Neukirchen-Vluyn "Gebeutelter Berufsstand"

Neukirchen-Vluyn · Bei der Winterversammlung warnte Wilhelm Neckritz als Sprecher der Neukirchen-Vluyner Ortsbauernschaften davor, sich in mehrere Interessensgruppen aufzuteilen und appellierte an die Kollegen, an einem Strang zu ziehen.

Um den heißen Brei herumzureden, ist nicht das Ding von Wilhelm Neckritz. Auch bei der gestrigen Winterversammlung der Ortsbauernschaften von Neukirchen-Vluyn in der "Landschänke zur Grenze" fand er klare Worte: Man bemühe sich sehr um die abtrünnigen Milcherzeuger, die wohl von der kommenden Allmacht des Bundes der Milcherzeuger träumen würden. "Es ist schier unbegreiflich, wenn ein Schweinehalter wie Gerdfried Dreßler der einzige Vertreter aus ganz Neukirchen-Vluyn ist, der in Brüssel mit dem Rheinischen Landwirtschafts-Verband Flagge zeigt. Wo waren die Vertreter der melkenden Betriebe? Wenn wir unseren ohnehin stark gebeutelten Berufsstand noch splitten und nicht an einem Strang ziehen – na dann gute Nacht", sagte Neckritz.

Wenig Geld für 180 Tage Arbeit

Der Sprecher der Ortsbauernschaften rechnete den Teilnehmern der Winterversammlung am Beispiel eines Schlachtschweins vor, dass von der Wertschöpfung in der Nahrungsmittelproduktion die Landwirtschaft immer weniger mitbekomme. "Ein Schlachtschwein geht mit 750 bis 760 Euro pro Stück über die Ladentheke des Einzelhandels. Davon erhält der Produzent gerade mal 136 Euro oder 18 Prozent. Erschreckend wenig für 180 Tage Arbeit plus Produktionskosten", sagte Neckritz. Der Schlacht- und Zerlegebetrieb erhalte etwa zehn Prozent. Die restlichen 72 Prozent schlucke der Lebensmittelhandel innerhalb weniger Tage Warenumschlagszeit und bezahle den Lieferanten erst Wochen später. Bei der Milch sehe es ähnlich aus. Neckritz listete in seinem Jahresbericht aber auch positive Dinge auf. Der Helferabend mit der Besichtigung von Thyssen-Krupp in Duisburg sei hochinteressant gewesen. Auch der Jahresausflug nach Mecklenburg sei für alle Teilnehmer spannend und informativ gewesen. Gute Resonanz hätten Ortsbauern und Landfrauen an ihren Ständen bei verschiedenen Veranstaltungen in der Stadt – unter anderem beim Weihnachtsmarkt auf Schloss Bloemersheim – bekommen.

Die Grüße der Stadt überbrachte Kurt Best als stellvertretender Bürgermeister. Mit Applaus begrüßt wurden auch der CDU-Bürgermeisterkandidat Harald Lenßen sowie Petra Aarse (SPD) und Norbert Gebuhr (FDP).

(RP)
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