Moers Gesucht: Gasteltern für junge Flüchtlinge

Moers · Der Caritasverband Moers-Xanten arbeitet bei einem neuen Hilfsangebot mit den Jugendämtern zusammen.

Die Betreuung minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Begleitung nach Deutschland kommen, stellt die Kommunen vor schwere Aufgaben. Geeigneter Wohnraum für die Jugendlichen ist knapp, ebenso fehlt es an den Fachkräften für die Betreuung. Hier setzt ein neues Hilfsangebot des Caritasverbands Moers-Xanten an. Die Minderjährigen sollen bei Gastfamilien Aufnahme finden. Zusammen mit dem Moerser Jugendamt hat der Caritasverband ein Konzept ausgearbeitet. "Wir wollen zunächst vornehmlich mit Moers zusammenarbeiten", sagte gestern Caritas-Geschäftsführer Henric Peeters. "Bei Bedarf werden aber auch die anderen Kommunen auf uns zukommen."

Bei der Unterbringung minderjähriger unbegleiteter Flüchtlinge herrsche zurzeit "ein bisschen Wildwuchs", sagte Peeters. Da die Organisation von Wohngruppen nicht mit den Zuweisungen Schritt halte, würden die Jugendlichen vorläufig in normalen kommunalen Unterkünften betreut. Das soll sich bald ändern. Derzeit sucht der Caritasverband Gastfamilien (oder auch Einzelpersonen). Sobald sich genügend Interessenten gemeldet habe, werde kurzfristig eine erste Infoveranstaltung anberaumt. Ernsthafte Bewerber werden danach durch den Caritasverband geschult. Dabei geht es zum Beispiel um Rechte, Pflichten und pädagogische Fragen. Mitarbeiter des Caritasverbands werden die Gasteltern auch danach begleiten und zu Hause besuchen.

Das Projekt macht gewissermaßen aus der Not eine Tugend. "Die Unterbringung bei Gasteltern ist das, was sich der Gesetzgeber eigentlich wünscht", sagte Henric Peeters. "Die familiäre Einbindung ist durch nichts zu ersetzen." Man könne besser auf die individuellen Bedürfnisse der Jugendlichen eingehen; die Integration falle leichter. Und bei den Kommunen sinke der Druck, sich um Unterkünfte zu kümmern.

Die Gasteltern sollten zumindest englisch sprechen können, sagte Peeters. "Ideal wäre es, wenn sie selbst einen Migrationshintergrund hätten." Bewerber sollten über entsprechende räumliche Voraussetzungen verfügen und in sicheren wirtschaftlichen Verhältnissen leben. Zwar erhalten die Gasteltern eine Aufwandsentschädigung. "Sie steht aber in keinem Verhältnis zu der Zeit, die aufgewandt wird."

Peeters machte klar, dass es nicht darum geht, hilflose Kinder bei sich aufzunehmen. "Das kleine syrische Baby wird es nicht geben." Die meisten der Flüchtlinge seien männlich und zwischen zwölf und 17 Jahren alt. Viele seien ziemlich selbstständig, genießen nach dem deutschen Gesetz aber dennoch bis zur Vollendung des 18. Lebensjahrs eine besondere Schutzwürdigkeit. Und: Bei vielen der Jugendlichen haben Krieg und Terror Spuren hinterlassen. Sich darauf einzulassen, fordere ein hohes Maß an Hilfsbereitschaft und Empathie.

Zwar gibt es einen Bestand bereits anerkannter Pflegefamilien, die sich im Auftrag von Jugendämtern um in Deutschland geborene Kinder und Jugendlicher kümmern. Auf diese will die Caritas aber bewusst nicht zurückgreifen. "Wir wollen keine Konkurrenz aufbauen und suchen eine neue Zielgruppe von Gastfamilien", erläuterte Peeters. Er nannte das neue Hilfsprojekt eine Herausforderung für alle Beteiligten: "Wenn wir Willkommen ernst meinen, dann ist das die Nagelprobe."

(RP)
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