Kamp-Lintfort Gäste aus Ruanda berichten von der Versöhnungsarbeit

Kamp-Lintfort · Die evangelische Frauengemeinschaft hatte zwei Theologinnen aus Kigali / Ruanda ins Lutherhaus nach Kamp-Lintfort eingeladen.

 Pfarrer Helmut Keiner, Pastorin Francine Uwsineza, Superintendentin Therese Mukamakuza und Pfarrer Gerhard Biermann im Gespräch.

Pfarrer Helmut Keiner, Pastorin Francine Uwsineza, Superintendentin Therese Mukamakuza und Pfarrer Gerhard Biermann im Gespräch.

Foto: huk

Noch sind die Traumata des Völkermordes vor wenigen Jahren, als eine Volksgruppe in Ruanda wahllos und brutal die Mitglieder der anderen abschlachtete, nicht überwunden. Es muss die daraus zurückgebliebene allgegenwärtige Not gelindert und Versöhnungsarbeit geleistet werden. Von ihrer täglichen Gemeindearbeit vor diesem Hintergrund berichteten an einem offenen Nachmittag, zu dem die evangelische Frauengemeinschaft ins Kamp-Lintforter Lutherhaus eingeladen hatte, die Superintendentin des Kirchenkreises Kigali der Presbyterianischen Kirche Ruandas, Therese Mukamakuza und Pastorin Francine Uwsineza.

Mit dem Kirchenkreis Moers verbindet Kigali seit 28 Jahren eine enge Partnerschaft. Erst im vergangenen Jahr besuchte, davon zeigten die beiden afrikanischen Theologinnen Bilder, eine Jugendgruppe aus Neukirchen-Vluyn Kigali und packte tatkräftig beim Bau einer großen Kirche mit an. Trotzdem kamen sie immer wieder auf den Genozid zu sprechen. Bis heute sind Familien zerrüttet, soziale Bande zerbrochen. Frauen haben ihre Männer verloren und Kinder ihre Eltern. "Frauen müssen seitdem viel mehr Verantwortung und neue Aufgaben übernehmen", erklärte Superintendentin Therese Mukamakuza. Das habe dazu geführt, dass Mädchen und junge Frauen in Ruanda heute viel eher zu einer besseren und qualifizierteren Ausbildung kommen.

"Sie heiraten, um ihre Ausbildung machen zu können, einige Jahre später", fügte Pastorin Francine Uwsineza an, schließlich sei der Besuch der Elementarschule sowie der ersten Jahre der Sekundarschule umsonst. Fragen nach der alltäglichen Gemeindearbeit stellten die Pfarrer Gerhard Biermann und Helmut Keiner. 537 weit verstreut wohnende Gemeindeglieder zählen zur Gemeinde von Pastorin Uwsineza. "Ich kenne sie alle", erklärte sie stolz. Erschrocken war sie, als sie hörte, dass ihre deutsche Kollegen im Kirchenkreis Moers rund 2800 Glieder in einer Gemeinde betreuen. "Dafür ist bei uns die Infrastruktur besser", sagte Pfarrer Biermann. Erhebliche Unterschiede gebe es im Gottesdienst. Der dauert in Ruanda etwa zweieinhalb Stunden und würde viel mehr durch Gesang und verschiedene Chöre gestaltet.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort