Kamp-Lintfort Fünf Grubenrocker spielen Heavy Metal

Kamp-Lintfort · Die Kamp-Lintforter Band "El Postre" verbindet Rap und Heavy Metal mit Texten über die Arbeit zu einem eigenen Sound. Auf der ersten Extra-Schicht auf dem Bergwerk West spielen die Musiker am 6. Juli im Bereich der Ausbildung.

 Marcel de la Puente, Tobias Brambosch, Marcel Kronwald, Sebastian Forster und Andres de la Puente treten immer in roten Blaumännern auf. Sie treffen sich regelmäßig sonntags, um gemeinsam zu proben.

Marcel de la Puente, Tobias Brambosch, Marcel Kronwald, Sebastian Forster und Andres de la Puente treten immer in roten Blaumännern auf. Sie treffen sich regelmäßig sonntags, um gemeinsam zu proben.

Foto: Archiv

Eines haben Marcel de la Puente, Tobias Brambosch, Marcel Kronwald, Sebastian Forster und Andres de la Puente gemeinsam: Sie stehen für harte, ehrliche Arbeit. Genauso ist die Musik, die von den fünf Kamp-Lintfortern gespielt wird. "Wir machen Malocher-Mucke", beschreibt Gitarristin Marcel "Madcell" de la Puente den eigenwilligen Sound von El Postre, wie sie sich nach dem spanischen Wort für Nachtisch nennen. Ihre Musik überschreitet Grenzen, ist eine Mischung aus Rap und Heavy Metal. Dieser Mix erinnert an Limp Bizkit, Linkin Park oder die einstige Band "Such a Surge". Wenn da nicht die Texte wären, die von Arbeit und Alltagsleben der "Arbeiterschicht" berichten – teilweise in derbem Ruhrpottdeutsch.

Bei der Extra-Schicht im Rahmen der Nacht der Industriekultur auf dem Bergwerk in Kamp-Lintfort sind die fünf Musiker von El Postre live zu erleben. Sie spielen am Samstag, 6. Juli, ab 23.45 Uhr auf der Bühne vor der Ausbildung. "Wir werden immer Arbeiter bleiben, ohne Glamour, teure Klamotten und dicke Autos", sagt Tobias Brambosch. Wie fast alle Bandmitglieder hat der 33-jährige Sänger, der mit Spitznamen "Tope" heißt, auf dem Bergwerk an der Friedrich-Heinrich-Allee gelernt. Heute arbeitet er als Schlosser auf Montage, um weltweit unterwegs zu sein. Zusammen mit Schlagzeuger Andres de la Puente, dessen Spitzname "Della" ist, schreibt er auch die Texte zu den Songs.

"Wir sind rebellisch", sagt "Tope". "Wir sind authentisch und überzeugend." Authentisch zu sein, war auch der Grund, dass "El Postre" nie der große Durchbruch gelang. Zwar erschien 2006, als die Band ihren neunten Geburtstag feierte, zusammen mit einer Plattenfirma das erste Album "Fundament". Und es kam zu einem kurzen Auftritt beim WDR-Rockpalast, doch gab die Band bereits Ende 2007 die Zusammenarbeit mit der Plattenfirma auf. "Wir sollten uns in alle Himmelsrichtungen verbiegen", berichtet Gitarrist Marcel "M@z" Kronwald. "Der Produzent wollte uns in Musik und Texte 'reinreden."

Doch die Musiker aus der Bergbaustadt wollten nicht ihre Seele verkaufen, um – wie sie sagen – "Mainstream" zu werden und so ihre Musik in Form von Silberscheiben oder Radiotantiemen vermarkten zu können. "Weil wir uns nicht verbiegen, wird der große Durchbruch nicht mehr kommen", wagt Bassist Sebastian "4Star" Forster einen Blick in die Zukunft. Dafür gibt es Fans des deutschen Crossover, bei denen El Postre einen Namen hat. Sie sind es auch, die die Alben der Band gratis über das Internet herunterladen. Fünf davon sind seit 2008 erschienen.

Diese Scheiben haben so markante Namen wie: Malocher-Mix Schacht 1, Meister-Werk, Malocher-Mix Schacht 2, Wechselschicht und "Damals wie Heute". Die fünf Bandmitglieder, die jeden Sonntag proben und immer in roten Blaumännern spielen, sind sich über ihre Musik einig: "Das ist richtig gute Malocher-Mucke."

(RP)
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