Moers Ginkgo-Früchte verpesten die Luft am Kastellplatz

Moers · Dieses Baumes Blatt, der von Osten / Meinem Garten anvertraut, / Gibt geheimen Sinn zu kosten, / Wie's den Wissenden erbaut . . .

 Susanne Wewers mit einer von vielen Tüten voller Früchte, die Mitarbeiter einer Firma (im Hintergrund) von den Bäumen und vom Boden klaubten.

Susanne Wewers mit einer von vielen Tüten voller Früchte, die Mitarbeiter einer Firma (im Hintergrund) von den Bäumen und vom Boden klaubten.

Foto: kdi

Als Goethe seine berühmten Zeilen über den Ginkgo-Baum schrieb, muss er an ein männliches Exemplar gedacht haben - sonst hätte er wohl nicht gedichtet, sondern die Nase gerümpft. Die Bäume tragen nämlich mirabellenähnliche Früchte, die bei Reife bestialisch stinken. Susanne Wewers, Chefin des Bekleidungsgeschäfts "Mandragora" und andere am Kastellplatz ansässige Geschäftsleute (und ihre Kunden) sind dem zweifelhaften Aroma derzeit wieder ausgesetzt. Denn an der Ginkgo-Allee Richtung Schloss stehen auch zwei weibliche Bäume, die voller Früchte sind.

Die Internet-Enzyklopädie Wikipedia spricht von einem Geruch nach ranziger Butter aufgrund von Buttersäure und Capronsäure in der Fruchtschale. Wewers siedelt den Gestank dagegen treffend "irgendwo zwischen Kot und Erbrochenem" an. Bis vor zwei Jahren habe die Enni sich um die kleinen Stinker gekümmert. Im vergangenen Jahr seien sie erstmals nicht entsorgt worden. "Seitdem wissen wir, dass die Früchte den ganzen Winter über, bis in den März von den Bäumen fallen", sagt Wewers.

Da der Mief bis in die Läden zieht und die ahnungslose Kundschaft sich wundere, hat sie zusammen mit anderen Geschäftsanliegern auf eigene Kosten eine Baumschulfirma mit der Entfernung der Ginkgo-Früchte beauftragt. Vorangegangen waren erfolglose Telefonate mit der Enni. Man habe ihr mitgeteilt, dass andere Arbeiten Vorrang hätten. Wewers vermutet dagegen, dass die Enni schlicht Kosten sparen wolle.

Warum die beiden weiblichen Ginkgobäume überhaupt angepflanzt wurden, weiß man nicht. Möglicherweise war's ein Versehen. Von der Firma, die sie beauftragt hatte, erfuhr Susanne Wewers jedenfalls, dass das Geschlecht junger Ginkgo-Bäume schwer zu bestimmen sei.

(pogo)
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