Moers GrafenGalerie bleibt vorerst ungebaut

Moers · Die Investoren müssen sich erst darüber verständigen, ob das von der verstorbenen Brigitte van der Jagt geplante Einkaufszentrum in dieser Form überhaupt realisiert werden soll. Ein Baubeginn 2016 ist unwahrscheinlich.

 Unklar ist, wie es mit dem ehemaligen Horten-Gelände weitergeht.

Unklar ist, wie es mit dem ehemaligen Horten-Gelände weitergeht.

Foto: Klaus Dieker

An eines der letzten Gespräche, das ich mit Brigitte van der Jagt vor ihrem Tod geführt habe, kann ich mich noch gut erinnern. "Hier sieht es doch aus wie im Krieg", hatte sie gesagt. "Da muss sich doch was tun." Inzwischen ist ein halbes Jahr vergangen, und das ehemalige Gelände von Horten und C&A ist nach wie vor eine riesige Brache im Herzen der Stadt. Und es scheint, als würde dieser Zustand den Moersern noch eine Weile erhalten bleiben. "Ein Baubeginn noch in diesem Jahr ist nicht sehr wahrscheinlich; das wird sich weiter verzögern", sagt jedenfalls Dirk Gaßmann. Der Wuppertaler Unternehmer betreut derzeit kommissarisch die beiden van-der-Jagt-Projekte GrafenGalerie und BergGalerie in Bergkamen.

Damit dürften die Mitarbeiter des Knappschafts-Baus auf unabsehbare Zeit weiter einen nur durch einen Bauzaun eingeschränkten Blick auf die Essenberger Straße genießen können. Zur Erinnerung: 2011 Hatte die Stadtverwaltung einen Baubeginn für Herbst 2012 in Aussicht gestellt. Brigitte van der Jagts erste Zeitangabe ging von einem Baubeginn im Frühjahr 2013 und einer Eröffnung zum Jahresende 2014 aus. Inzwischen dürfte sicher sein, dass auf dem Gelände vor 2018 überhaupt nichts eröffnen wird.

Was dort einmal gebaut werden soll, ist gegenwärtig völlig offen. Selbst Gaßmann wagt keine Prognose. Denn momentan beratschlagen die beiden bislang stillen Gesellschafter des Projekts darüber, wie es weitergehen soll. Brigitte van der Jagts Ehemann, der als Geschäftsführer in die CharterHaus GmbH einstieg, als seine Frau krankheitsbedingt nicht mehr in der Lage war, die Geschäfte zu führen, will sich offenbar aus dem Unternehmen CharterHaus zurückziehen.

Die Gesellschafter müssen sich nun erst einmal darüber einigen, in welcher gesellschaftsrechtlichen Form sie die Entwicklungen in Moers vorantreiben wollen. Bis Monatsende sollen diese Abstimmungen noch dauern. Danach, so Gaßmann, seien alle möglichen Szenarien denkbar. So könnte CharterHaus etwa komplett verkauft werden. Denkbar wäre wohl auch, dass Gaßmann von den Gesellschaftern auf Dauer damit beauftragt wird, die Pläne van der Jagts umzusetzen. Das hätte immerhin den Vorteil, wie die Stadt Moers bestätigte, dass eine Baugenehmigung in Kürze erteilt werden könnte. Nur in diesem Fall, so Gaßmann, bestünde die Chance, dass die Bagger noch in diesem Jahr anrollen. Je größer jedoch die Veränderungen an den bislang von CharterHaus eingereichten Plänen, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Stadt aus rechtlichen Gründen das Planungsverfahren noch einmal neu aufrollen muss. Ein weiterer Aufschub könnte den Gesellschaftern möglicherweise sogar recht sein. Dadurch bekämen sie die Chance, das Projekt auf komplett neue Beine zu stellen; denn der Bedarf an neuen Einzelhandelsflächen ist laut Einzelhandelsverband in den vergangenen Jahren nicht gerade gewachsen. Angesichts des gegenwärtigen Zinsniveaus müssen die Eigner nicht Eile haben.

Sowohl die Stadt Moers als auch die Geschäftsleute an der Homberger Straße haben aber ein anderes Interesse: Sie wollen, dass die Brache endlich verschwindet und wieder Leben in den östlichen Teil der Homberger Straße einkehrt.

Da auch das zweite Moerser Großprojekt in der Innenstadt - Peter Werles Rathaus-Umbau - nicht in die Gänge kommt, werden in Moers inzwischen Forderungen laut, Bauherren künftig zeitliche Vorgaben für die Realisierung ihrer Projekte zu setzen. Da Moers für Investoren nicht unbedingt das verheißene Land ist, dürfte es schwierig sein, diese Forderungen durchzusetzen.

So dürfte die GrafenGalerie weiterhin das bleiben, was sie immer schon war: eine unendliche Geschichte.

(RP)
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