Geschichte in Moers So deutlich war das Votum für Hitler bei den Reichstags- und Reichspräsidentenwahlen 1932 in Moers

Moers · Am 31. Juli jährt sich die Reichstagswahl von 1932 zum 90. Mal, bei der in Deutschland die NSDAP zur mit Abstand stärksten Partei wurde. Moers-Mitte und ganz Neukirchen-Vluyn – die alte Grafschaft – votierten mit absoluter Mehrheit für die Hitler-Koalition.

 Bei der „Jubelfeier“ zum 25-jährigen Bestehen des Moerser Gardevereins im Juni 1929 feiert das kaisertreue Moers mehrere Tage lang und mit tausenden von Besuchern den Besuch von Prinz Eitel Friedrich. Der zweite Sohn Wilhelms II. wird im Oktober 1931 das Kaiserhaus in die „Harzburger Front“ mit Hitler und dem rechten Verleger Hugenberg führen, die ein Ende der Republik anstrebt.

Bei der „Jubelfeier“ zum 25-jährigen Bestehen des Moerser Gardevereins im Juni 1929 feiert das kaisertreue Moers mehrere Tage lang und mit tausenden von Besuchern den Besuch von Prinz Eitel Friedrich. Der zweite Sohn Wilhelms II. wird im Oktober 1931 das Kaiserhaus in die „Harzburger Front“ mit Hitler und dem rechten Verleger Hugenberg führen, die ein Ende der Republik anstrebt.

Foto: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Moers

Bei den Wahlen von 1932, die Hitler der Macht näherbrachten, stand Moers nicht abseits. Vor 90 Jahren, am 31. Juli 1932, gaben 38,9 Prozent der Moerser Wählerinnen und Wähler der NSDAP ihre Stimme, auf Reichsebene waren es 37,2 Prozent. Am Königlichen Hof votierten 50,2 Prozent der Stimmberechtigten für die NSDAP, in Hülsdonk und Schwafheim 52,9 und 55,2 Prozent. Rheinkamp, das damalige Repelen-Baerl, und Kapellen kamen auf 42,9 und 63,5 Prozent, Neukirchen-Vluyn auf 49,8 Prozent. Diesen Zahlen sind jeweils die 10,5 Prozent Stimmen für die Deutschnationale Volkspartei hinzuzurechnen, die ebenfalls die Weimarer Republik ablehnte.

 Bei ihrem Gautreffen im Juli 1933 am Kriegerdenkmal „Hektors Abschied von Andromache“ im Moerser Stadtpark führen die Frauen des „Bundes Königin Luise“, Frauenorganisation des deutschnationalen Frontkämpferbundes „Der Stahlhelm“, Hitlers Hakenkreuzfahne mit – sechs Monate nach dessen Machtübernahme.

Bei ihrem Gautreffen im Juli 1933 am Kriegerdenkmal „Hektors Abschied von Andromache“ im Moerser Stadtpark führen die Frauen des „Bundes Königin Luise“, Frauenorganisation des deutschnationalen Frontkämpferbundes „Der Stahlhelm“, Hitlers Hakenkreuzfahne mit – sechs Monate nach dessen Machtübernahme.

Foto: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Moers

Der überwiegend katholische Nordteil des Kreises Moers wählte anders. In Rheinberg und Xanten kam die NSDAP nur auf 19,1 und 24,4 Prozent. Dort dominierte weiterhin die Zentrumspartei, der auch Landrat Günter van Endert in Moers angehörte. Ergebnisse lediglich um die 20 Prozent erzielte die NSDAP auch in Ortsteilen wie Meerbeck und Hochstraß, während die KPD hier – weit vor der abgeschlagenen SPD – bei 30 bis 44 Prozent lag.

 Die Nachbildung der „Dicken Berta“ in Holz just zum 31. Juli 1932 im Vluynbusch erinnert an Deutschlands verlorene Stärke. Der Modellschnitzer Emil Cherubim fertigte für die NS-Propaganda zum Winterhilfswerk 1936/37 auch den „Eisernen Klomp“ – einen riesigen Schuh aus Holz, in den man gegen Spende Nägel einschlagen konnte.

Die Nachbildung der „Dicken Berta“ in Holz just zum 31. Juli 1932 im Vluynbusch erinnert an Deutschlands verlorene Stärke. Der Modellschnitzer Emil Cherubim fertigte für die NS-Propaganda zum Winterhilfswerk 1936/37 auch den „Eisernen Klomp“ – einen riesigen Schuh aus Holz, in den man gegen Spende Nägel einschlagen konnte.

Foto: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Moers

Diese Hinwendung des südlichen Kreises Moers hin zu Hitler war bereits bei der Reichspräsidenten­wahl von März und April 1932 deutlich vorgezeichnet. Dort lag Hindenburg – Idol der Kaisertreuen und Deutschnationalen – dank der Stimmen im Norden zwar noch vor Hitler, aber Moers, Repelen-Baerl und Kapellen votierten bereits deutlich für Hitler. In den bürgerlichen Stadtteilen wie Königlicher Hof, Schwafheim und Hülsdonk erreichte Hitler bereits im April 1932 das Doppelte der Stimmen von Hindenburg, in Neukirchen-Vluyn, seit 1928 von einem NS-Bürgermeister regiert, das Zweieinhalbfache.

 Schlagzeile aus der „Volksstimme“ vom 18. März 1932. Der Bürgermeister wendet sich gegen Ernst Bollmann, den ein Jahr später von der NSDAP ernannten Landrat.

Schlagzeile aus der „Volksstimme“ vom 18. März 1932. Der Bürgermeister wendet sich gegen Ernst Bollmann, den ein Jahr später von der NSDAP ernannten Landrat.

Foto: NS-Dokumentationsstelle der Stadt Moers

Anders als der Norden des Kreises oder die Zuwanderer „hinter dem Bahn­damm“ in Hochstraß oder Meerbeck strebten das bürgerlich-„kaisertreue“ Moers und seine Nachbarn in der protestantischen früheren Grafschaft auf den starken Mann zu – in freier Wahl und in deutlicher Ablehnung der Weimarer Republik. Sicher ist diese Radikalisierung eine Antwort auf die großen Unruhen im Reich – den „Altonaer Blutsonntag“, die Entmachtung der Regierung des Landes Preußen im sogennanten Preußenschlag, den Höchststand der Arbeitslosigkeit und den Linksruck in der Arbeiterschaft. Auch lokal hatten – nicht nur in der Wahlnacht zum 10. April – schwere Zusammenstöße stattgefunden, wie sie Bürgermeister Dr. Eckart scharf geißelte. Zugleich waren aber auch, was lokal weiterhin genauer zu untersuchen sein wird, die Schnittmengen zwischen den „Kaisertreuen“ und den Anhängern Hitlers so hoch, dass die Unterschiede schnell verwischten.

Der Autor ist Buchautor und Leiter der NS-Dokumentationsstelle Moers.

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