte Eberts vermeintliche Einseitigkeit, nur gegen die Rechten vorzugehen. Er habe die Blitze nur in der rechten Hand.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

In zum Teil drastischen Bildern beschrieben die Karikaturisten den Hass auf den politischen Gegner und auf die politische Elite dieser Zeit, die von großen Umwälzungen in Gesellschaft und Politik geprägt war: Der Erste Weltkrieg war vorüber, die Armut groß, und der Versailler Vertrag wurde als Knebel empfunden. Die Karikaturen spiegeln als eine Form der Meinungsäußerung die politischen Stimmungen in der Zeit nach dem Ende der Monarchie wider. In Moers begleitet die Ausstellung die aktuelle Sonderausstellung „Wählen & Wühlen. Frauen und Demokratiebewegung am Niederrhein vor 100 Jahren“.

 Diese Karikatur erschien zum Jahrestag der Novemberrevolution, die das Ende der deutschen Monarchie bedeutete. In der Karikatur freut sich Ebert, dass der Kaiser nicht mehr erscheint, Germania weint.

Diese Karikatur erschien zum Jahrestag der Novemberrevolution, die das Ende der deutschen Monarchie bedeutete. In der Karikatur freut sich Ebert, dass der Kaiser nicht mehr erscheint, Germania weint.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
 Auf dem als Zentaur gezeichneten Reichspräsidenten Ebert reitet Germania. Die Karikatur verdeutlicht die schwierige wirtschaftliche und politische Situation nach dem Fall des deutschen Kaiserreichs.

Auf dem als Zentaur gezeichneten Reichspräsidenten Ebert reitet Germania. Die Karikatur verdeutlicht die schwierige wirtschaftliche und politische Situation nach dem Fall des deutschen Kaiserreichs.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
 Diese Karikatur, erschienen 1921 in der Kladderadatsch, bezieht sich auf eine von Ebert erlassene Ausnahmeverordnung, die auch besagt, dass Druckschriften verboten und beschlagnahmt werden können.

Diese Karikatur, erschienen 1921 in der Kladderadatsch, bezieht sich auf eine von Ebert erlassene Ausnahmeverordnung, die auch besagt, dass Druckschriften verboten und beschlagnahmt werden können.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte
 Rollin Kirby zeigt den ehemaligen Kaiser Wilhelm, wie er in seinem Niederländischen Exil die Nachricht von Eberts Wahl zum Reichspräsidenten erfährt. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände.

Rollin Kirby zeigt den ehemaligen Kaiser Wilhelm, wie er in seinem Niederländischen Exil die Nachricht von Eberts Wahl zum Reichspräsidenten erfährt. Sein Gesichtsausdruck spricht Bände.

Foto: Stiftung Reichspräsident-Friedrich-Ebert-Gedenkstätte

Die Ausstellung „Darüber lacht die Republik“ ist im Grafschafter Museum dienstags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags, sonntags und feiertags von 11 bis 18 Uhr zu sehen. Infos unter www.grafschafter-museum.de

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