Moers Graffiti gegen Graffiti am Bahnhof Moers

Moers · Ein Krefelder Künstler wird möglicherweise noch in dieser Woche mit der Besprayung der frisch getünchten Wänder der Bahnunterführung an der Homberger Straße beginnen. Die Stadt fürchtet sonst unkontrollierte Schmierereien.

 Moers-Bahnhof: Helle Wand im dunklen Tunnel.

Moers-Bahnhof: Helle Wand im dunklen Tunnel.

Foto: Klaus Dieker

Lange ist die Unterführung an der Homberger Straße in unmittelbarer Nähe des Moerser Bahnhofs nicht weiß geblieben. Nur kurze Zeit, nachdem der düstere Schandfleck renoviert worden war, prangte bereits ein hässlicher gelber Klecks, möglicherweise ein "Tag" aus der Graffiti-Szene,m an der Wand.

Allerdings nicht mehr lange. "Wenn wir das Material rechtzeitig geliefert bekommen, fangen wir noch in dieser Woche an, die Unterführung zu besprühen", verspricht der Krefelder Graffiti-Künstler Bastian Feldkeller. Die Stadt Moers hat den 30-jährigen Krefelder und seinen Mit-Sprayer Kj 263 beauftragt, den Bahntunnel komplett mit Fahrrad-Motiven einzusprühen.

"Wir sind vor einer Woche von der Stadt angesprochen worden und haben uns die Unterführung bereits angesehen", berichtet Feldkeller. "Kj 263 war von der Idee sofort begeistert, weil er selbst im Augenblick unheimlich viel mit Fahrrädern macht", sagt der Künstler, der vor einem Jahr bereits die fast 800 Quadratmeter große Fassade des Bollwerk 107 gestaltete.

Eigentlich sollte die Unterführung mit Hilfe von weißer Farbe und LED-Leuchten nur aufgehellt werden. Als das Werk vollbracht war, meldeten sich auf den Facebook-Seiten der Stadt Dutzende Mahner, die vor Graffiti-Schmierereien warnten. Feldkeller bestätigt, dass der helle Hintergrund "eine hervorragende Angriffsfläche" für Sprayer biete. Damit dies nicht geschieht, will die Stadt jetzt Graffiti mit Graffiti schlagen.

"Im Allgemeinen ist es so, dass Sprayer die Arbeit ihrer Kollegen nicht übersprühen", sagt Feldkeller. 8500 Euro bekommen die beiden Profi-Sprayer für ihre Arbeit. 25 000 Euro kostet die gesamte optische Auffrischung der Unterführung. 20 000 Euro zahlt die Stiftung "Lebendige Stadt", 5000 Euro die Stadt Moers. Im Preis inbegriffen ist auch eine Spezialbeschichtung: Sie soll das Kunstwerk vor Graffiti schützen. So ganz will man sich auf den Ehrenkodex der Szene offenbar doch nicht verlassen.

Die ersten Reaktionen im Internet fielen skeptisch aus: "Das Bild geht meiner Meinung nach gar nicht. Das Grün ist nicht freundlich, sondern grell und abschreckend. Das Bild ... hat keinen Bezug zu Moers", meint etwa "Laura Mar" auf der Moerser Facebook. Schüler hätten das Ganze sicher viel persönlicher ausgestaltet. "Arnold Ilge" hat grundsätzliche Bedenken gegen Graffiti: "Wo üben solche Sprayer eigentlich?

Die haben keinerlei Respekt vor fremdem Eigentum und das soll jetzt ,salonfähig' sein? Und "Jörg Hieke" meint: "Man hätte sich den Anstrich vorher sparen können, wenn man ein wenig nachdenkt." Hat man aber offensichtlich nicht. Immerhin hat die Stadt auf ihrer Facebook-Seite einen guten Rat für Kritiker parat: Wem's nicht gefällt, der solle einfach über die Essenberger Straße fahren.

(RP/rl)
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